Vor der Bundesliga-Partie gegen den VfL Bochum heute (15.30 Uhr/live bei Premiere) herrscht beim schwächelnden Rekordmeister Bayern München hektische Betriebsamkeit. "Das ist das wichtigste Spiel, seit Jürgen Klinsmann hier die Arbeit als Trainer aufgenommen hat", meinte der Brasilianer Ze Roberto angesichts von zuletzt zwei Bundesliga-Pleiten in Folge und dem verkorksten Start des Titelverteidigers mit nur acht Punkten aus sechs Ligaspielen.
Ungeachtet des Betrugsverdachts rund um die Europacup-Spiele gegen Zenit St. Petersburg fordert auch Franz Beckenbauer ein deutliches Zeichen. "Ich hoffe, Klinsmanns Prinzip funktioniert, denn eines ist auch klar: Er braucht Ergebnisse", erklärte der Bayern-Präsident trotz des Unentschiedens unter der Woche in der Champions League gegen Olympique Lyon (1:1) der tz. Auch Klinsmann selbst zeigte sich am Freitag ungeduldig. "Wir müssen endlich die Punkte holen, um uns dahin zu setzen, wo wir hingehören. Es muss ein Sieg her, damit die Stimmung gut ist", sagte der frühere Bundestrainer mit Blick auf den "Wiesn"-Empfang am Sonntag.
Nationalspieler Klose nahm vor allen Dingen seine Mitspieler in die Pflicht. "Wir sind den Zuschauern einiges schuldig geblieben. Ich erwarte einen Sieg. Es muss jetzt der Wille da sein, auch mal einen Weg umsonst zu machen. Das fehlt", mäkelte der ebenfalls glücklose Stürmer, der sich zudem für den zuletzt auf die Auswechselbank verbannten Mark van Bommel als Kapitän stark machte: "Er soll das absolut bleiben. Er verliert den Gedanken für die Truppe nicht. Früher oder später wird er ins Team zurückkommen."
In Mönchengladbach könnte dagegen für Borussen-Trainer Jos Luhukay ausgerechnet das Derby des Tabellenletzten gegen den Mitaufsteiger 1. FC Köln zum Schicksalsspiel werden. Für den Niederländer geht es nach nur drei Punkten aus sechs Spielen wohl schon um den Job. "Jeder weiß, worum es geht. Unsere Aufgabe lautet zu gewinnen", bekräftigte Luhukay, während Kölns Trainer Christoph Daum mit einem "Ausnahme"-Derby im Borussia-Park rechnet: "Die, die den kühleren Kopf bewahren, gehen als Sieger da raus." Mit neuem Mut können der derzeitige Tabellenführer Hamburger SV (bei Energie Cottbus), der VfB Stuttgart (gegen Werder Bremen), Hertha BSC Berlin (bei Bayer Leverkusen) sowie Schalke 04 und der VfL Wolfsburg, die am Sonntag (17.00/live in Premiere) direkt aufeinandertreffen, nach ihrem Einzug in die lukrative Gruppenphase des UEFA-Cups in den siebten Bundesliga-Spieltag starten. Borussia Dortmund will hingegen nach dem unglücklichen Elfmeter-K.o. bei Udinese Calcio mit einem Sieg am Sonntag gegen Hannover 96 an die starken Vorstellungen der letzten Partien anknüpfen.
Mit der Analyse ihrer Auftritte auf der internationalen Bühne in dieser Woche wollten sich indes die wenigsten Bundesligisten aufhalten. Erst recht nicht Stuttgarts Coach Armin Veh, der nach dem glücklichen Unentschieden gegen die biederen Bulgaren von Tscherno More Warna (2:2) bereits dem Duell mit dem Tabellen-Dritten aus Bremen entgegenfieberte. "Wenn wir das gewinnen, haben wir etwas richtig Gutes geleistet", blickte Veh erwartungsfroh nach vorne.
Auch sein Werder-Pendant Thomas Schaaf hakte das Unentschieden in der "Königsklasse" bei Inter Mailand (1:1) schnell ab und forderte eine deutliche Leistungssteigerung seiner zuletzt wankelmütigen Profis. "Wir müssen noch in allen Bereichen besser werden. Uns fehlt noch die Konstanz", sagte der 47-Jährige, der den gesperrten Nationalspieler Per Mertesacker in der Innenverteidigung ersetzen muss. Kopfzerbrechen bereitet indes Schalkes Coach Fred Rutten, der auf Fabian Ernst (Rotsperre) verzichten muss, die Torhüterfrage beim Tabellen-Vierten. "Ich brauche noch ein bisschen Zeit, um die Entscheidung zu treffen, wer am Sonntag im Tor steht", erklärte Rutten. Nach 86 Tagen Leidenszeit hatte Manuel Neuer am Donnerstag beim 1:1 der Schalker im UEFA-Cup gegen APOEL Nikosia sein Comeback gegeben. Zuvor hatte allerdings sein Stellvertreter Ralf Fährmann überzeugt.
Während der HSV mit einem Sieg am Sonntag beim Drittletzten aus Cottbus seinen Spitzenplatz auf jeden Fall verteidigen kann, will der ärgste Verfolger Bayer Leverkusen gegen Berlin nachlegen. Die Euphorie dürfe kein Ruhekissen sein, mahnte Bayer-Trainer Bruno Labbadia: "Sie muss Ansporn für jeden Spieler sein, noch besser zu werden." Ausgerechnet an alter Wirkungsstätte möchte der frühere Leverkusener und Ex-Liverpooler Andrej Woronin seine bisherige Torflaute im Hertha-Trikot beenden. "Wenn er einmal trifft, dann platzt der Knoten", glaubt Berlins Manager Dieter Hoeneß.