Seine Ziele hat Sebastian Deisler noch nicht aus den Augen verloren. Obwohl seine Rückkehr in die Bundesliga weiterhin offen ist, hat der 24 Jahre alte Nationalspieler seine Hoffnung auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft in Portugal noch nicht aufgegeben. "Es freut mich sehr, dass Rudi Völler gesagt hat, dass für mich die Tür bis zum Schluss offen steht. Man muss jetzt einmal abwarten. Aber innerlich würde ich mir die EM zutrauen", sagte der lange Zeit an Depressionen leidende Deisler in der ARD-Talkshow "Beckmann".
Dabei ist immer noch nicht klar, wann der Mittelfeldspieler überhaupt sein Bundesliga-Comeback feiern wird. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld wollte sich auch vor dem Spiel am Samstag beim 1. FC Köln nicht festlegen. Vielmehr sagte er, dass Deisler körperlich topfit sein müsse, er solle in dieser Woche noch Aufbautraining absolvieren.
Deisler zuletzt viermal bei den Bayern-Amateuren
Deisler hatte zuletzt viermal bei den Bayern-Amateuren in der Regionalliga gespielt. Am Sonntag sollte er beim Derby gegen 1860 München (1:0) erstmals wieder auf der Bank sitzen. Hitzfeld hatte sich nach dem Abschlusstraining am Samstag aber anders entschieden. Deisler sei noch nicht soweit.
Zuletzt hatte sich auch Nationalkeeper Oliver Kahn skeptisch geäußert, dass es mit einer EM-Teilnahme von Deisler noch klappen könnte. "Ich glaube, dass es zu früh wäre, ihn mit der EM in Verbindung zu bringen. Für Sebastian geht es darum, im Profifußball wieder Fuß zu fassen. Außerdem glaube ich, dass Sebastian momentan ganz andere Dinge im Kopf hat, als jetzt eine EM unter diesen enormen Druckbedingungen zu spielen", sagte Kahn der Welt am Sonntag.
Völler will Deisler "nicht unter Druck setzen"
Teamchef Rudi Völler hatte zuletzt zum wiederholten Male erklärt, dass er zwar noch keine endgültige Entscheidung über den EM-Kader getroffen habe, "aber ich möchte Sebastian nicht unter Druck setzen". Zumal Prof. Florian Holsboer, der Deisler im Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München behandelt hat, meinte: "Er macht sich ein bisschen rar. Er denkt, es sei ausgestanden. Hat er ja mit seinen 24 Jahren auch Recht. Aber wir behalten ihn noch ein bisschen unter unseren Fittichen."
Deisler hatte am 8. November 2003 gegen Borussia Dortmund sein letztes Bundesligaspiel bestritten. Danach war er monatelang wegen Depressionen ausgefallen.