Die Mängelliste von Marco Rose ist lang. Trotz eines eigentlich achtbaren 2:2 (2:0) im letzten Testspiel gegen den FC Chelsea war der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach eine Woche vor dem Pflichtspielstart keineswegs zufrieden. „Schön, wenn wir nach vier Wochen am Ende der Entwicklung wären - sind wir aber nicht“, befand der 42-Jährige. „Wir müssen härter werden, uns mehr unterstützen, wir müssen uns mehr wehren, unangenehm werden“, sagte Rose nach teilweise haarsträubenden Fehlern in der Defensive und auch zu wenig Druck im Pressing.
Die Mannschaft arbeitet an einem neuen Stil und so abgezockte Teams wie der Europa-League-Sieger aus London nutzen die Schwächen gnadenlos aus. Die Umstellung auf die Mittelfeldraute erfordert intensive Laufarbeit, Reaktionsschnelligkeit und aggressives Zweikampfverhalten. Das alles fordert Rose, bekommt es aber immer nur häppchenweise. „Wir müssen viel konstanter werden“, fordert der Coach. „Mein Plan war eigentlich, dass wir am 1. Spieltag dastehen und das Pressing-Monster sind“.
Allerdings ist die Mannschaft aufgrund von Verletzungen und Spätstartern auch noch nicht komplett auf einem Niveau. Die Neuzugänge Marcus Thuram und Breel Embolo, der nach fast dreimonatiger Pause zu seinen ersten Einsatzminuten kam, zeigten beide gute Ansätze. Kapitän Lars Stindl, Christoph Kramer und Ibrahima Traoré fehlen noch.
Vor allem Thuram, Sohn des französischen 98-Weltmeisters Lilian Thuram, kann eine echte Verstärkung werden. „Er ist erst eineinhalb Wochen im Training. Aber man konnte schon sehen, dass er uns mit seiner Physis und der Art und Weise wie er Fußball spielt weiterhelfen kann“, sagte Borussias Coach. Auch der Schweizer Embolo konnte nach seiner Einwechslung mit seinem Tempo gleich für Gefahr sorgen. An beiden Gladbacher Treffern war Thurams Sturmpartner Alassane Plea beteiligt. Das 1:0 erzielte er selbst, das 2:0 legte er Jonas Hofmann auf.
Borussias Bester war Torhüter Yann Sommer, der auch nur durch zwei Foulelfmeter von Tammay Abraham und Ross Barkley zu bezwingen war und zuvor ungefähr zehn brenzlige Situationen bereinigte. „Der Torhüter war fantastisch“, sagte Chelsea-Coach Frank Lampard. Das musste auch Marco Rose anerkennen. „Für Yann war es ein richtig guter Test - aber man darf auch nicht so viele Chancen zulassen.“ dpa