Ziel des Angriffs von Rummenigge nach dem hart erkämpften 2:0 (1:0) in einem hektischen Derby beim FC Augsburg war Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der den Bayern ein Tor verweigerte und dem unbeherrschten Superstar Franck Ribéry wegen Tätlichkeit die Rote Karte zeigte.
"Es ist nicht einfach, wenn man mit zehn gegen zwölf spielt. Ich bin überhaupt nicht sauer auf Franck Ribéry. Wenn man sauer sein kann, dann auf den Schiedsrichter. Der hat Karten gezeigt, damit kann er sich den Weihnachtsbaum behängen - und ganz obendrauf die Rote Karte setzen", polterte der Bayern-Boss gegen den Referee aus Herne: "Jeder kann mal einen schlechten Tag haben. Aber wenn es ein ganz schlechter ist, wird es schwierig."
Er erwarte vom Deutschen Fußball-Bund nun eine "Lex Dortmund". Der DFB müsse "gleiches Recht für alle gelten lassen und einsehen, dass es keine Rote Karte war", sagte Rummenigge. Dortmunds Marcel Schmelzer war zuletzt nach einem Platzverweis freigesprochen worden.
Doch die Chancen für Ribéry dürften nicht allzu gut stehen. Der Franzose berührte den Südkoreaner Ja-Cheol Koo nach vorausgegangener Provokation im Gesicht, weshalb auch Bayern-Trainer Jupp Heynckes die Szene zu Recht völlig anders als Rummenigge bewertete: "Die Rote Karte ist vertretbar. Natürlich ist er provoziert worden. Aber das darf so einem Klassespieler nicht passieren."
Auch Sport-Vorstand Matthias Sammer meinte, dass der 29-Jährige durchaus hätte "cooler reagieren können". Im schlimmsten Fall droht Ribéry (29) das Aus in einem möglichen Pokal-Finale, sollte ihn der DFB für drei Spiele sperren.
Der Platzverweis trübte beim souveränen Rekordmeister, der durch Tore von Mario Gomez (26.) und Xherdan Shaqiri (85.) zum siebten Mal in Serie das Viertelfinale erreichte, auch etwas die vorweihnachtliche Stimmung. Selbst die Auslosung des Achtelfinales in der Champions League am Donnerstag (11.30/Sky) im schweizerischen Nyon rückte in den Hintergrund, auch wenn es sogar ein Duell mit Real Madrid geben könnte.
"Da haben wir keinen Einfluss darauf, wir werden es so nehmen wie es kommt. Ich glaube nicht, dass die anderen Mannschaften gerne Bayern München zugelost bekommen", äußerte Rummenigge, nachdem er wieder etwas die Fassung gefunden hatte. Auch Sammer sah der Ziehung unaufgeregt entgegen. Der FC Bayern befinde sich bereits "im Weihnachtsmodus".
Dieser Modus dauert bis zum Start des Trainingslagers in Katar am 2. Januar an. Bis dahin können sich die Bayern-Stars in ihrem zweiwöchigen Winterurlaub entspannt zurücklehnen, zumal der Vorsprung in der Liga mit neun Punkten vor Leverkusen und zwölf vor Dortmund äußerst komfortabel ist. "Wir können sehr zufrieden sein", sagte Rummenigge, auch wenn die Leistung in Augsburg zum Abschluss der Hinserie wenig berauschend war.
Dennoch war auch Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger nach 20 Pflichtspielsiegen und dem Gewinn des Supercups "sehr stolz, auch wenn wir wissen, dass wir noch nichts erreicht haben". Er könne sich aber "nicht erinnern, dass eine Mannschaft in der Hinrunde so dominant war". Sammer sprach von einer "wunderbaren Vorgabe. Wir sind überall gut dabei. Aber 'dabei' stand noch nie auf einer Autogrammkarte unter Erfolge", fügte er gewohnt kritisch an: "Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir alles perfekt gemacht haben."