Dass die Machtverhältnisse bei Fortuna Düsseldorf durcheinandergewirbelt werden, das konnte man am Montag am Verhalten von Trainer Friedhelm Funkel beobachten. Der lobte zunächst den kommenden Gegner, am Dienstagabend (20.30 Uhr/Sky) empfängt die Fortuna den Tabellenführer Borussia Dortmund. Eine Aufgabe, auf die man sich freue, so Funkel.
Doch als der 65-Jährige dann vor allem nach dem Mann befragt wurde, der nach ihm die Bühne betreten sollte, da äußerte sich Funkel deutlich verhaltener, meinte sogar: „Ich habe Lutz Pfannenstiel vorher gar nicht gekannt.“ Jetzt müsse man erstmal abwarten, wie der neue Sportvorstand so arbeite.
Kurze Zeit später betrat jener Lutz Pfannenstiel dann den Pressekonferenzraum im Düsseldorfer Stadion. Der Verein wollte ihn offiziell vorstellen, deswegen begleiteten ihn der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst, der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer sowie Erich Rutemöller, der ja bislang viele der neuen Aufgaben Pfannenstiels übernommen hatte. Allerdings nur ehrenamtlich.
„Ich habe immer gesagt, der Klub braucht in der Bundesliga einen hauptamtlichen Sportdirektor. Deswegen bin ich froh, dass das nun geklappt hat“, sagte Rutemöller. Der 73-Jährige soll sich nun vor allem um die Jugend kümmern. Pfannenstiel wiederum soll nun ein Ohr an der Mannschaft haben, seine Erfahrung einbringen.
Der 45-Jährige hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben. "Das ist die maximale Laufzeit bei uns für einen Vorstand", erklärte Ernst und ergänzte: "Das zeigt, dass wir an einem langfristigen Aufbau interessiert sind." Auch Pfannenstiel meinte: "Ich sehe mich nicht als Feuerwehrmann, sondern will langfristig etwas aufbauen."
Erfahrungen hat Pfannenstiel schon viele gesammelt. Als Torhüter tingelte er um die ganze Welt. Zuletzt arbeitet er als Scout und Leiter der internationalen Beziehungen bei der TSG 1899 Hoffenheim. Seine Kontakte sollen dabei helfen, Fußballer zu finden, die nicht jeder Profiverein auf der Liste hat. Denn: Die Fortuna hat im Vergleich zu den anderen Bundesligisten nur kleine finanzielle Mittel. Sie muss auf dem Transfermarkt kreativ sein.
Fortuna Düsseldorf hatte auch Allofs und Rolfes auf der Liste
Bei der Auswahl eines neuen Sportvorstandes hatte Düsseldorf die Kandidaten in drei Kategorien eingeteilt: jung und unverbraucht, etabliert, erfahren. Viele der Kategorie zwei und drei waren für die Fortuna finanziell nicht machbar. Lutz Pfannenstiel überzeugte in Kategorie eins.
„Lutz ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und hat uns tief beeindruckt“, versichert Martina Voss-Tecklenburg im Gespräch mit dieser Redaktion. Die neue Frauen-Bundestrainerin gehört seit dem vergangenen Jahr dem Düsseldorfer Aufsichtsrat an und war auch bei den Gesprächen dabei. „Ich finde es gut, dass die Fortuna den Mut hat, mit Lutz Pfannenstiel auf der Position des Sportvorstandes nicht den etablierten Weg zu beschreiten.“ In der Überlegung waren natürlich auch bekanntere Profis. Wie Thomas Allofs oder Simon Rolfes.
Fortuna: Wie arbeiten Pfannenstiel und Funkel zusammen?
Spannend wird nun zu sehen sein, wie Pfannenstiel mit Funkel zusammenarbeitet. Der neue Sportvorstand kann den Trainer entlassen. Funkel forderte schon häufig Verstärkungen im Winter. Pfannenstiel erklärte aber: „Wir werden keine Panik- oder Alibi-Einkäufe machen, sondern nur Spieler holen, die uns weiterhelfen. Das ist im Winter nicht einfach.“
Kurz bevor Pfannenstiel die Bühne betrat, traf er noch auf Funkel. Beide gaben sich die Hände, lächelten knapp. Dafür herzte Funkel anschließend Erich Rutemöller umso mehr. Autoren: Michael Ryberg und Marian Laske