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30 Jahre SFCV: Großveranstaltung in der Arena
Rojeks Zukunftswunsch: "Fanszene zusammenhalten"

30 Jahre SFCV: Großveranstaltung in der Arena
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Am 12. August feiert der Schalker Fan-Club Verband sein 30 Jähriges Bestehen. 1978 mit acht Fan-Clubs gegründet, ist der SFCV heute die größte Fanorganisation Deutschlands. 27 Mitarbeiter betreuen mit an Spieltagen bis zu 150 ehrenamtlichen Helfern 75.000 Mitglieder und 1500 angeschlossene S04-Fan-Clubs. Tendenz weiter steigend. RevierSport unterhielt sich mit dem Vorsitzenden Rolf Rojek über das Erreichte und die Ziele für die kommenden Jahre.

Rolf Rojek, 30 Jahre Schalker Fan-Club Verband. Ein Jubiläum ist immer auch ein Zeitpunkt, an dem man kurz inne hält und sich umdreht, oder? Als wir den SFCV 1978 gegründet haben, wusste ich, dass du mit diesen tollen Fans und diesem Verein viel mehr machen kannst, als wir damals hatten. Dass sich der Dachverband in dieser Weise entwickeln würde, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Aber ich hatte schon damals ein Ziel. Bereits in meiner Jugendzeit als Fan war es meine Vision, alles das zu tun, was wir jetzt machen. Eine Fanbetreuung gab es damals nicht, das habe ich umzusetzen versucht. Infomobil, Stammtische, Regionaltreffen, Fanbetreuer, überall waren wir Vorreiter in ganz Deutschland. Heute sind wir Beispiel gebend für die Bundesliga. Das Jubiläumsjahr haben Sie unter das Motto 'Fairplay ist unsere Stärke' gestellt. Ist das wirklich so oder das eher ein Aufruf an die eigenen Fans, sich an dieses hehre Motto zu erinnern? Wenn man bedenkt, dass wir 75.000 Mitglieder haben, fallen wir eigentlich kaum unangenehm auf. Da gibt es wenig Grund zur Klage. Aber in den letzten Jahren häuften sich doch mehrere Punkte, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Sei es die eine oder andere Beschwerde über Sachbeschädigungen oder Pöbeleien aus der Straßenbahn. Oder das Pinkeln in die Blumenbeete, wenn die Oma gerade bei Kaffee und Kuchen in ihrem Garten sitzt. Das sind zwar keine große Baustellen. Aber der Respekt anderen Menschen gegenüber hat in unserer Gesellschaft abgenommen. Deshalb wollen wir in unserem Jubiläumsjahr alle Aktionen unter dieses Motto stellen, um uns wieder an diese Werte zu erinnern. Wie wollen Sie das erreichen? Zum Fußball gehören die Bratwurst und Bier, aber auch die Fünf mal gerade sein zu lassen. Allerdings gibt es Regeln, an die ich mich als Fan zu halten habe. Nachdem wir in den vergangenen Jahren unheimlich gewachsen sind und das Hauptaugenmerk auf den Ausbau unserer Organisation und unserer Leistungen gelegt haben, wollen wir uns nun auch wieder den kleinen Dingen widmen, die dabei vielleicht etwas auf der Strecke geblieben sind. Wir wollen erreichen, dass jeder wieder sein Verhalten und das seines Nachbarn hinterfragt und es ihm im Zweifellsfall auch sagt, wenn etwas schief läuft.

