Ein kurzer Plausch mit dem vierten Offiziellen, ein breites Grinsen in Richtung Ersatzbank, noch ein kleiner Klaps vom Trainer auf den Allerwertesten und dann der kleine Schritt über die weiße Linie, die auf und neben dem Platz sein voneinander trennt: Die Uhr im Bremer Weserstadion zeigte 83 Minuten und 23 Sekunden an, als Nuri Sahin am Samstagabend das Feld betrat.
Zarte Kampfansagen? Natürlich nicht!
Unter dem Jubel der mitgereisten BVB-Fans stand der 24-Jährige nach 647 Tagen wieder für Borussia Dortmund in einem Pflichtspiel auf dem Feld. Es war ein besonderer Moment, ohne Frage. Doch der Paukenschlag, mit dem der Deutsche Meister ins Fußballjahr 2013 gestartet ist, war zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich zu vernehmen, auch wenn er durch das 5:0 des eingewechselten Jakub Blaszczykowski noch seinen finalen Klang erhalten sollte.
Nachdem Bayern und Bayer am Nachmittag vorgelegt hatten, demonstrierte die Mannschaft von Jürgen Klopp, dass mit ihr in der Rückrunde zu rechnen ist, sie auf die Ausrutscher der Konkurrenz lauert. Kampfansagen, nicht einmal die aller kleinsten, waren den Schwarz-Gelben aber natürlich auch im Moment des beeindruckenden Auftakts nicht zu entlocken. „Sie können die Tabelle doch auch lesen“, meinte Sportdirektor Michael Zorc trocken und Sebastian Kehl half dabei: „Auch wenn wir 5:0 gewonnen haben, ist der Rückstand noch immer der gleiche.“
Optimierung vorerst geglückt
An der Deutung des Kapitäns gab es freilich nichts zu rütteln. Dennoch verdient die Art und Weise, wie das Ergebnis zustande gekommen ist, Beachtung. Gegen das Team von Thomas Schaaf, das durch die ungewöhnliche Taktik ohne echten Angreifer, die beim BVB eigentlich für Verwirrung sorgen sollte, selbst zum Teil orientierungslos wirkte, funktionierten just die Punkte, die Jürgen Klopp an der Hinrunde bemängelt hatte, nahezu perfekt.
In Sachen Gegenpressing, Umschaltspiel und Defensivverhalten war „ein guter Schritt nach vorne“, wie es Kehl nannte, unübersehbar. „Viel besser kann es kaum laufen“, befand Ilkay Gündogan sogar. Parallelen zum Vorjahr, als der BVB nicht minder furios in die Rückrunde gestartet war (5:1-Sieg beim Hamburger SV) und anschließend die Münchner noch überflügelte, will indes keiner sehen. „Wir glauben nicht wirklich daran, dass die Bayern noch Federn lassen, weil sie gewillt sind, einen solchen Fauxpas nicht zu wiederholen“, versicherte Kehl.
Vorerst geht der Blick ohnehin nur in Richtung Leverkusen, das schließlich noch zwischen Meister und Rekordmeister steht. Bevor es in zwei Wochen zum direkten Duell kommt, kann der BVB am nächsten Spieltag mit einem Sieg im Freitagsspiel gegen den 1. FC Nürnberg nun seinerseits Druck aufbauen, um anschließend ganz entspannt zu verfolgen, wie sich die „Werkself“ in Freiburg schlägt – und die Bayern in Stuttgart. „Für dieses Wochenende war unsere Leistung in Ordnung“, blieb Klopp zurückhaltend. „Die Nachhaltigkeit werden wir unter Beweis stellen müssen.“