Welch ein Nachmittag für Vahid Hashemian. Landauf, landab war der höfliche Iraner in der letzten Saison als der "Joker" gefeiert worden, der im Schatten von Torjäger Thomas Christiansen ein eher bescheidenes Dasein beim VfL fristete. Doch mit dem Wechsel des Dänen an die Leine schien dieses beendet. Der Kronprinz würde den Torjäger beerben - Pustekuchen. Mit der Verpflichtung von Peter Madsen waren die Hoffnungen des Iraners vom Tisch gewischt. Und in der Vorbereitung musste er schmerzlich erkennen, dass er auch in der nun laufenden Spielzeit über die Rolle des Edelreservisten wohl nicht hinaus kommen würde.
Doch Fußball ist so kurzweilig, dass sich die Situation von einem auf den anderen Tag völlig verändern kann. Nur - Vahid Hashemian profitierte nicht von einem Missgeschick seiner Kollegen, sondern seiner eigenen Leistung. In den letzten 14 Tagen, wo das Training mangels großer Beteiligung eher einer Beschäftigungstherapie glich, machte Hashemian nachhaltig auf sich aufmerksam, traf in den Testspielen und brachte sich so nachhaltig in Erinnerung, dass Neururer schon am Freitag feststellte: "Vahid hat sich seinen Einsatz regelrecht erarbeitet." An seiner Seite stürmte Peter Madsen. Für Vahid Hashemian war dies fast völliges Neuland. Der Iraner: "Wir haben so gut wie noch nie zusammen gespielt. Um so erstaunlicher, wie gut wir harmonierten. Wir sind uns nie in die Quere gekommen. Ganz im Gegenteil. Da passte einfach alles."
So sah das auch Peter Madsen: "Vielleicht haben ja einige gedacht, dass es nicht gut gehen kann. Aber unser Trainer wusste, dass wir das beste daraus machen würden. Auch wenn ich kein Tor geschossen habe. Über die Vorlage zu Vahid freue ich mich genauso."
Eines steht jedenfalls seit gestern fest. Mit dem Doppelpack Madsen/Hashemian besitzt der VfL eine taktische Variante mehr. Zumal Torhüter Rein van Duijnhoven, schlichtweg das Sprachrohr im VfL-Team, nach dem Schlusspfiff zu einer Laudatio auf die zwei anhob: "Wenn wir hinten zu null gespielt haben, dann lagen die Ursachen dafür schon ganz vorne." Und dann wurde der Schlussmann präziser: "Ich habe selten erlebt, dass zwei Keilstürmer so viel nach hinten gearbeitet haben und sich die Bälle sogar an unserem eigenen Strafraum eroberten."
Doch als Vahid Hashemian nach dem Spiel auch noch die Auszeichnung des besten Spielers von Premiere entgegen nehmen musste, da wurde es dem Angreifer fast ein wenig peinlich. Mit rotem Kopf versicherte der artige Iraner: "Ich war gar nicht so gut. Gut war nur die Mannschaft."