Wie ordnen Sie in diesem Zusammenhang die Anzahl der Stadionverbote ein, die in den vergangenen Monaten stark zugenommen hat? Das Thema wird uns weiter beschäftigen. Wenn jemand eine Straftat begangen hat, dann hat er mit einer Bestrafung zu leben. Ob das vom Strafmaß immer gerecht ist, steht auf einem anderen Blatt. Diskussionswürdig ist in der Tat das Aussprechen von Sperren von zwei oder sogar von drei bis zu fünf Jahren in Fällen, in denen keine Straftat nachgewiesen wurde. Problematisch ist auch die Verurteilung derjenigen, die sich in einer Gruppe aufgehalten haben, aus der Straftaten begangen wurden, oder bei denen das Verschulden sehr gering ist. Hier plädiere ich zumindest beim ersten Vergehen für den erhobenen Zeigefinger oder kürzere Stadionverbote, wie sie jetzt jüngst Borussia Dortmund gegen seine Fans verhängt hat. Wird auch gefeiert? Wir haben verschiedene Aktionen geplant, die sich eher im inhaltlichen Bereich bewegen. Angefangen haben wir beim Benefizspiel in Aachen, vor dem wir unser Banner mit der Aufschrift 'Fairplay ist unsere Stärke' vorgestellt und dafür sehr großen Beifall geerntet haben. Das Banner wird uns durch das Jahr begleiten. Zudem möchten wir möglichst jeden unser 1500 Fan-Clubs dazu animieren, im Jubiläumsjahr eine Veranstaltung durchzuführen, deren Erlös dann nach Auswahl durch den Fan-Club an eine wohltätige Organisation oder Bedürftige gespendet werden soll. Die eigentliche Feier wird im Rahmen einer Großveranstaltung in der Arena stattfinden. Hier befinden wir uns gerade in der Planungsphase, die in Kürze abgeschlossen sein wird. Gibt es weitere Aktionen? Nachdem wir zum 25. Jahrestag eine große Jubiläumsgala veranstaltet haben, wollen wir in diesem Jahr zurück zu unseren Wurzeln. Wir werden im kommenden Schuljahr zusammen mit der Faninitiative wieder verstärkt in die Schulen gehen und im Unterricht über Zivilcourage reden. Auch Ausländerfeindlichkeit ist ein Thema. Es soll in Projektwochen in Gelsenkirchen wieder mehr über Schalke, Fußball und Fans gesprochen werden.

Ist das Projekt eine Reaktion auf den Vorwurf, Sie seien durch die Größe der Organisation mittlerweile zu weit weg von der Fanszene, um die eigentlichen Nöte und Sorgen der Fans noch zu erkennen? Ich gebe offen zu, das tut manchmal weh. Ich bin immer noch bei jedem Auswärtsspiel in und vor der Kurve und kenne unsere Fans. Nicht mehr alle namentlich, aber das geht bei der Größe unseres Vereins auch nicht mehr. Der Vorwurf, ich würde nicht mehr an der Basis sein und nichts mehr für unsere Leute tun, stimmt einfach nicht. Wer mich anspricht, kann weiterhin sicher sein, dass ich versuche zu helfen. Ich bin jetzt seit 27 Jahren im Amt. Die Fanszene ändert sich ständig und man muss schon aufpassen, dass man Änderungen erkennt und nicht die Zeit verpasst. Aber ich habe mich in dieser Zeit bestimmt schon achtmal umgestellt. Was wünschen Sie sich zum Jubiläum? Ich merke schon, dass es gesundheitlich nicht mehr so geht wie vor 27 Jahren. Ich wünsche mir, dass ich in absehbarer Zeit ins zweite Glied rücken kann und einen Nachfolger bekomme. Wir haben da einige geeignete Kandidaten. Aber ich will das Feld auch bestellt übergeben und nicht als Trümmerhaufen. Unsere große Aufgabe für die Zukunft ist es, die Fanszene mit all ihre Facetten und Fangruppierungen zusammenzuhalten. Faninitiative, Fan-Clubs, Supportersclub und Ultras sind bei uns Mitglied oder im Austausch. Das ist bundesweit einmalig und unsere eigentliche Leistung. Darauf können alle Schalker mit Recht stolz sein. Und persönlich? Das, was ich in die Köpfe der Fans noch reinbringen will, ist, dass es nicht den guten und den schlechten Schalker gibt. Das ärgert mich maßlos, wenn hier Unterschiede gemacht werden. Der Mensch, der irgendwo in Deutschland vor seinem Radio sitzt und mit Schalke zittert, ist genauso ein Fan, wie der, der samstags in die Arena kommt.

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