Wenn der Papa ausnahmsweise mal ein freies Wochenende hat, dann hat er gefälligst zu Hause zu sein. So hat es Naldos Tochter Liz bestimmt. Sohnemann Naldinho spielt wie der Papa Fußball und nimmt am Samstag an einem Fußballturnier in Kopenhagen teil. Begleitet wird er allerdings nur von seiner Mutter. „Meine Tochter hat gesagt: Lass’ die Mama fliegen“, verrät Naldo.
Knapp ein Drittel der Saison ist vorbei, keine einzige Minute hat Naldo bislang in der Bundesliga verpasst. Die Länderspielpause ist daher eine willkommene Gelegenheit, um durchzuschnaufen, um neue Kraft zu tanken.
Zehn seiner Schalker Mannschaftskollegen sind nach dem Sieg gegen den SC Freiburg zu ihren Nationalmannschaften gereist. Deshalb geht es auf Schalke in diesen Tagen auch ein bisschen ruhiger zu. Naldo beispielsweise verzichtete am Dienstag aufs Training und ließ sich nach Rücksprache mit Trainer Domenico Tedesco von den Physiotherapeuten behandeln. „Ich habe gegen Freiburg einen Schlag auf das Knie bekommen und hatte zunächst Schmerzen. Wir wollen kein Risiko eingehen“, sagt er.
Besser ist es. Der Abwehrchef hat nämlich einen großen Anteil daran, dass es für Schalke in dieser Saison gut läuft. Die Königsblauen stehen auf Platz vier und stellen mit erst zehn Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga. „Wir haben gezeigt, dass wir uns weiterentwickelt haben. Ich fühle mich sehr gut auf Schalke, auch wegen des neuen Trainers. Wir haben noch viel vor“, sagt der Brasilianer.
Es scheint so, als wäre Naldo mit seinen 35 Jahren in der Form seines Lebens. Die gegnerischen Stürmer lässt er reihenweise abprallen. Selbst die Gegenspieler, die halb so alt sind, verzweifeln an ihm. Sowohl in der Zweikampfstatistik als auch bei der Passquote hat der ehemalige Wolfsburger die besten Werte aller Schalker Spieler. Seine Rückennummer 29 könnte in der aktuellen Form auch auf sein Alter schließen lassen. „Ja, das stimmt. Aber ich fühle mich ungefähr wie 25“, sagt er und lacht.
Ein Geheimnis, warum er mit 35 Jahren noch so fit ist, gäbe es nicht. „Ich mache es genauso wie vor 13 Jahren, als ich nach Deutschland gekommen bin“, sagt er. Lediglich ein paar „Spezialgeräte“ habe er sich angeschafft, weil die zu einer schnelleren Regeneration beitragen. Wenn er nach den Spielen nach Hause kommt, geht’s damit gleich aufs Sofa. Auf eine besondere Ernährung, wie etwa Torwart Ralf Fährmann, der sich neuerdings glutenfrei ernährt und sich deshalb fitter fühlt, achtet Naldo nicht. „Ich esse alles. Das werde das auch nicht ändern.“ Naldo kann sich sehr gut vorstellen, auch mit 36 Jahren noch das Trikot der Königsblauen zu tragen. In seinem Vertrag ist sogar eine Option verankert, mit der sich seine Zeit auf Schalke automatisch verlängert, sobald er eine gewisse Anzahl an Spielen bestritten hat. „Wenn mein Körper hält und ich mich fit fühle, will ich noch ein paar Jahre spielen“, sagt er. „Ich bin sehr zufrieden und wenn Schalke auch zufrieden ist, warum sollte ich dann nicht noch länger hier bleiben?“
Eine Rückkehr in seine alte Heimat Brasilien, um dort, wie es viele Brasilianer tun, die Karriere zu beenden, schließt Naldo aus. Es sein denn, Tochter Liz hätte auch diesen Wunsch.