Es war der 4. Juni 2006, als Benedikt Höwedes zum ersten Mal in seiner Karriere Deutscher Meister wurde. Die A-Junioren des FC Schalke führte er als Kapitän im Endspiel am Hasseler „Lüttinghof“ zum verdienten 2:1-Sieg über Bayern München. Im Team standen damals unter anderem Ralf Fährmann, mit dem er bald in der Bundesliga wieder auf Titeljagd gehen kann, und der inzwischen bei Real Madrid zaubernde Mesut Özil.
Wenn Verteidiger auf Vereinsverantwortliche so sexy wirken würden wie begnadete Techniker oder Torkanonen, hätte auch „Benny“ möglicherweise schon ein Angebot von einem Weltverein auf dem Tisch. Doch da Höwedes seinen Job meist grundsolide verrichtet, ohne groß zu glänzen, ist er nur unter echten Fachleuten schon ein Großer seiner Zunft.
Wie bodenständig der inzwischen 23-Jährige ist, zeigt die Anzahl seiner bisherigen Vereine. In der Jugend seines Heimatklubs TuS Haltern groß geworden, landete Höwedes über die Station SG Herten-Langenbochum im Jahr 2001 beim FC Schalke.
Im Januar 2007 erhielt er seinen ersten Profivertrag und gehörte zur Saison 2007/08 zum Erstligakader. Zunächst wurde er in der Oberliga-Reserve eingesetzt, ehe er am 3. Oktober 2007 in der Champions League debütierte, ohne zuvor nur eine Minute in der Bundesliga gespielt zu haben. Gegen Rosenborg Trondheim war er aufgrund einer Verletzung von Christian Pander in die Schalker Startelf gerückt. Drei Tage später gab er gegen den Karlsruher SC sein Bundesligadebüt, sein erstes Tor erzielte er am 8. Spieltag der Saison 2008/09 zum 1:1-Endstand in einem Auswärtsspiel beim Hamburger SV.
Im Dezember 2008 verlängerte er seinen Vertrag bis 2014, obwohl unter anderem die TSG Hoffenheim unter Trainer Ralf Rangnick an seinen Diensten interessiert war. Höwedes wollte in für Schalke schwierigen finanziellen Zeiten ein Zeichen für Vereinstreue setzen. Ein Charakterzug, der in der heutigen Kickerbranche eher selten ist.
Doch Höwedes hatte nicht nur die sportliche Karriere im Auge. Denn auch er stand früh vor der Frage, ob er Profifußball und die Schule unter einen Hut bringen könne. Als Schalke am 9. April 2008 im weltberühmten Camp Nou gegen den FC Barcelona zum Viertelfinal-Rückspiel der Champions League antrat, war Höwedes mit dabei.
Benedikt Höwedes ließ sich von Manuel Neuer nichts von den Bayern flüstern (Foto: firo).
Doch gleich nach dem Abpfiff ging es nachts im Privatjet von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zurück in die Heimat. Am anderen Morgen stand die Abiklausur in Mathe auf dem Programm. Höwedes schaffte beide Prüfungen, die am Gymnasium und die in der Schalker Elf sowieso. Inzwischen gehört er zum Inventar des Klubs und gilt nach dem Weggang von Manuel Neuer zum FC Bayern nicht nur als künftiger Mannschaftskapitän, sondern als das Gesicht des Klubs.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Höwedes inzwischen seiner Geburtsstadt Haltern den Rücken gekehrt hat und in die schicke Metropole Düsseldorf gezogen ist. An seinem Outfit hat sich etwas geändert, an seiner tadellosen Einstellung zum Job und zu den besonderen Eigenheiten des FC Schalke nicht.
Kein Wunder, dass ihn Sportdirektor Horst Heldt jüngst als „unverkäuflich“ deklarierte, nachdem wieder einmal ein paar Interessenten auf der Matte gestanden. Auch Münchens Bosse hatten den Kapitän der deutschen U21-Europameisterelf von 2009 offenbar ein Auge auf ihn geworfen, doch im Gegensatz zu Neuer widerstand Höwedes den Verlockungen der Bayern.
In der nächsten Saison wird der Torschütze im DFB-Pokalendspiel noch mehr im Blickpunkt stehen. Höwedes hat das Zeug dazu, auch diese Aufgabe in seiner unaufgeregten Art perfekt zu meistern.