Lediglich zwei Wochen nachdem sich Borussia Dortmund mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch in die Winterpause geschleppt hatte, war beim Start in die Vorbereitung neue Kraft und eine damit einhergehende Aufbruchstimmung zu spüren. Die hat vor dem ersten Spiel der Rückrunde gegen den FC Augsburg (Samstag, 25. Januar, 15.30 Uhr) zwar den einen oder anderen Dämpfer abbekommen, an der Zielsetzung für die Meisterschaft ändert das aber nichts: der BVB will Platz zwei erreichen.
Vorbereitung Vor allem im spanischen La Manga arbeitete Jürgen Klopp mit seinem Team intensiv an den Aspekten, bei denen er und sein Trainerteam Optimierungsbedarf entdeckt haben – Gegenpressing, Chancenverwertung, Standardsituationen und Aufbauspiel. Die Spieler zogen voll mit und schonten sich nicht – was sich an einigen kleinen Blessuren und dem Nasenbeinbruch von Nuri Sahin belegen lässt. Allerdings haperte es in den Testspielen noch an der Umsetzung. Vor allem das gefürchtete Umschaltspiel funktionierte nicht wie gewünscht.
Testspiele BVB – Standard Lüttich2:0 BVB – VfL Bochum2:1 BVB – 1. FC Kaiserslautern 3:1
Torschützen: Aubameyang, Hofmann, Jordanov, Reus, Lewandowski, Blaszczykowski (je 1) und ein Eigentor. Bilanz: 3 Siege, 7:2 Tore.
Abwehr Gegen den FC Augsburg wird Mats Hummels noch fehlen, doch schon eine Woche später könnte der etatmäßige Abwehrchef wieder zur Verfügung stehen und den Platz neben Sokratis einnehmen. Der Grieche ist nicht nur wegen der Verletzung von Neven Subotic, für den die Saison nach seinem Kreuzbandriss gelaufen ist, aus der Zentrale nicht mehr wegzudenken.
Auf den Außenbahnen kann Klopp aus dem Vollen schöpfen. Auf der rechten Seite wird Kevin Großkreutz auch nach der Rückkehr von Lukasz Piszczek seine Einsatzzeiten bekommen. Selbiges gilt auf der anderen Außenbahn für Erik Durm. Der rückt durch die Genesung von Marcel Schmelzer zwar wieder ins zweite Glied, wird aber zum Zug kommen, um den Nationalspieler zu entlasten.
Mittelfeld Obwohl Klopp im Mittelfeld mehr Spieler als Positionen hat, ist der BVB-Trainer in diesem Mannschaftsteil nicht sorgenfrei. Zuvorderst liegt das an Ilkay Gündogan, dessen Rückker sich nach einer Bronchitis verzögert. Hinzu kommt die Tatsache, dass Henrikh Mkhitaryan auch in der Vorbereitung nicht die Leichtigkeit seiner ersten Wochen in Dortmund wiedergefunden hat. Zudem muss die Rotation zwischen Pierre-Emerick Aubameyang und Jakub Blaszczykowski besser funktionieren. Youngster Jonas Hofmann punktete – wie schon im Sommer – mit schwungvollen Auftritten. Angriff Es gilt zwar nur noch ein halbes Jahr, aber an Robert Lewandowski führt kein Weg vorbei. Julian Schieber müht sich nach Kräften, wirkt in den entscheidenden Szenen aber stets unglücklich. In La Manga testete Klopp auch Aubameyang in vorderster Front, dort konnte der Gabuner jedoch seine Schnelligkeit nicht ausspielen und blieb wirkungslos.
Stärken Aufgrund der vielen verletzten Spieler, die entweder schon zurückgekehrt sind oder dies – mit Ausnahme von Neven Subotic – bald tun werden, bieten sich Jürgen Klopp vor allem in der Defensvie wieder mehr Optionen. Mit Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek wird das zuletzt etwas lahmende Spiel über die Flügel zwingender. Gelingt es dem BVB, die Chancenverwertung zu verbessern, ist er kaum zu stoppen. Kein anderes Team erspielt sich so viele Großchancen.
Schwächen Jürgen Klopp ließ in den letzten zwei Wochen gleich mehrfach Standardsituationen trainieren, Erfolge stellten sich in der Praxis aber nur bedingt ein. Bei eigenen Versuchen stimmen die Laufwege häufig nicht, bei gegnerischen herrscht dagegen meist Gefahr im BVB-Strafraum, weil die Zuordnung nicht aufrechterhalten wird. Auch im Aufbauspiel fehlte es noch zu häufig an der zündenden Idee, um einen gut organisierten Gegner in Bedrängnis zu bringen.
Prognose Auch wenn es nur noch um Platz zwei hinter dem FC Bayern geht, an Motivation wird es den Schwarzgelben nicht fehlen. Mannschaft und Trainer wollen die negativen Schlagzeilen, die vor allem im Dezember Überhand nahmen, unbedingt vergessen machen – am besten mit der Vize-Meisterschaft. Ob das gelingt, hängt natürlich auch davon ab, ob Bayer Leverkusen erneut ein Halbjahr ohne Schwächephase wird spielen können oder nicht. Rang drei erreicht der BVB aber mindestens. Ganz ohne Titel möchten die Borussen nicht bleiben: Das DFB-Pokalfinale in Berlin bleibt das erklärte und realistische Ziel.