In einem Fernsehspot werben die Zwillinge in türkischsprachigen Fernsehkanälen bundesweit für eine gewaltfreie Erziehung. In einem knapp einminütigen Dreh werden Eltern und Kids Werte wie gegenseitiger Respekt, Liebe und Brüderlichkeit aufgezeigt und vermittelt. Auch BVB-Profi Nuri Sahin, Yildiray Bastürk vom VfB Stuttgart und weitere türkischstämmige Prominente wie die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes oder der Reiseveranstalter Vural Öger unterstützen die Aktion der Deutschen Polizei. Im Interview mit RevierSport spricht Altintop über die Hintergründe zu dieser ungewöhnlichen Kurzgeschichte und seine derzeit unbefriedigende sportliche Situation.
Halil Altintop, in dem Clip hauen Sie als Couch-Potato erst den Bayern mit einem satten Linksschuss an der Playstation einen in den Kasten und holen dann ihren Bruder Hamit mit einer Grätsche virtuell rüde von den Beinen. Anschließend lassen Sie sich von Hamit die Chips reichen und lachen sich gemeinsam schlapp. Worum geht es inhaltlich in dem Streifen? Die Kampagne der Polizei heißt „Hand in Hand“. Es geht darum, Eltern von einer gewaltfreien Erziehung zu überzeugen und Kindern gegenüber damit ein gutes Vorbild abzugeben. Es geht um gegenseitigen Respekt, um Liebe und um Brüderlichkeit auch unter Geschwistern. Es gibt immer noch Eltern, die ihre Kinder schlagen. Wir wollen mit diesem Tabuthema auch in die türkischen Familien gelangen. Haben Sie sich an Ihre eigene Kindheit erinnert gefühlt?
Ja, aber im positiven Sinne. Deshalb haben Hamit und ich auch sofort zugesagt, als die Anfrage kam. Weil unser Vater früh verstorben ist, musste uns unsere Mutter alleine groß ziehen. Für viele Familien der ersten Generation der Einwanderer war es nicht einfach, sich in Deutschland mit nur wenigen Mitteln etwas aufzubauen. Wir hatten keinen Luxus. Aber für Werte wie Zuneigung, Anerkennung und Nähe, wie wir sie durch unsere Mama erfahren durften, braucht man kein Geld. Mama hat uns in unserer Jugend Sicherheit und Halt gegeben. Was sie mit Ihrer unendlichen Liebe bewirkt hat, hat uns für unser Leben geprägt. Davon möchten wir nun einiges weitergeben. Sportlich läuft es derzeit nicht ganz so rund. Seit Jefferson Farfan nach seiner Schulterverletzung wieder fit ist, ist für Sie im 4-3-3 System von Fred Rutten kein Platz mehr! Damit kann ich nicht zufrieden sein. Mein Anspruch ist es, zu spielen. Ich werde alles dafür tun, dass ich vom Trainer wieder eine Chance von Anfang an erhalte. Ich bin körperlich und mental topfit und lasse mich im Training nicht hängen, sondern versuche mich immer wieder anzubieten. Ich fühle, dass ich ganz nah dran bin, an der ersten Elf.
Aber wo wollen Sie spielen? Farfan dürfte gesetzt sein. Also müssten Kevin Kuranyi oder Ivan Rakitic auf die Bank. Das habe ich nicht zu entscheiden. Wo ich spiele, ist mir auch erst mal egal. Ich bin mir für keine Aufgabe zu schade und spiele da, wo der Trainer mich hinstellt. Ich kann auf beiden Flügeln eingesetzt werden und habe in der vergangenen Saison auch schon im Mittelfeld agiert. Aber ich kann in einem 4-3-3 System sicher auch in der Mitte spielen. Albert Streit hat aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl gemacht und den Weg an die Öffentlichkeit gesucht. Wann werden Sie unruhig, wenn Rutten trotz Torflaute weiter an seinem derzeitigen Sturmtrio festhält? Diese Frage stellt sich derzeit für mich überhaut nicht. Meine Arbeit ist hier noch nicht beendet. Ich bin erst 25 Jahre alt und will in Schalke noch viel bewegen. Ich habe mich ja vor zwei Jahren bewusst für diesen Verein entschieden. Zu Beginn lief es auch ganz gut. Leider hatte ich in der vergangenen Saison mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Aber ich bin ein Gelsenkirchener Junge und fühle mich in dieser Mannschaft und bei Schalke richtig wohl. Was fehlt, sind nur die Einsatzzeiten. Dennoch bin ich mir immer noch sicher, dass Schalke für mich die richtige Entscheidung war und ich mich hier durchsetzen kann. Wenn ich mich mit Wechselabsichten beschäftigen würde, würde ich ein Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. Aber das ist nicht der Fall.
Das hat Ihr Bruder Hamit auch nicht gemacht. Aber als sein Vertrag auslief, war er, mangelndes Vertrauen beklagend, weg. Dann spielte er bei den Bayern eine überragende erste Saison. Auch Mesut Özil dreht gerade bei Werder Bremen richtig auf. Es drängt sich der Eindruck auf, als tauge der Prophet nichts im eigenen Schalker Land? Bei mir war die Ausgangssituation ja etwas anders. Die beiden sind nicht als Bundesligaspieler in den Profikader gestoßen, Mesut kam aus der Schalker Jugend und Hamit aus der Regionalliga von Wattenscheid 09. Ich habe mich in der Bundesliga in Kaiserslautern erst für Schalke empfohlen. Natürlich ist es schade, dass zwei Gelsenkirchener Talente jetzt woanders spielen. Aber nur weil es bei Hamit und Mesut am Ende nicht gepasst hat, heißt das ja nicht, dass es bei mir ähnlich laufen muss. Also kann sich Fenerbahce Istanbul seine halbjährliche Anfrage im Winter sparen?
Fußball ist ein Tagesgeschäft. Deswegen sollte man niemals nie sagen. Aber die Türkei spielt in meinen Plänen derzeit überhaupt keine Rolle. Sicher besitze ich dort als Nationalspieler einen anderen Stellenwert. Aber ich möchte und werde mich hier durchsetzen. Das aber nicht mit dem Mund.