Die Sonne schien, als Raúl sein Abschiedsspiel mit 60.000 Schalkern feierte. Von seinem Vorbild ließ sich Julian Draxler so sehr inspirieren, dass er mit einem sensationellen Hackentrick Raúls Abschiedstor vorbereitete. Diesen spektakulären Treffer wählten die Zuschauer der ARD-Sportschau zum "Tor des Jahres 2013" - und von Maskottchen Erwin erhielt der 20-Jährige die begehrte Plakette.
Ja, Julian Draxler ist erst 20 - und obwohl er wegen einer Oberschenkel-Verletzung schon seit acht Wochen vor keinen Ball getreten hat, stand er in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt aller Diskussionen. Bleibt er? Geht er? Gibt es ein Angebot? Gibt es kein Angebot? Vor dem Spiel gegen Wolfsburg äußerte sich Draxler beim TV-Sender "Sky" zum ersten Mal persönlich. Und er deutete an, dass es sehr wohl ein konkretes Last-Minute-Angebot gab. "Fakt ist, dass bei Horst Heldt Anfragen auf dem Tisch lagen", erklärte Draxler.
Der Schalke-Manager wählte nicht den Plural. "Ich kann bestätigen, dass es eine Anfrage gegeben hat", sagte Heldt nach dem Schalker 2:1-Erfolg in der Mixed Zone und ergänzte: "Das hatte eine Dimension - so einen Transfer macht man nicht jede Woche, nicht jeden Tag. Es war schon ein ordentliches Angebot, aber nicht ausreichend genug für uns." Es handelte sich wohl um einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe.
Mit Draxler selbst sprachen die Schalke-Bosse nur kurz. Offenbar informierte Heldt den Mittelfeld-Star am Donnerstag nur darüber, dass Schalke ein eingegangenes Angebot ablehnt. "Es zeigt die Wertschätzung, die ich in diesem Verein genieße, wenn die Anfragen von Horst Heldt abgelehnt werden, ohne dass ich gefragt werde", sagte Draxler im "Sky"-Interview. Wie Draxler entschieden hätte, sagte er nicht. Heldt formulierte es kompliziert: "Der Gedankenprozess des Überlegens, ob das vielleicht interessant sein könnte, hat nicht stattgefunden. Wir haben Julian ganz klar unsere Meinung gesagt, dann war das Thema schnell erledigt."
Um welchen Verein es sich handelte, erzählten Heldt und Draxler nicht. Heldt verriet nur, dass "er nördlich von uns liegt" - heißt: England. Es dürfte sich um den FC Arsenal handeln. Arsenal-Boss Arséne Wenger sagte am Freitag noch über Draxler: "Er wird bei Schalke bleiben." Da wusste er wahrscheinlich schon, dass Schalke das Angebot nicht akzeptiert. Im Sommer kann der FC Arsenal Wengers Wunschspieler erneut verpflichten - und muss dann nicht den Umweg über Horst Heldt wählen. Dann kann Draxler für die festgeschriebene Ablösesumme von 45,5 Millionen Euro auf jeden Fall wechseln.
Heldt hofft immer noch, dass Draxler auch in der Saison 2014/2015 das königsblaue Trikot trägt. Doch er bleibt realistisch: "Der Zeitpunkt des Wechsels wird kommen. Aber er war heute nicht da, er war in den letzten Tagen nicht da und ich bin nicht der Meinung, dass er in diesem Sommer unbedingt da sein wird. Julian ist mit seiner Qualität aber nicht aufzuhalten. Er wird ein Spitzenspieler in Europa werden." Und da wäre noch die hohe Ablösesumme, die ein Interessent bezahlen muss. "Die Spielregeln", erklärt Heldt, "sind klar vergeben im Sommer. Es muss sich einer trauen."
Draxler plant - wie er sagt - noch nicht für die kommende Saison. "So weit habe ich noch nicht gedacht", sagte er. Erst einmal will er fit werden - und in der nächsten Woche ins Training zurückkehren.