„Wir werden Yevhen Konoplyanka behalten“, sagte Heidel nach dem 1:1 beim 1. FC Köln. Die Qualifikation für das internationale Geschäft wird immer unwahrscheinlicher – dennoch gibt Heidel das Geld mit vollen Händen aus. Konoplyanka, bisher vom FC Sevilla ausgeliehen, kostet zwölf Millionen Euro. Auch der von Tottenham ausgeliehene Nabil Bentaleb bleibt – für 19 Millionen Euro. In seinem ersten Jahr investiert Heidel 73 Millionen Euro in Mannschaft und Trainerteam – Vorgänger Horst Heldt kam in fünf Jahren auf 82 Millionen Euro. Die Einnahmen für Leroy Sané (50 Mio) sind verplant.
„Das neue Schalke“ heißt das Projekt, das Heidel mit seinen Vorstandskollegen Peter Peters und Alexander Jobst vorantreibt. Die Mannschaft bleibt eine Baustelle, rund um das Trainingsgelände stehen ebenfalls Bauzäune. Denn auch in die Infrastruktur wird investiert – allein im ersten Bauabschnitt bis zu 25 Millionen Euro, zum Beispiel für neue Rasenplätze und ein Amateurstadion. Diese Ausgaben waren teilweise schon in Heldts Amtszeit beschlossen, auch Heidel hält sie für dringend notwendig. „Wenn wir das nicht machen, werden wir mittelfristig in der Spitze nicht mehr wettbewerbsfähig sein“, sagt er.
Schon jetzt reicht es für Schalke nicht, um zur Bundesliga-Spitze zu gehören. Schalke ist Zehnter, hat acht Punkte Rückstand zum Tabellensechsten und spielt nicht konstant genug. Im DFB-Pokal tritt Schalke am 1. März im Viertelfinale beim FC Bayern an – das schwerste Los. In der Europa League wird Schalke am Mittwoch (18 Uhr) den 3:0-Hinspielvorsprung gegen Paok Saloniki wohl verteidigen und ins Achtelfinale einziehen – bis zu einem Europa-League-Sieg wären aber vier weitere Hürden zu überspringen.
Verpasst Schalke wirklich das internationale Geschäft, kann Heidel über die Verpflichtungen von Bentaleb und Konoplyanka hinaus kaum tätig werden. Existenzgefährdend wäre ein Jahr ohne Europa nicht. Aber im Geschäftsbericht 2016 hieß es: „In diesem Falle müssen die geringeren Erlöse durch Senkung der Kosten, insbesondere des Personalaufwands und/oder zusätzliche Großevents aufgefangen werden.“ Denn auch die Arena wäre weniger ausgelastet.
Gut möglich, dass Schalke nach Julian Draxler (2015) und Leroy Sané (2016) das nächste Top-Talent verkaufen wird. Kandidat Nummer eins ist Leon Goretzka, der bis 2018 unter Vertrag steht. „In Englischen Wochen konzentriere ich mich nur auf Fußball“, sagt Goretzka über die Verhandlungen. Die Verträge von Sead Kolasinac, Eric Maxim Choupo-Moting, Dennis Aogo und Klaas-Jan Huntelaar laufen schon am 30. Juni aus. Um Kolasinac buhlen nach WAZ-Infos Juventus, Inter, Chelsea und Tottenham. Eine Entscheidung soll in den nächsten drei Wochen fallen. Noch kann Heidel auf Schalke ruhiger arbeiten als ein Schrankenwärter an einer stillgelegten Zugstrecke. In der kommenden Saison dürfen die Erfolge aber nicht mehr ausbleiben.