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Klopp vs. Mourinho
Entwickler gegen Verwalter

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Klopp vs. Mourinho: Zwei Trainer, zwei Galaxien
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Sie waren eher mäßige Fußballer und sind nun erfolgreiche Trainer. Andere Gemeinsamkeiten gibt es kaum zwischen Jürgen Klopp und Jose Mourinho. Ein Vergleich.

Seit Freitagabend wissen die BVB-Fans wieder ein kleines bisschen mehr über den Mann, den sie geradezu vergöttern. „Fakt ist“, erklärte Jürgen Klopp in einer WDR-Dokumentation, „dass mein Vater sich ganz schwer damit getan hat, mich zu loben. Es ist ihm fast nicht über die Lippen gekommen. Man musste zwischen den Zeilen lesen können, um das dann wirklich raus zu finden.“

„Sie sind beide großartige Trainer.“

Eine winzige Information, ein privater Mosaikstein aus der Vergangenheit, der sich irgendwo in das Gesamtbild Jürgen Klopp eingliedert. Ein Satz, der die Schlussfolgerung nahelegt, der Dortmunder Trainer lässt genau deshalb, weil es ihm selbst nicht so oft vergönnt war, keine Gelegenheit aus, seine Spieler in den höchsten Tönen zu loben und sich bei aufkommender Kritik schützend wie ein Bodyguard vor sie zu werfen. Der 45-Jährige beherrscht die große Kunst, durch seine Worte in der Öffentlichkeit den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und das Interesse vollständig auf sich zu lenken. Es ist eine Gabe, die er mit seinem Kollegen Jose Mourinho gemein hat.

Mit dem Portugiesen eint Klopp ansonsten vor allem die Fähigkeit, ihre Schützlinge zu Höchstleistungen zu animieren. „Sie sind beide großartige Trainer und sehr ehrlich zu ihren Spielern“, weiß Nuri Sahin zu berichten, der unter beiden trainieren durfte. Doch damit enden die Parallelen im Grunde genommen, denn in ihrem Wesen unterscheiden sich die beiden durchaus essenziell.

Klopp punktet in der Öffentlichkeit mit seinem Charisma, gibt sich bei Auftritten offen, humorvoll und fannah. Dadurch gewinnt er die Sympathien der Menschen – sogar weit über die Vereinsgrenzen hinaus. Dass er bei Spielen mitunter über das Ziel hinausschießt und an der Seitenlinie geradezu wütet, wird zwar registriert, gerät aber vergleichsweise schnell in Vergessenheit und wird oftmals sogar als positive, weil emotional authentische Reaktion bewertet. Der gebürtige Stuttgarter lebt Fußball und liebt ihn gerade deshalb. „Ich mag die Möglichkeit, Emotionen zu fühlen“, sagt Klopp und ergänzt mit Blick auf den Last-Minute-Erfolg gegen Malaga: „Fußball ist die einzige Möglichkeit, solche Gefühle ohne Drogen zu spüren.“

Interesse von Real wäre „größte Ehre“ für Klopp

Dass auch Mourinho zu großen Emotionen fähig ist, war vor allem beim Gruppenspiel gegen Manchester City zu beobachten, als sein Team in letzter Sekunde die Partie drehte und er auf den Knien jubelte. Doch selbst in solchen Momenten haftet Mourinho etwas steriles, etwas unnahbares an, wirkt sein Handeln eher inszeniert als spontan. Der 50-Jährige ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten, die es im Fußball gibt, doch ihn umweht immer der kräftige Hauch der Arroganz, obwohl er betont, im Privatleben ganz anders zu sein.


Während Klopp in Dortmund absolut unumstritten ist, kämpft Mourinho in der spanischen Hauptstadt mit einer Menge Vorbehalten. Seine Maxime, zur Not mit unschönen Mitteln auf einen 1:0-Sieg zu spielen, deckt sich nicht mit dem Selbstverständnis vieler Madrilenen, die berauschenden Offensivfußball erwarten.

Der gehört wiederum bei Klopp zum Standardrepertoire, weshalb es nicht gerade überraschend ist, dass sein Name von den spanischen Medien gerne genannt wird, wenn über einen möglichen Nachfolger für Mourinho, der am Ende der Saison möglicherweise den Klub verlässt, spekuliert wird. Bei Real Madrid überhaupt ein Thema zu sein sei „die größte Ehre, die ich mir vorstellen kann“, sagt Klopp, der einen frühzeitigen Abschied aus Dortmund freilich ausschließt. Das Projekt, das er 2008 beim BVB gestartet hat und mit dem er so viel Erfolg hat, ist noch lange nicht beendet. Er ist ein Entwickler. Einer, der junge Spieler fördert, wohingegen Mourinho in Madrid eher als Verwalter einer Ansammlung von fertigen Topstars gefragt ist. Eine Aufgabe, die auch auf Klopp eines Tages zukommen könnte – sogar in Dortmund.

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