Als Timo Hildebrand im September den Anruf von Horst Heldt erhielt und ihm der S04-Manager einen Vertrag bei den Königsblauen anbot, sagte der Torhüter sofort zu. Es war ein perfekter Moment in seiner gerade von Aussichtslosigkeit geprägten Situation, um in der Bundesliga wieder Fuß zu fassen.
Nach einem Jahr ohne Spielpraxis bei Sporting Lissabon und dem folgenden Sturz in die Arbeitslosigkeit war Hildebrand schon abgeschrieben. Zudem galt er noch als schwer vermittelbar, weil ihm seine letzte Bundesligastation bei 1899 Hoffenheim den Ruf „Motzki“ eingebracht hatte. Hinter dem früheren Nationalkeeper lagen schwierige Zeiten, da kam Schalkes Anfrage sehr recht.
Doch auch bei den Königsblauen musste Hildebrand geschlagene vier Monate ausharren, ehe seine Stunde endlich geschlagen hatte. „Ich habe in den letzten Jahren das Warten lernen müssen“, gibt der 33-Jährige zu. „Natürlich bin ich ehrgeizig und wollte Fußball spielen. Da ist man nie zufrieden, wenn man nicht spielen kann. Durch die Monate, in denen ich arbeitslos war, war ich aber froh, überhaupt noch einmal eine Chance bei einem so großen Verein wie Schalke bekommen zu haben.“
Ralf Fährmann: 9 Spiele, (748 Einsatzminuten), 4 Siege, 0 Unentschieden, 5 Niederlagen, 13 Gegentore
Lars Unnerstall: 14 Spiele (1186 Einsatzminuten), 9 Siege, 2 Unentschieden, 3 Niederlagen, 15 Gegentore
Timo Hildebrand: 5 Spiele (405 Einsatzminuten), 3 Siege, 0 Unentschieden, 2 Niederlagen, 6 Gegentore
Lars Unnerstall hatte die Gunst der Stunde genutzt und nach der schweren Knieverletzung Ralf Fährmanns beim Heimspiel gegen Kaiserslautern seine Feuertaufe in der Bundesliga bestanden. Bis zum 4:0-Sieg in der Arena gegen den VfL Wolfsburg machte „der Lange“ im Schalker Kasten einen guten Job, ehe er selbst angeschlagen seinen Posten räumen musste. Für Hildebrand war es der Moment zu zeigen, dass er trotz der fehlenden Spielpraxis nichts verlernt hatte.
Nach nunmehr fünf Spielen in der Bundesliga und drei weiteren in der Europa League zeichnet sich deutlich ab, wer auch in Zukunft Schalkes Nummer eins sein dürfte. Denn während Fährmann zu Beginn der Serie in seiner Leistung schwankend war und Unnerstall in den letzten Partien vor seiner Schultereckgelenk-Sprengung etwas schwächelte, agierte Hildebrand bislang fehlerfrei.
Die Schalker Profis in der Einzelkritik:
Ihm kommt seine große Erfahrung zu Gute. Der WM-Dritte von 2006 und Deutsche Meister von 2007 (mit dem VfB Stuttgart) strahlt mehr Sicherheit als seine beiden deutlich jüngeren Vorgänger aus und ist so aus dem Schalker Tor derzeit nicht mehr weg zu denken.
Da der stark leistungsbezogene Vertrag des gebürtigen Wormsers nur bis zum Ende dieser Saison läuft, kommt es Hildebrand wie gerufen, dass Heldt einen Gesprächstermin mit ihm in den nächsten Wochen angekündigt hat. „Wir können uns eine Vertragsverlängerung mit Timo sehr gut vorstellen“, betont Schalkes Sportvorstand.
Was wird aus Fährmann und Unnerstall?
Hildebrand wird erneut kaum nein sagen, doch dann hätte Schalke für die nächste Serie gleich drei Keeper mit dem Anspruch, die Nummer eins werden zu wollen und es auch zu können. „Ein gesunder Konkurrenzkampf ist für eine Mannschaft immer wichtig, das gilt für jede Position, nicht nur im Tor“, macht sich Heldt darüber keine Sorgen.
Er wird weder Fährmann (Vertrag bis 2015) noch Unnerstall (2013), die spätestens zum Start der Sommervorbereitung wieder fit sein dürften, vom Hof schicken. Andererseits kann keinen der beiden Jungspunde die Aussicht reizen, in der Schalker Torwart-Hierarchie möglicherweise nur noch Dritter zu sein – auch wenn ein Platz im Kasten manchmal schneller frei wird, als man denkt.