Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) müssen in Bezug auf die Ausschreitungen in den Stadien einen schwierigen Spagat bewerkstelligen. "Wir stecken in einem Dilemma. Es macht keinen Sinn, noch Maßnahmen oben draufzusetzen. Aber wir müssen für die überwiegend friedlichen Zuschauer auch für Sicherheit sorgen", sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus bei einem Pressetermin in Frankfurt/Main.
Kein gutes Haar ließ Hieronymus am Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt: "Mit einigen Personen macht es keinen Sinn mehr zu reden. Selbst von Beamten habe ich sehr differenzierte Aussagen zu Herrn Wendt vernommen. Leider traut sich dort niemand, ihm den Stöpsel herauszuziehen."
Hertha BSC gegen VfB Stuttgart vor 25.000 Zuschauern
Wendt hatte nach den Krawallen im Anschluss an das Bundesliga-Spiel zwischen Hertha BSC Berlin und dem 1. FC Nürnberg (1:2) am 13. März unter anderem "Geisterspiele" gefordert und sich für einen namentlichen Ticketverkauf stark gemacht. In der Hinrunde hatte Wendt mit seiner Aussage für Aufsehen gesorgt, dass sich Fans beim Stadionbesuch "in Lebensgefahr" begeben würden.
Auch DFB und DFL hatten zuletzt durchgegriffen und Sanktionen gegen Berlin und den 1. FC Köln ergriffen. Die Hertha darf ihr Heimspiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart nur vor 25.000 Zuschauern austragen, die Kurve der Hertha-Fans im Olympiastadion bleibt leer. Kölner Anhänger sind vom Auswärtsspiel des FC bei 1899 Hoffenheim ausgeschlossen. "Die Ultras sind eine besondere Problematik"
Hieronymus verwehrte sich trotz der scharfen Maßnahmen in der hitzigen Debatte gegen "Schwarz-Weiß-Diskussionen und Schlagzeilen-Produktionen, die keinem helfen". Man sei stolz auf den Dialog mit der Mehrzahl der Fans, sagte Hieronymus, schränkte aber auch ein: "Die Ultras sind eine besondere Problematik. Da ist die Nachhaltigkeit der Gespräche nicht so wie gewünscht."
Thomas Feltes, Professor für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, riet DFB und DFL, "sich nicht vor den repressiven Karren von Politik und Polizei spannen zu lassen". Alle Verantwortlichen sollten "gewaltbereiten Fans die Hand ausstrecken und keine weiteren Fronten aufbauen".
Zur Vorsicht mahnte Feltes in der Diskussion um Stadionverbote für Fans. "Stadionverbote führen zu Stigmatisierung und zu einem Wir-gegen-euch-Gefühl bei den Fans", sagte Feltes. Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn betonte, bei Stadionverboten weiter auf "Einzelfallgerechtigkeit" zu setzen.