Für die geschätzte Rekordsumme von rund 20 Millionen Euro wechselt der niederländische Nationalspieler Nigel de Jong von den Hanseaten zum englischen Premier-League-Klub Manchester City. Sowohl City als auch der HSV bestätigten am Mittwochabend den Transfer. "Wir waren uns mit Manchester ja bereits seit Sonntag einig. Nigel ist dann heute Morgen nach Manchester geflogen, um letzte Details zu klären und die sportmedizinische Untersuchung zu durchlaufen. Da Manchester den Vollzug gemeldet hat, können wir das auch tun", sagte HSV-Sprecher Jörn Wolf dem sid.
Der 29-malige Nationalspieler De Jong unterschrieb am Abend einen Viereinhalbjahresvertrag bis zum 30. Juni 2013. Der HSV steht nun vor der schwierigen Aufgabe, schnell Ersatz für den Mittelfeldabräumer zu finden. Bereits am kommenden Dienstag geht es im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Zweitligisten 1860 München. Drei Tage später empfängt der Tabellenvierte zum Auftakt der Rückrunde den deutschen Rekordmeister Bayern München, bevor am 31. Januar dann die Transferperiode endet. Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer hat den Markt bereits sondiert.
So werden Demy de Zeeuw (AZ Alkmaar), Steven Defour (Standard Lüttich), Lucas Rodrigo Baglia (RSC Anderlecht) und Stephane Mbia (Stade Rennes) als potenzielle Nachfolger für de Jong gehandelt. Nach Wunsch von HSV-Trainer Martin Jol soll jedoch nicht nur in einen neuen "Sechser", sondern auch in einen Abwehrspieler und einen Stürmer investiert werden.
Für den Angriff gilt Milan Jovanovic (Standard Lüttich) als möglicher Zugang. Der Serbe könnte in die Rolle von Ivica Olic hineinwachsen, der im Sommer ablösefrei zu den Bayern wechselt. So schmerzlich de Jongs Abgang sportlich ist, so sehr hat sich der Verkauf des 24-Jährigen für die Hamburger finanziell ausgezahlt. Im Januar 2006 war er für gerade einmal 1,5 Millionen Euro vom niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam zu den Hanseaten gewechselt.
Nur beim Verkauf von Owen Hargreaves, der 2007 für 25 Millionen Euro von den Bayern zu Manchester United gewechselt war, hatte ein Bundesligist mehr Geld für den Transfer eines Spielers erhalten. Der HSV erhielt zuvor den bisher höchsten Erlös der Klubgeschichte durch den Wechsel von Rafael van der Vaart. De Jongs Teamkollege aus der Elftal war vor der Saison für rund 15 Millionen Euro zu Real Madrid gewechselt und hatte somit das Spielerkarussel in Hamburg erstmals in der laufenden Spielzeit mächtig in Schwung gebracht.
Der HSV investierte die Einnahmen und die neun Millionen Euro, die man durch den Verkauf von Vincent Kompany (ebenfalls zu Manchester City) erzielt hatte, umgehend in die Mannschaft. Für Mladen Petric, Marcell Jansen, Alex Silva und Thiago Neves gab man insgesamt 27 Millionen Euro aus. Durch die de-Jong-Ablöse wird nun wohl die nächste Shoppingtour und ein möglicher zweiter großer Umbau des Kaders beginnen. Dass so kaum Kontinuität einziehen und die Mannschaft nur schwer zusammenwachsen kann, ist auch Beiersdorfer bewusst.
Doch dem Sportdirektor sind aufgrund der Angebote zahlungsstärkerer Konkurrenz die Hände gebunden. "Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir keinen Spieler abgeben müssten. So ist es für uns sehr schwierig, zu den ganz großen Klubs aufzuschließen", sagt der Manager, der de Jong aufgrund einer Ausstiegsklausel in dessem bis 2010 befristeten Vertrages im Sommer für zwei Millionen Euro hätte ziehen lassen müssen.
Auch eine erst vor gut einer Woche mündlich ausgehandelte Verlängerung des Kontraktes mit dem Niederländer war nach der Millionen-Offerte aus Manchester hinfällig. Bei City, wo das Geld dank der Klubeigentümer aus dem Scheichtum Abu Dhabi trotz der weltweiten Finanzkrise unaufhaltsam sprudelt, kann sich de Jong offenbar noch auf weitere hochkarätige Zugänge freuen. Beim Versuch, den ehemaligen Weltfußballer Kaka für 125 Millionen Euro vom AC Mailand loszuseisen, holten sich die Citizens zwar eine blutige Nase, doch die Transferbemühungen beim Tabellenelften der Premier League scheinen noch nicht abgeschlossen. Neben de Jong holte Man City im Winter bereits den englischen Nationalspieler Wayne Bridge und den walischen Auswahlstürmer Craig Bellamy.