Die Suche hat ein Ende: Jupp Heynckes wird neuer Trainer beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Der 61-Jährige, der bereits von 1979 bis 1987 Coach bei der Borussia war, wird Nachfolger des am 14. Mai entlassenen Horst Köppel und unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag bis 30. Juni 2008. Am Dienstagnachmittag wurde der Welt- und Europameister von der Borussia offiziell vorgestellt.
"Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe. Ich habe wieder Lust auf die Bundesliga, und ich bin schon immer Borusse gewesen", sagte Heynckes vor gut 60 Journalisten und acht Kameratemas im Pressezentrum des Borussia-Parks, das er um 15.03 Uhr gewohnt rotgesichtig und mit strahlendem Lächeln betreten hatte: "Ich denke, dass ich mit meinem Knowhow und meiner Erfahrung hier noch viel bewegen kann. Ich will eine Art Fohlen-Elf aufbauen."
Einer der Vorreiter des bewährten Jugendstils könnte Nationalspieler Marcell Jansen sein. "Jupp Heynckes ist ein erfahrener Trainer, der viele Erfolge gefeiert hat. Positiv ist zudem, dass er gut mit jungen Spielern arbeitet", ließ Jansen aus dem WM-Trainingslager verlauten.
Heynckes schließt Karriereende in Gladbach nicht aus
Die gesundheitliche Probleme (vier Fußoperationen, Arthrose im Knie) der letzten beiden Jahre hat "Don Jupp" Heynckes, der bis 1987 insgesamt 24 Jahre als Spieler und Trainer in Gladbach tätig gewesen war und nun einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieb, weitestgehend hinter sich gelassen. Er fühle sich noch "zu fit und zu jung", um nicht mehr im Fußball tätig zu sein: "Wer weiß, vielleicht schließt sich hier der Kreis und ich beende in Gladbach meine Trainerkarriere."
Überhöhtem Druck wird er laut Borussia-Präsident Rolf Königs bei seiner Rückkehr nicht ausgesetzt werden. "Wir erwarten keine Wunder von ihm. Wir müssen nicht unbedingt sofort ins internationale Geschäft, so weit sind wir noch nicht", sagte Königs.
Heynckes bislang letztes Engagement als Coach war schnell in die Brüche gegangen. Am 15. September 2004 wurde er nach nur 448 Tagen bei Schalke 04 entlassen. Noch vor zwei Monaten sagte Heynckes, dass er nicht zuletzt wegen chronischer Schmerzen nie wieder einen Trainerposten übernehmen würde. Nicht zuletzt die Liebe zu seinem Ex-Klub ließ ihn 516 Tage nach dem vermeintlich endgültigen Abschluss seiner Trainerkarriere umdenken.
Heynckes lobt Vorgänger Köppel
"Ich glaube nicht, dass ich mich als Trainer verändert habe, warum auch? Ich hatte auf Schalke mein bestes Trainerjahr, habe am effektivsten gearbeitet, auch wenn es sich nicht immer auf die Ergebnisse niedergeschlagen hat", sagte Heynckes, der seinen Freund Horst Köppel ("Er hat hier gute Arbeit geleistet") aus erster Hand von seinem neuen Engagement berichtete. Den Konsolidierungskurs seines ehemaligen Teamkollegen wolle Heynckes, der von der Anfrage aus Gladbach "überrascht" war, konsequent weiterführen.
Heynckes gehört zu den erfolgreichsten deutschen Spielern und Trainern aller Zeiten. Mehr Ligatore als er (220 in 369 Spielen für Gladbach und Hannover 96) erzielten nur Gerd Müller (365/427) und Klaus Fischer (268/535). Der Europameister von 1972 und Weltmeister von 1974 (39 Länderspiele/14 Tore) prägte mit seinen Toren auch maßgeblich das goldene Zeitalter der Gladbacher Fohlen-Elf. Er wurde viermal deutscher Meister (1971, 1975, 1976, 1977), DFB-Pokalsieger (1973) und UEFA-Cup-Sieger (1975).
Als die Gladbacher dann 1979 zum zweiten Mal den UEFA-Cup gewannen, war Heynckes schon Co-Trainer unter Udo Lattek, den er danach als Chef-Coach ablöste. In acht Jahren konnte er zwar keinen Meistertitel mit Gladbach gewinnen, entdeckte aber zahlreiche Talente, unter anderem Lothar Matthäus. 1987 wechselte er wegen der besseren sportlichen Perspektive zu Bayern München und führte den Rekordchampion 1989 und 1990 zum Titel - und musste 1991 dann doch gehen.
Erstmals schweren Schiffbruch als Coach erlitt er bei Eintracht Frankfurt, wo er nach einer Machtprobe im April 1995 gehen musste. Es folgten Stationen auf der iberischen Halbinsel (CD Teneriffa, Benfica Lissabon, Athletic Bilbao), wo er sich auch vor dem missglückten Engagement in Frankfurt in Bilbao versucht hatte. Den größten Erfolg feierte er mit dem spanischen Rekordmeister Real Madrid. Die "Königlichen" führte er 1998 zum Champions-League-Triumph, wurde aber in der Meisterschaft nur Vierter und musste gehen.