Pro (von Elmar Redemann): Es ist sicherlich verständlich und ehrenhaft, dass Schalkes Trainer André Breitenreiter bei seinen Talenten immer wieder auf die Bremse tritt und einen Hype um Goretzka, Meyer und Co so gut es geht vermeiden will. Aber es gilt auch, was Trainer-Guru Otto Rehhagel einst sagte: Es gibt nur gute und schlechte Spieler, alt oder jung ist egal. Insofern liegt Johannes Geis völlig richtig, wenn er meint, dass sein Teamkollege Leroy Sané durchaus auch für die A-Nationalmannschaft in Frage kommt. Dort würde er, anders als bei S04, noch eine Weile im Schatten der Stars stehen, den Druck hätten andere. Für seine Entwicklung, die bisher rasant verlief, wäre das kein Hindernis.
Für das deutsche Team hingegen wäre eine Nominierung Sanés ein absoluter Gewinn, denn der 19-Jährige ist nicht nur pfeilschnell, sondern technisch versiert, frech und unbekümmert. Er will es eben nicht immer noch ein bisschen schöner machen, sondern weiß auch, wo das Tor steht. Er ist einfach genau der Typ, den man mit nach Frankreich nehmen und einfach mal reinschmeißen kann.
Contra (von Martin Herms): Die durchwachsene EM-Qualifikation hat verdeutlicht, dass der Schuh sowohl auf den Außenverteidiger-Positionen als auch in der Offensive drückt. Löws Experimente ohne echten Stürmer haben gegen defensiv starke Mannschaften nicht gefruchtet. Dass diese Lücke nun von einem 19-Jährigen geschlossen werden soll, kann nicht des Rätsels Lösung sein. Sané ist mit Sicherheit ein hochtalentierter Offensivspieler, der aber noch mindestens zwei Jahre benötigen wird, um auf der ganz großen internationalen Bühne zu glänzen. Eine Handvoll guter Spiele darf nicht ausreichen, um bereits das Trikot der A-Nationalmannschaft zu tragen. Sané sollte die nötige Zeit gegeben werden, sich auf Schalke und in der U21 zu entwickeln. Die nächste WM wäre ein realistischeres Ziel.
Um das Sturmproblem zu lösen, muss Löw endlich über seinen Schatten springen und etablierten Leuten wie Stefan Kießling, Max Kruse oder Alexander Meier eine Chance geben. Andernfalls droht dem Weltmeister bei der EM in Frankreich die Fortsetzung der Flaute.