Oliver Kahn und der FC Bayern München gehen womöglich schon bald getrennte Wege. Nach zehn Jahren und 15 Titeln will der DFB-Kapitän den deutschen Rekordmeister verlassen. Der 34 Jahre alte Keeper sucht in der kommenden Saison eine neue sportliche Herausforderung im Ausland. Dies erklärte Kahn, der sich derzeit mit der deutschen Nationalelf in Winden im Schwarzwald auf die Europameisterscahft in Portugal (12. Juni bis 4. Juli) vorbereitet, in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).
"Es geht mir nicht darum, dass ich gar keine Privatsphäre mehr habe. Damit komme ich schon zurecht, solange es im Rahmen bleibt. Aber: Wenn ich die Möglichkeit hätte, noch einmal zu einem anderen Topverein zu wechseln, dann müsste ich das jetzt zur neuen Saison machen", sagte Kahn, der sei 1994 bei den Bayern spielt und noch bis zum 30. Juni 2006 unter Vertrag steht, im sid-Gespräch.
Kahn sieht Wechsel nicht als Flucht
Als Flucht vor dem öffentlichen Druck in Deutschland will der 67-malige Nationalspieler einen Wechsel jedoch nicht verstanden wissen, vielmehr als neue sportliche Herausforderung: "Nur darum geht es." Deshalb käme auch nur ein "absoluter Topklub" in Frage. Dass der FC Bayern ihm einen Wechsel verbauen könnte, glaubt der "Titan" nicht: "Ich glaube nicht, dass es an der Ablösesumme oder anderen Dingen scheitern würde."
Für Kahn, der 308 Bundesliga- und 95 Europapokalspiele für die Münchner absolviert und mit den Bayern fast alles gewonnen hat, kommt allerdings nur ein Spitzenverein im Ausland in Frage: "Wenn ich sage, ich möchte noch einmal Champions-League-Sieger werden und die Meisterschaft gewinnen, dann könnte es nur ein absoluter Topklub sein. Wenn es diese Möglichkeit gibt, dann nur noch jetzt in diesem Sommer." Dass der FC Bayern ihm einen Wechsel verbauen könnte, glaubt der "Titan" nicht: "Ich glaube nicht, dass es an der Ablösesumme oder anderen Dingen scheitern würde."
Kahn spielt seit 1994 bei den Münchnern und steht noch bis zum 30. Juni 2006 beim FC Bayern, wo er anschließend ins Management einsteigen sollte, unter Vertrag. Der Rekordmeister wollte sich am Montag zu den Plänen des Keepers nicht äußern.
Chelsea käme als Verein in Frage
Als Verein, der ins Anforderungsprofil des DFB-Kapitäns passt, kommt vor allem der FC Chelsea London aus der englischen Premier League in Frage. Dort versucht Öl-Milliardär Roman Abramowitsch mit aller Macht, ein europäisches Spitzenteam zu formen. Zudem ist der englische Renommierklub FC Liverpool auf Torwartsuche. Weitere Kandidaten könnten Real Madrid, der FC Barcelona oder auch der FC Arsenal London sein, wo Jens Lehmann einige Male in der Kritik stand.
Zuletzt war Kahn in Deutschland nach einigen ungewohnten Fehlern in dieser Saison selbst in die Kritik geraten. Zudem soll er beim FC Bayern innerhalb der Mannschaft isoliert gewesen sein. "Das sind so Sachen, die hervorgekramt werden, wenn es nicht so läuft. Dinge, die ich schon seit Jahren mache, sind dann plötzlich Sonderrechte", sagte Kahn und fügte an: "Man versucht dann immer, einen Keil zwischen die Mannschaft und mich zu treiben. Ich war immer schon in meiner Freizeit beim Golfen, das ist auf einmal ein Sonderrecht. Das wird alles konstruiert."
"Man kann nur versuchen, die Fehler zu minimieren"
Als Torwart bei Bayern und in der Nationalmannschaft könne man "nie ganz fehlerlos bleiben. Du kannst nur versuchen, die Fehler zu minimieren. Aber ich bin sicher, dass man nach so einer Situation, wenn man sie bewältigt hat, noch einmal so richtig einen Turbo zünden kann", erklärte der gebürtige Karlsruher.
Das große Ziel von Kahn ist nach wie vor die WM 2006: "Ich möchte versuchen, in den nächsten zwei bis drei Jahren noch einmal die Champions League zu gewinnen, die Meisterschaft natürlich auch. Wenn das alles optimal läuft, was soll dann 2006 im Wege stehen? Vielleicht spiele ich aber noch viel länger."