Borussia Dortmund wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht in der Champions League überwintern, in den letzten drei Bundesligaspielen haben die Schwarz-Gelben nur einen Punkt geholt (2:2 in Frankfurt, dazu ein 2:3 gegen Leipzig und am Samstag das 2:4 in Hannover). Vor allem in der Defensive zeigen die BVB-Stars häufig Schwächen, machen den Gegnern das Toreschießen leicht.
Der ein oder andere Fan sieht darin mehr als Schwankungen in der Tagesform, sondern stellt sogar das sehr offensiv ausgerichtete Spielsystem Bosz‘ an den Pranger. Für Joachim Löw geht diese Kritik zu weit: „Im Moment ist die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht so richtig vorhanden“, sagte der Bundestrainer am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio. „Aber das funktioniert ja manchmal auch nicht auf Knopfdruck. Ein neuer Trainer braucht seine Zeit, seine Idee bei den Spielern zu verinnerlichen.“
Die kritischen Haltungen fußen darauf, dass der BVB in den ersten fünf Saisonspielen ohne Gegentor geblieben ist, in den letzten fünf Partien aber elf Treffer kassiert hat. Löw glaubt aber nicht, dass die Dortmunder in dem Spielstil zu riskant sind. „Peter Bosz ist ein Trainer, der bei Ajax Amsterdam sehr gute Arbeit geleistet hat. Und Dortmund ist eine Mannschaft, die sehr gerne offensiv spielt, die tolle Offensivspieler hat“, so Löw. In seinem Drang nach vorne mit einer hoch stehenden Abwehr ist der BVB allerdings zuletzt häufig und leicht ausgekontert worden. Für Löw nicht der Kern des Problems: „Ihr Problem ist es nicht, zu hoch zu stehen. Aber sie haben manchmal einfache Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, im Mittelfeld haben sie manchmal nicht so den Zugriff auf die Spieler. Da ist dann natürlich gefährlich, wenn man hoch steht.“
Der Bundestrainer rät seinem Dortmunder Kollegen allerdings nicht, von seinem Weg abzuweichen. „Klar kann man als Trainer auch die Einstellung bemängeln – die Idee, die man hat, möchte man schon immer verfolgen.“ Mit einer gewissen Einschränkung: „Natürlich immer mit einer Flexibilität, die man braucht. In manchen Situationen muss man vielleicht auch mal einen Schritt zurückgehen. Aber grundsätzlich ist der Anspruch in Dortmund, dass sie eine Mannschaft haben, die offensiv spielen möchte. Aber es ist dann auch immer schwierig, in der Defensive die richtigen Antworten zu haben.“