Michael Zorc kann sich noch gut daran erinnern, wie es im März 1997 war, gut zwei Monate vor dem Dortmunder Triumph in der Champions League. Damals hatte der BVB im Viertelfinale die Franzosen der AJ Auxerre vor der Brust. Ein Team, das in Europa zwar einen Namen hatte, der aber wahrlich nicht zu den klangvollsten zählte. Das Erfolgsrezept von damals hält er für zeitlos und gibt es darum gerne an die Mannschaft von heute weiter: Keine Gedanken an die nächste Runde verschwenden und zwei Mal alles abrufen, was der Akku hergibt: „Der größte Fehler, den wir machen können“, weiß Zorc, „ist das Spiel nicht so anzugehen, als würden wir gegen Real Madrid spielen.“
Mit Blessuren in den Süden Spaniens
Nach 5.872 Tagen spielt der BVB nun am Mittwochabend im Estadio La Rosaleda wieder unter den besten acht Teams des Kontinents. Mit dem FC Málaga, daran bestand trotz der branchenüblichen Respektsbekundungen für den Gegner kein Zweifel, hat die Mannschaft von Jürgen Klopp einen Kontrahenten zugelost bekommen, den sie ausschalten sollte. Zumindest dann, wenn sie in dieser herausragenden Art und Weise agiert, mit der sie in Rekordzeit die Verwandlung von einer Elf, die international kein Bein auf den Boden bekommt, hin zum gar nicht mehr so geheimen Geheimfavoriten auf den Titel geschafft hat.
Die Reise in den Süden Spaniens treten die Schwarz-Gelben am Dienstag allerdings mit einer ganzen Menge unliebsamem Gepäck aus dem Bundesligaspiel beim VfB Stuttgart (2:1) an. „Beulen, Risswunden und Prellungen“, hatte Trainer Jürgen Klopp bei seinen Spieler ausgemacht, die von den aggressiven, mehrfach an der Grenze der Legalität agierenden Schwaben intensiv gefordert worden waren.
"Möchten nicht, dass es zu Ende ist"
Sven Bender, Felipe Santana, Marco Reus und Kevin Großkreutz trugen mehr oder minder leichte Blessuren davon und werden auflaufen können. Auch Marcel Schmelzer (Nasenbeinbruch) ist gewillt, dem BVB zu helfen, während der Einsatz von Jakub Blaszczykowski, der am Samstag wegen einer Zerrung gänzlich fehlte, äußerst ungewiss ist. Aus diesem Grund geht es bis zum Anpfiff vor allem darum, zu regenerieren und die unterschiedlich schweren Blessuren so gut es geht auszukurieren.
Während der Erfolg beim VfB den Dortmundern für die Bundesliga neben den drei Punkten nur die Gewissheit gibt, zumindest noch eine weitere Woche als amtierender Meister hausieren gehen zu dürfen, könnte die gestärkte Moral in Málaga ein entscheidender Trumpf sein. Die nicht gerade als zimperlich geltenden Andalusier werden ebenfalls keinem Zweikampf aus dem Weg gehen und der technisch starken BVB-Offensive körperlich eine Menge abverlangen. Aus diesem Grund könnte das letztlich erfolgreich verlassene Stuttgarter Stahlbad die perfekte Einstimmung auf die Partie am Mittwoch, den letzten verbliebenen Titelkampf des BVB, gewesen sein.
Obwohl alle Beteiligten unaufhörlich betonen, dass das gesteckte Ziel, in der Champions League zu überwintern längst erreicht sei, besteht doch kein Zweifel daran, dass die Borussia auf dem Weg nach London nicht in Málaga, das ja ein gefühltes Madrid sein soll, steckenbleiben möchte. „Man kann der Mannschaft ansehen, wie viel Spaß ihr dieser Wettbewerb macht. Wir möchten nicht, dass es mit den nächsten beiden Spielen schon zu Ende ist“, sagt Zorc unmissverständlich. Er weiß schließlich, wie es sich anfühlt, den begehrten Henkelpott in den Himmel zu recken.