Peter Lohmeyer, warum werden Sie am Sonntag nicht im Stadion sein?
Ich kann leider nicht nach Dortmund fahren, da der Regisseur meines neuesten Films, für den ich gerade vor der Kamera stehe, für Sonntag einen Drehtag angesetzt hat. Der kann eigentlich nicht ganz dicht sein und muss das Spiel doch mit einplanen! So werde ich vor dem Fernseher sitzen und wahrscheinlich verrückt werden, aber vielleicht ist das nach der Erfahrung des letzten Derbys in Dortmund auch besser für mich. War es so schlimm? Das war von vorne bis hinten ein richtiger Scheiß-Tag. Es hat vorher wahnsinnig geschüttet, ich stieg aus der Straßenbahn und wurde bis auf die Knochen nass. Und das Spiel hat mich dann nur noch wütend, traurig und sprachlos gemacht. Schlimm fand ich aber das Verhalten der Fans. Ich war ja schon öfters im Stadion, aber so habe ich es noch nie erlebt.
Wie sind Sie mit der Niederlage umgegangen? Meine Tochter Leila hat mich auf dem Weg nach Hause angerufen und mir ein Lied vorgesungen, um mich zu trösten. Da kamen mir die Tränen, mitten in der Bahn. Die ganze Hoffnung, dass wir es endlich schaffen, war ja weg. Mein zweites Telefonat war mit Joachim Król, der leicht angetüddelt und bester Laune auf dem Weg nach Köln war. Er ist ja Dortmunder und hat mich ein wenig aufgezogen. Schade, dass wir uns am Sonntag nicht treffen können, vielleicht würde ich ihn dann nach dem Abpfiff hochnehmen.
Schalke gewinnt also? Lohmeyer: Davon gehe ich mal aus. Allerdings ist Dortmund echt schwer einzuschätzen, so wie die gegen Bremen und in Duisburg gespielt haben. Und uns traue ich auch noch nicht so richtig über den Weg. Ich habe die Partien in Wolfsburg und gegen Stuttgart nur im TV gesehen und muss zugeben, dass mich selbst der klare Sieg gegen den VfB nicht vollends überzeugt hat.4:1 hört sich gut an, aber spielerisch war das nicht so toll, drei der vier Tore sind schließlich durch Standards gefallen.
Schalke hat in der Winterpause personell zugelegt. Was halten Sie von den Neuzugängen? Lohmeyer: Über Albert Streit kann ich noch nichts sagen, da er noch nicht gespielt hat. Aber es freut mich zu hören, dass er am Sonntag wohl erstmals zum Kader gehören soll. Das ist ein guter Kicker, der ja auch nicht umsonst von Frankfurt nach Schalke gegangen ist, weil er sich bei uns verbessern kann. Sanchez und Zé Roberto scheinen schon recht schnell integriert zu sein, aber sie brauchen jetzt einfach ein paar Einsätze, um ihre Qualitäten zu beweisen. Mit Kevin Kuranyi fehlt der wichtigste Stürmer. Wer soll die Tore schießen? Lohmeyer: Larsen sollte eine Chance kriegen, der ist im Strafraum genau so stark wie Kuranyi. Das ist natürlich blöd, dass ausgerechnet er nicht dabei sein kann, denn er hat noch eine Menge gutzumachen aus dem letzten Spiel in Dortmund. Wie der in der zweiten Halbzeit gar nicht hinter einem Ball hergelaufen ist, da dachte ich: Hoppla, war der gestern in der Disco?
Wie beurteilen Sie die Regel, dass es fürs Trikot lüften gleich Gelb gibt? Lohmeyer: Das ist überzogen. Wenn die Brasilianer den Zuschauern etwas über Jesus mitteilen wollten, dann war es bisher auch in Ordnung. Ich komme ja vom Theater und solche Situationen sind die einzige Möglichkeit, direkt mit dem Publikum zu kommunizieren. Das ist beim Fußball nicht anders und sollte nicht so geahndet werden, als wenn einer foult. Roman Weidenfeller muss ebenfalls passen. Ein Glück, dass sich er und Gerald Asamoah nicht über den Weg laufen? Lohmeyer: Weiß ich nicht. Es wäre auch eine schöne Gelegenheit, sich vor über 80.000 Zuschauern gegenseitig sportlich-fair auf die Schultern zu hauen. Wann wird man Sie wieder im Stadion antreffen? Ich habe für beide Partien gegen Porto Karten, also daheim und auswärts. Außerdem für das Spiel gegen die Bayern. Das hört sich jetzt vielleicht so an, dass ich mir die Rosinen rauspicke, aber wer mich kennt, der weiß, dass das nicht so ist und ich immer im Stadion bin, wenn ich Zeit habe. Vorher klappt es aber leider nicht.