Gerüchte um einen Verkauf von Julian Draxler sorgten bei den Fans für helle Aufregung, und Sportdirektor Horst Heldt mit der Verpflichtung von "Mallorca-Flieger" Dennis Aogo die heiße Phase bis zum Ende der Transferperiode einläutete.
Schalke 04 kommt auch nach dem nervenaufreibenden 3:2 (1:0)-Sieg bei PAOK Saloniki und dem glücklichen Einzug in die lukrative Champions-League-Gruppenphase nicht zur Ruhe - und am Samstag (18.30 Uhr/Sky) wartet mit Bayer Leverkusen der nächste schwere Brocken.
Vor dem Abflug aus Saloniki heizte Sportdirektor Horst Heldt die Gerüchteküche noch einmal mächtig an. Angesprochen auf einen Bericht der Sport Bild, dass Schalke nun doch einen direkten Verkauf von Draxler anstrebe, sagte Heldt: "Wir planen mit Julian, aber wenn jetzt ein Angebot über 70 Millionen kommt, was sage ich dann? Wir planen mit ihm, alles andere in dieser verrückten Fußball-Welt kann ich nicht beeinflussen."
Man solle mal bei Tottenham Hotspur nachfragen, ergänzte Heldt, "ob die davon ausgegangen sind, dass Bale geht". Spurs-Star Gareth Bale steht vor einem Wechsel zu Real Madrid, im Gespräch ist die Wahnsinns-Ablöse von 91 Millionen Euro.
Draxler selbst, der mit einem Tor und einer Vorlage maßgeblichen Anteil am Schalker Befreiungsschlag hatte, war nach dem Sieg beim Klub des Schalker "Jahrhunderttrainers" Huub Stevens erstaunlich reserviert geblieben. "Alles gut ist jetzt natürlich nicht", sagte der 19-Jährige: "Wir wissen, dass wir in der Bundesliga stark unter Zugzwang stehen, endlich mal zu punkten. Deswegen: Es ist mit Sicherheit keine heile Welt auf Schalke."
Die Königsblauen hatten nach der Vertragsverlängerung mit seinem großen Hoffnungsträger überraschend direkt Angebote von mehreren Klubs bekommen, die bereit waren, die festgeschriebene Ablöse von 45,5 Millionen Euro zu bezahlen und den Nationalspieler sofort zu verpflichten. Schalke und auch Draxler winkten ab - nun scheint bis Montag, wenn das Transferfenster schließt, doch noch eine Wende denkbar. Laut Sport Bild sollen der FC Arsenal, der FC Chelsea und Manchester City nach wie vor großes Interesse haben.
Konkreter wurde Heldt schon im Fall Dennis Aogo. Der Manager bestätigte, dass der beim HSV in Ungnade gefallene Linksverteidiger für ein Jahr ausgeliehen werden soll und am Mittwoch zum Medizincheck in Gelsenkirchen erwartet wurde.
Bedarf für weitere Verstärkungen für alle Mannschaftsteile ist vorhanden. Sollte nach Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (Teilriss des Innenbandes im Knie) nun auch Szalai, bei dem ein Kahnbeinbruch befürchtet wird, wegen der dann notwendigen Operation langfristig ausfallen, müsste dringend noch ein Stürmer her.
"Darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Wenn unsere beiden Stoßstürmer langfristig ausfallen - das ist unvorstellbar", sagte Trainer Jens Keller. Szalai, der sich am Tag vor dem Spiel im Training verletzt hatte, ignorierte nach seinem Doppelpack (43., 90.) die Schmerzen und zeigte ein Dauerlächeln. "Das interessiert mich im Moment überhaupt nicht. Ich bin nur froh, dass wir weitergekommen sind", sagte Szalai, "ich weiß nicht, wie schlimm es ist, aber ich hatte große Schmerzen, musste mit Schmerzmitteln spielen und bin auch draufgefallen." Weitere Untersuchungen sollten am Mittwochabend Klarheit bringen.
Erst Szalais Last-Minute-Treffer zum 3:2 hatte die Schalker endgültig erlöst, davor war trotz zweimaliger Führung das große Zittern angesagt gewesen. Nach Szalais 1:0 (43.) sorgte vor allem Draxlers 2:1 (67.) für ein Kuriosum. Supertalent Max Meyer hatte den Treffer mit einem Traumpass vorbereitet, um unmittelbar danach, nur acht Minuten nach seiner Einwechslung, wieder ausgetauscht zu werden. Weil Jermaine Jones die Gelb-Rote Karte (64.) gesehen hatte, wollte Keller umgehend wieder die Defensive stärken.
"Das war Note eins! So muss Teamwork funktionieren", sagte Heldt begeistert, und Draxler meinte mit Blick auf Meyer lächelnd: "Er hatte seine Schuldigkeit einfach getan."
Und während der umstrittene Keller erst mal durchatmete, sah Schalkes "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens das Aus gegen seine große Liebe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sogar der Umstand, dass er die zweite Halbzeit wegen Reklamierens von der Tribüne aus verfolgen musste, entlockte dem knorrigen Coach so etwas Ähnliches wie ein Lächeln: "Der Schiedsrichter war Niederländer, deshalb hat er wohl einige Worte von mir ganz gut verstanden."