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Münster: Eckermann gibt sein letztes Stimmband
Der Fan-Flüsterer

Münster: Eckermann gibt sein letztes Stimmband
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Sie fordern ihn wieder. Und Vitali Eckermann lässt sich bereitwillig fordern. Also begibt er sich vom Spielfeldrand in Richtung Tribüne, sucht den Blickkontakt, beugt sich leicht in seinem Rollstuhl auf und tut dann das, was bei Preußen Münster mittlerweile zu einem festen Ritual geworden ist: er schreit.

„Preußen“ ruft der Brillenträger voller Inbrunst, um aus hunderten Kehlen ein „Münster“ entgegen geworfen zu bekommen. Fünf Mal geht das so, sechs Mal – so lange die Stimmbänder halten. „Am besten klappt das auswärts, weil dann nur die echten Enthusiasten dabei sind“, berichtet Eckermann.

Zu denen gehört er seit 1997, weil der SCP im Test gegen Borussia Dortmund unterging. „Eigentlich war ich BVB-Fan“, berichtet der 29-Jährige und man fragt sich, ob sich das Krächzen nur mit dem vorherigen Wechselgesang begründen lässt. „Die Preußen taten mir leid, außerdem habe ich über meinen Arbeitgeber gratis zu den Spielen gehen können“, berichtet der „Westfalenfleiß“-Mitarbeiter. Also zog es ihn immer öfter ins Stadion – und immer tiefer in die Fan-Szene. „Man kann nicht zwei Clubs aufrichtig anfeuern“, fasste Eckermann eine folgenschwere Entscheidung: Er trennte sich vom damals amtierenden Champions League-Gewinner, um fortan die wesentlich erfolgloseren SCP-Kicker anzufeuern.

Und wie: Als er mit seinen Münsteranern 2000 im Westfalenpokal in Lotte gastierte, fing es mit dem „Preußen“-Ruf an. „Da musste etwas raus“, blickt der leidenschaftliche Basketballer zurück. Und es kam sogar etwas zurück. Erst von einigen wenigen, irgendwann vom ganzen Block. Da war der Weg zum „Kult-Fan“ nicht mehr weit. Doch das möchte Eckermann gar nicht sein: „Ich hasse diesen Begriff. Ich will einfach nur ein ganz normaler Anhänger sein.“

Und das ist er auch: Zu den Auswärtsbegegnungen reist er mit dem Fanprojekt. Und wenn er sich nach Schlusspfiff noch ein paar Bierchen genehmigen will, dann fährt er eben mit dem Zug. Und zwischendurch sagt er Sätze wie: „Ohne den Preußen-Adler kann ich nicht mehr leben.“ Man nimmt es ihm ab, weil er ein ganz normaler Fußball-Verrückter ist – nur eben mit äußerst belastbaren Stimmbändern.

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