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Boateng und Klose: Ein Zweikampf mit turbulenten Nachwehen
Beckenbauers Allmacht bröckelt

BVB: Ein Zweikampf mit Nachwehen
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„Zum Glück bin ich wieder bei der U21-Nationalmannschaft."

Ein ähnlicher Gedanke dürfte am Sonntagabend BVB-Winterneuzugang Kevin-Prince Boateng durch den Kopf gegangen sein. Denn abgesehen von der sportlichen Chance, die sein sechster Einsatz im deutschen Nationaldress am Dienstag gegen Irland (1:1) bot, konnte der 21-Jährige auf der Insel den turbulenten Nachwehen seines angeblichen „Tritts" gegen Bayern-Stürmer Miroslav Klose entgehen.

„Es war keine Absicht" - mehr ließ sich der Mittelfeldspieler nach der Partie am Sonntag nicht entlocken. Der frühere Berliner wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass eine regelrechte Hexenjagd gegen ihn begonnen hatte.

Es war clever, sich dem Spiel der (Boulevard-)Medien zu entziehen, die nur zu gerne einen neuen Kleinkrieg zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund inszeniert hätten, nachdem Boateng vor dem 1:1-Ausgleich der Bayern bei einem Ausweichsprung auf Kloses Oberschenkel gelandet war.

„Abartig", polterte etwa Premiere-Kommentator Fritz von Thurn und Taxis. Und als sich dann in der Halbzeitpause auch (Fußball-)Deutschlands „Kaiser" Franz Beckenbauer in die Diskussion einschaltete, und dem Dortmunder Absicht unterstellte, nahmen die Nachwirkungen des Zweikampfs ihren seltsamen Lauf.

Jürgen Klopp stellte sich nach dem Abpfiff sofort vor den angeblichen „Übeltäter": „Es ist unglaublich, wenn man dem Jungen in so einer Situation etwas unterstellt. Da kann es nur darum gehen, dass man Kevin etwas anhängen will."

Obwohl die Fernsehbilder keinen Vorsatz nachweisen konnten, entbrannte eine heftige Diskussion, in der die Vergangenheit des oft als „Gangster-Kicker" titulierten Ex-Londoners eine größere Rolle zu spielen schien als der eigentliche Auslöser auf dem Platz.

Sogar der ansonsten besonnene Klose stellte sich, offenbar ermutigt vom öffentlichen Getöse seines Präsidenten, vor die Kameras und übte sich an einer gewagten These: „Ja, das war Absicht. Das habe ich an seinem Gesicht gesehen."

Die DFL sah das dagegen anders. Klaus Koltzenburg von der DFL-Pressestelle bestätigte rasch, dass keine Ermittlungen vorgenommen würden: „Es wird im Kontrollausschuss nichts gemacht, da nach Ansicht der TV-Bilder keine Absicht nachzuweisen ist."

Die DFL entzog sich damit dem Willen Beckenbauers, der Boateng wohl am liebsten nachträglich gesperrt gesehen hätte. Die Allmacht des „Kaisers", der zu seiner Hochzeit rund um die WM 2006 mächtiger zu sein schien als Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler zusammen, scheint langsam, aber sicher zu bröckeln. Zumindest beim BVB hat der 63-Jährige seit Sonntag einige Freunde weniger.

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