Trotz neun Ausfällen hat Thomas Doll eine klare Forderung an sein Team ausgegeben: "Nicht rumheulen, Ärmel aufkrempeln!", sagte der HSV-Coach, der sich sicher ist, dass seine "Jungs gewillt sind, unseren Weg weiterzugehen". Soll heißen: Richtung Champions League, und wenn´s geht, auch zur Meisterschaft.
Vier Punkte Vorsprung hat Bayern München, doch der HSV kann im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen heute (15.30 Uhr/live bei Premiere) bis auf einen Zähler an den Tabellenführer heranrücken. Der Rekordmeister stünde dann am Sonntag beim FSV Mainz 05 mächtig unter Druck.
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Diese Gelegenheit wollen sie beim HSV nutzen, auch wenn derzeit das Lazarett häufiger von den Profis aufgesucht wird als der Trainingsplatz. Gerade einmal elf Feldspieler standen Doll zuletzt in der Vorbereitung zur Verfügung, die andere Hälfte der Mannschaft plagt sich derzeit mit Muskelfaser-, Bänderrissen und anderem Ungemach herum. Auch Rafael van der Vaart wird verletzungsbedingt fehlen. Bei dem Mittelfeldspieler hat sich eine Entzündung im Knöchel gebildet, der von einer 4,5 cm langen Metallschraube stabilisiert wird.
Dennoch trommelt Doll Richtung Konkurrenz: "Ich kann überhaupt nicht sagen, wer aufläuft, aber ich bin davon überzeugt, dass wir elf kernige Jungs aufbieten." Gegner Leverkusen ahnt, was da vom angeschlagenen HSV zu erwarten ist, gibt sich aber ebenfalls kämpferisch. "Wir haben eine gute Phase, und die wollen wir ausbauen", sagt Trainer Michael Skibbe, der den fünften Tabellenplatz verteidigen und gegen die "tolle HSV-Truppe eine richtig gute Truppe" stellen will.
Im Blickpunkt neben dem Meisterschaftsrennen steht der Kampf um den Klassenverbleib. Gleich fünf gefährdete Mannschaften müssen heute punkten, um ihre Chancen zu wahren. Allen voran der 1. FC Köln, der mit einem Heimsieg gegen das Schlusslicht MSV Duisburg den Glauben an das Wunder aufrecht erhalten will. "Bei einem Sieg können wir sagen: Das Hoffen und Bangen geht weiter", erklärte Kölns Coach Hanspeter Latour. Da auch Duisburg um die letzte Chance kämpft, erwartet der Trainer einen offenen Schlagabtausch.
Ebenfalls tief im Schlamassel steckt der 1. FC Kaiserslautern vor der Heimpartie gegen Hannover 96. Für den Endspurt wurden deshalb die Fans um die volle Unterstützung gebeten, zudem versprach Trainer Wolfgang Wolf im Falle des Abstiegs seinen Verbleib. Das Beschwören des Zusammenhalts als finale Maßnahme - so ähnlich versucht man es auch beim VfL Wolfsburg vor dem Gastspiel bei Arminia Bielefeld. Die Fans jedenfalls haben ihren VfL im Abstiegskampf neu entdeckt, 15.000 wollen die kleine Schüco-Arena einnehmen.
Um nicht doch noch ganz unten reinzurutschen, braucht auch die Notelf von Eintracht Frankfurt einen zählbaren Erfolg beim VfB Stuttgart, der jüngst mit Trainer Armin Veh um ein Jahr verlängerte. Und wie der VfB hofft Borussia Dortmund vor dem 50. Bundesliga-Duell mit dem 1. FC Nürnberg auf einen UEFA-Cup-Platz. Als "Frage des Stolzes" bezeichnete BVB-Coach Bert van Marwijk das Spiel gegen die formstarken Franken. "Als Sportler muss man bis zum Ende um seine Ziele kämpfen", sagte der Niederländer. Leverkusen den fünften Platz noch streitig machen will auch Hertha BSC, das zu Borussia Mönchengladbach reist. Berlins Exzentriker Marcelinho hat schon mal eine Kerze in einer Kirche aufgestellt.
Um göttlichen Beistand ersucht Felix Magath dagegen nicht. "Wir sind gut drauf und lassen uns den Titel nicht mehr nehmen", sagte der Bayern-Coach vor dem Sonntagsspiel bei den ebenfalls abstiegsgefährdeten Mainzern. Selbst wenn der HSV noch zwölf Punkte holen würde, "holen wir neun. Wem sich diese Situation nicht als komfortabel erschließt, der muss auf die Schulbank", dozierte Magath.
Werder Bremens Sportdirektor Klaus Allofs war da offenbar ein gelehriger Schüler. Seine Rechnung vor dem Sonntags-Spitzenspiel gegen Schalke 04 bezieht sich allerdings auf den um fünf Zähler enteilten HSV. "Wenn wir gegen Schalke gewinnen, sind wir wieder voll im Geschäft", sagte er. "Ich rechne damit, dass der HSV noch irgendwo patzt, und dann haben wir es am letzten Spieltag selber in der Hand." Dann nämlich kommt Werder Bremen zum HSV.