Ein Engagement als Trainer beim VfB Stuttgart scheint für Jürgen Kohler durchaus vorstellbar zu sein: Noch am Samstag jubelte der Welt- und Europameister als Sportdirektor von Bayer Leverkusen über den 2:0-Coup über den VfB, doch für den 38-Jährigen könnte es ein bitterer Sieg gewesen sein.
Denn der ehemalige Bundesliga-Profi von Waldhof Mannheim, des 1. FC Köln, von Bayern München und Borussia Dortmund gilt als absoluter Topfavorit auf den Posten als Chefcoach bei den Schwaben und als Nachfolger von Felix Magath. Der 105-malige Nationalspieler müsste mit den Schwaben aber im Uefa-Pokal statt in der Qualifikation zur Champions League antreten. Dort spielt stattdessen Bayer.
Verpflichtung angeblich schon perfekt
Die VfB-Profis munkelten in der BayArena bereits, dass die Verpflichtung von Kohler bereits perfekt sei. Insider behaupten, dass der bis 2008 befristete Vertrag mit einem Jahressalär von 1,2 Millionen Euro in Leverkusen bereits aufgelöst sei und der frühere Weltklassespieler ablösefrei gehen könne. Der ehemalige Coach der deutschen "U21"-Nationalmannschaft soll einen Zweijahresvertrag erhalten und bereits in den nächsten Tagen in Stuttgart vorgestellt werden.
Kohler machte denn auch aus seinen Trainerambitionen keinen Hehl. "Schon bei meinem Amtsantritt in Leverkusen vor 14 Monaten habe ich der Geschäftsführung gesagt, dass ich irgendwann auf die Bank zurück will, wenn ein gutes Angebot kommt. Über den VfB würde ich sicher nachdenken. Er wäre eine reizvolle und interessante Aufgabe, er hat eine sehr junge und entwicklungsfähige Mannschaft, mit der man viel bewegen kann", sagte "Fußball-Gott" Kohler, fügte aber hinzu: "Solange mich kein Verantwortlicher selbst anspricht, mache ich mir darüber keine Gedanken."
Kohler scheint Wunschlösung zu sein
Für die Schwaben scheint Kohler, der als eisenharter Verteidiger 398 Bundesligaspiele (28 Tore) bestritt, offenbar die Wunschlösung zu sein. "Jürgen Kohler ist einer der populärsten und erfolgreichsten deutschen Spieler aller Zeiten. Wenn er Trainer werden will, ist er sicher ein Thema. Er ist einer von drei, vier Kandidaten", bestätigte VfB-Präsident Erwin Staudt.
Der Niederländer Guus Hiddink vom PSV Eindhoven ist dagegen kein ernsthafter Konkurrent mehr. "Wir müssen im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten denken. Und Hiddink ist kein billiger Trainer, wir müssen einen Mittelweg finden", ließ Staudt durchblicken. Und der neue Trainer soll die jüngste Bundesliga-Mannschaft weiterentwickeln. Kohler kennt aus seiner Tätigkeit als "U21"-Coach die VfB-Spieler Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel, Timo Hildebrandt und Christian Tiffert.
Leverkusen würde Freigabe erteilen
Leverkusen indes will Kohler laut Manager Reiner Calmund "keine Steine in den Weg legen, wenn er eine neue sportliche Herausforderung sucht": "Wenn ein Angebot kommt, erteile ich ihm definitiv die Freigabe. Man merkt ihm an, dass es ihn Richtung Rasen zieht, wir werden das mit Jürgen fair regeln", sagte Calmund und Kohler fügt hinzu: "Ich habe keine Ausstiegsklausel, aber bei Bayer sind alle Ehrenmänner."