Die Abwehr
Die meistdiskutierte Frage wird in Bremen beantwortet. Wie schon beim Hinrundenstart steht auch beim „Rückspiel“ gegen Bremen Jan Lastuvka zwischen den Pfosten. Zwar bot das Goalie-Trio durchweg gute Leistungen in der Vorbereitung, doch hat Jan Lastuvka die Nase vorn. Auch weil er sich endlich verbal nachhaltig ins Spiel einbringt. Besonders erfreulich aber, dass im Deckungsbereich nach heutigem Stand Marcel Koller aus dem Vollen schöpfen kann. Damit gehört die unfreiwillige Rotation, die zum Beispiel Marc Pfertzel in der Hinrunde auf vier Positionen „spülte“, der Vergangenheit an. Der Franzose, für den eine Leihanfrage aus Italien vorliegt, hat auf seiner gewohnten Position in der Viererkette rechts derzeit die Nase vorn. Das Gleiche gilt auf links für Philipp Bönig. Unumstritten die Innenverteidigung mit Maltritz und Yahia, die mittlerweile ein ähnliches Erfolgspärchen bilden wie vor Jahren Frank Fahrenhorst und Raymond Kalla.
Das Mittelfeld
Man mag es kaum glauben, aber hier hat der VfL wohl am meisten zugelegt. Das hat zwei Gründe. Auch hier ist momentan das Verletzungspech vergessen. Hinzu kommt, dass der VfL rechtzeitig zum Rückrundenstart mit Shinji Ono und Mimoun Azaouagh zwei kreative Mittelfeldspieler, die variabel einsetzbar sind, dazu gewonnen hat. So hat Koller nun für das defensive Mittelfeld neben Imhof, Dabrowski, Zdebel, Schröder und eventuell auch Pfertzel mehrere Optionen. Wobei die Offensivkräfte zur Not auch hinten aushelfen können. Die große Chance für Koller, je nach Gegner das Mittelfeld mal defensiv, mal offensiv auszurichten. Denn auch wenn Joel Epalle eine enttäuschende Hinrunde spielte, dürfte er in Normalform ebenso im Kader auftauchen wie Danny Fuchs auf der linken Seite. Und dann kommt irgendwann ja auch noch ein gesunder Dennis Grote zurück.
Der Angriff
In der Hinrunde eigentlich Bochums größte Problemzone. Zwar spielte Stanislav Sestak eine überragende Runde (8 Tore), trafen auch Tommy Bechmann (5) und Macien Mieciel (4), doch zumindest in den Auswärtsspielen stockte der Motor erheblich. Zumal auch Joel Epalle alles andere als Torgefährlichkeit entwickelte. Zur Ehrenrettung der Offensive: Gerade in der Fremde fehlte natürlich auch die Kreativität aus dem Mittelfeld. Hohe Bälle in die Spitze waren schon zu Lokvenc-Zeiten keine Lösung. Das soll nun ein Ende haben. Gefüttert von Azaouagh und Ono, der am liebsten so weit vorne spielen möchte wie möglich, sollte Stanislav Sestak endlich auch auswärts Torgefahr entwickeln. Der eigentlich gesetzte Mieciel muss sich sputen. Denn nicht nur Neuzugang Oleksiy Belik, sondern auch der wie Phönix aus der Asche zurückgekehrte Benny Auer machen dem Polen mächtig Druck. Endlich ein Konkurrenzkampf, das kann nur leistungsfördernd sein.
Die Stärken
Man muss sich lange zurückerinnern, dass der VfL qualitativ über einen so hochkarätigen Kader verfügte. Hinzu kommt, klammert man Dennis Grote aus, dass fast der komplette Kader die gesamte Vorbereitung mitmachen konnte und der Konkurrenzkampf nicht nur auf dem Papier stattfindet. Die Verpflichtungen im kreativen Bereich könnten ein Indiz dafür sein, dass der VfL in der Lage ist, auch auswärts seine spielerischen Defizite abzulegen. Auch wenn die Bestätigung auf dem Rasen fehlt, fast scheint es so, als sei es dem Klub erneut in der Winterpause gelungen, das Team erheblich zu verstärken.
Die Schwäche
Wer hätte das gedacht, langsam wird es auf dem Trainingsplatz richtig eng. Zwar trainieren die Jungprofis Patrick Fabian, Heinrich Schmidtgal, Marc Sand und A-Junior Ilkay Gündogan nicht regelmäßig bei den Profis, dennoch ist der Kader für VfL-Verhältnisse so groß wie schon lange nicht mehr. Da scheint es äußerst sinnvoll, dass der VfL Ivo Ilicevic bis zum Saisonende an den Aufstiegskandidaten Spvgg. Greuther Fürth ausleiht, um dem Kroaten Spielpraxis zu ermöglichen. Und das ist bei seinem Ex-Coach Bruno Labbadia quasi garantiert. Der Konkurenzkampf im Team wird erstmals wieder gnadenlos sein. Die Hinterbänkler könnten aufmucken.
Die Prognose
Der VfL wird mit Sicherheit nicht schlechter abschneiden als in der Hinrunde (19 Punkte). Und das alleine müsste am Ende zum Klassenerhalt reichen. Auch das schwere Auftaktprogramm mit den Auswärtsspielen in Bremen und Hamburg und der kniffligen Aufgabe zu Hause gegen Cottbus sollte den VfL nicht schrecken. Die ruhige und besonnene Arbeit der Bochumer Verantwortlichen wird den VfL auch bei einer Krise (wie in der Hinrunde) nicht schlingern lassen. Zeigt Ono nur annähernd, was er bei seinem Aufenthalt in Rotterdam geleistet hat, dann hat der VfL auch wieder spielerische Substanz.