Selbst auf das sonst übliche „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“ konnten die Schalker Fans verzichten. Nach dem 2:0-Sieg am Sonntag gegen den 1. FC Köln feierten die Königsblauen in der ausverkauften Arena lieber sich selbst, während die Gäste in vorgezogener Aschermittwochs-Stimmung ins sonst so närrische Rheinland schlichen.
Mit dem sechsten Zu-Null-Sieg in Folge hat der FC Schalke inzwischen seinen uralten Rekord aus der Saison 1974/75 eingestellt. Damals war es Norbert Nigbur, der im Parkstadion einfach nicht zu überwinden war. Nun heißt die Schalker Versicherung Manuel Neuer, der im eigenem Haus exakt 586 Minuten nicht mehr hinter sich greifen musste. „Ich nehme mir in jedem Match vor, zu Null zu spielen“, wollte der 23-Jährige nicht viel Aufhebens um die stolze Serie machen. „Der Rekord ist mir egal, sondern wäre ein netter Nebeneffekt. Ein Titel wäre mir lieber“, machte Neuer klar.
Seine Vorderleute können sich auf ihn verlassen, das war auch gegen Köln klar. Doch dafür taten sie sich einmal mehr mit dem Knacken des gegnerischen Riegels schwer. 45 Minuten lang agierten die Hausherren planlos und ohne jegliche Idee, ehe Joel Matip natürlich aus einer Standardsituation nach einem perfekt hereingeschnittenen Freistoß von Lukas Schmitz das erlösende 1:0 gelang. „Ich muss unsere Fans loben. Sie haben uns auch in der Phase unterstützt, als es bei uns nicht so gut lief“, wusste S04-Erfolgstrainer Felix Magath, bei wem er sich bedanken konnte. „Im zweiten Durchgang sind wir viel souveräner aufgetreten und letztlich auch verdient zum Sieg gekommen.“
So war es, Jefferson Farfan nutzte eine tolle Vorlage von Kevin Kuranyi zum 2:0 und schraubte somit Schalkes sensationelle Bilanz auf 45 Zähler aus den ersten 22 Partien. Magath hatte schon vorher von einer ganz wichtigen Aufgabe gesprochen, um sich vor den Wochen der Wahrheit ein schönes Punktepolster anzufressen. „Wenn wir in den kommenden Wochen mal das ein oder andere Spiel verlieren, würden wir trotzdem weiterhin da oben bleiben und nicht gleich einen Tabellenplatz abgeben. In den Duellen wie gegen Leverkusen oder Bayern München müssen wir damit rechnen, dass wir nicht alle gewinnen“, rechnet der 56-Jährige nicht damit, dass der Lauf seiner jungen Truppe bis zum Saisonende am 8. Mai anhält, ohne ins Stolpern zu geraten.
Vom Titel für Schalke will der Wolfsburger Meistertrainer aber nach wie vor nichts wissen: „Wir wissen, dass wir uns nicht mit den Bayern vergleichen können, dafür ist meine Mannschaft viel zu jung“, betonte Magath.
Viel wichtiger ist der Abstand zu den nachfolgenden Plätzen, denn der Vorsprung auf den Tabellenvierten Hamburg wurde mit sechs Punkten gewahrt. Der Revierrivale Borussia Dortmund ist weitere drei Zähler zurück. „Wir haben jetzt schwere Brocken vor der Brust, von daher tut uns das kleine Punktepolster, das wir jetzt haben, richtig gut“, weiß auch Neuer.
Der 1. FC Köln hingegen hat nicht nur ein Problem, das den prominenten Namen Lukas Podolski trägt, sondern erlebte nach dem anfänglich guten Start in die Rückrunde einen derben Rückschlag im Kampf um den Abschied von der Abstiegsregion. „Beim zweiten Tor hat man den Unterschied zwischen einer Spitzenmannschaft und einem Team aus der unteren Tabellenhälfte gesehen“, erkannte Zvonimir Soldo.
Der ehemalige Spieler von Magath zu Stuttgarter Zeiten muss zusehen, dass er seinen Laden schnell wieder in den Griff bekommt. Der Portugiese Maniche stiefelte bei seiner Auswechslung in der 66. Minute aufreizend langsam vom Feld und würdigte anschließend Soldo keines Blickes. In der Karnevalshochburg Köln wird der Rosenmontag zumindest bei seinem Vorzeigeverein FC diesmal verkatert sein.