Es war nicht so, dass die Bierstadt Erding am Samstag ausgestorben war. Aber immerhin: Freunde, Verwandte und Bekannte hatten sich aufgemacht, um Philip Bönig bei seinem ersten Besuch mit dem VfL in Bayern die Daumen zu drücken.
Mit Erfolg. Denn auch wenn das Ergebnis am Ende aus Bönigs Sicht eine einzige Enttäuschung war, so mussten auch die größten Kritiker (RevierSport) zugeben, dass der sympathische Bayer an der Isar im Match "sein Zeug" gemacht hat.
Viele rieben sich verwundert die Augen. Bönig - trotz seines Fehlstarts gegen Wolfsburg und den HSV - wurde gesucht und gefunden. 69 Ballkontakte und 78 Prozent gewonnene Zweikämpfe, das sind Werte, die auf Seiten des Rekord-Meisters keiner aufweisen konnte. Bönig, der beim FC Bayern von der B-Jugend bis zu den Amateuren agierte, bewies keine Scheu, wirkte immer sicherer und setzte auch in der Offensive Akzente. VfL-Trainer Peter Neururer hatte das nicht überrascht: "Ich weiß doch, was ich an ihm habe. Macht mir den Jungen nicht verrückt." Der blieb ganz cool, aber als er gut 40 Minuten später alleine einen schweren Metallkoffer Richtung Bochum wuchtete, da platzte der Frust über die Niederlage aus ihm heraus: "Eine völlig unnötige Pleite, die beiden Tore sind quasi aus dem Nichts gefallen."
Und dann haderte er wie seine Kollegen mit dem Schiedsrichter: "Momentan setzt sich eine Serie von Fehlentscheidungen gegen uns fort. Wenn sich das im Laufe einer Saison ausgleicht, dann stehen uns noch tolle Wochen bevor." Besonders wurmte ihn der Feistoß von Sebastian Deisler zum vorentscheidenden 0:2: "Das muss man doch sehen, wenn einer den Ball ganz woanders hinlegt. So etwas verstehe ich nicht."
Bönig wird sich in Bochum durchsetzen, davon sind seit Samstag viele VfL-Fans überzeugt. Sicher, München war ein Anfang und das Potenzial hat der Linksfuß noch lange nicht ausgeschöpft. Davon war auch ein freundlicher Bediensteter des bayerischen Ordnungsdienstes überzeugt. Anerkennend klopfte er Bönig auf die Schulter, nahm ihm die dicke Kiste ab und erklärte stolz: "Philip ist ein super Junge, der wird in Bochum seinen Weg machen."
Der Mann muss es wissen, schließlich kennt er ihn schon seit der B-Jugend und bedauert, dass er nicht mehr an der Isar spielt. Der nette Geselle: "Aber jetzt drücke ich ihm Woche für Woche die Daumen und auch seinen Bruder habe ich nicht aus den Augen verloren." Derweil dachte der Gelobte schon an den kommenden Spieltag, Leverkusen gastiert im Ruhrstadion: "Jetzt müssen wir eben den Spitzenreiter schlagen. Vom Leistungsvermögen sind wir dazu in der Lage."