Cartoonist Oli Hilbring

Als VIP in der Westfalenliga

RS war beim Derby zwischen der SG Wattenscheid und der DJK TuS Hordel dabei. Unser Fazit: WDR-Moderator Zeigler hat nur bedingt Recht.

Eine Stunde vor dem Anpfiff schwelgt Oli Hilbring in Erinnerungen: „Souleyman Sané, der war Kult.“ Sohnemann Marlon ist zwar der „größte Fußball-Experte der Familie“, kann da aber natürlich nicht richtig mitreden. Im zarten Alter von sieben Jahren hat er sich den Groundhopping-Punkt „Lohrheidestadion“ allerdings beim Passieren des Kassenhäuschens schon mal gesichert. Und das als bekennender VfL-Fan!

Apropos Groundhopping: Michael Seiss, Buchautor und nebenbei SGW-Pressesprecher (oder umgekehrt?), ist nur einer der vielen 09er, die sich riesig über Olis Besuch bei der Sportgemeinschaft freuen. Udo Ortmann hat extra seine „fiesbook“-Ausgabe mitgebracht, um sich ein Autogramm abzuholen und Christian Knippschild, das einzige stadionsprechende Maskottchen der Welt (?), begrüßt den „Stargast“ mit den Worten: „Oli ist jetzt berühmt! Sein neuer Cartoon kam doch am Samstag in der Sportschau.“

Nach dem Wattenscheid-Fan Ede Neumann den Hilbring-Cartoon „Boateng muss auf die stille Treppe“ auf seine SG ummünzte (Neumann: „Es passte nach dem Sieg in Erkenschwick einfach zu gut!“), war eine Einladung des Urhebers fällig. „Als das Angebot kam, dass mich beim nächsten Spiel freier Eintritt und kostenlose Verpflegung erwarten, habe ich von einer Millionenklage abgesehen“, schmunzelt Hilbring und schüttelt fleißig Hände. Als Ehrengast in Liga sechs lässt es sich aushalten. Aufsichtsrätin Svenja Flöring nimmt Hilbring in Empfang, zeigt dem hohen Besuch den Fanshop und die Geschäftsstelle, bis Frank Kolberg, 2. Vorsitzender des Vereins, übernimmt.

Die Fans träumen von der Regionalliga

Die Sache mit dem Maskottchen muss dabei noch mal genauer erörtert werden. „Ist das nicht eine schlechte Wahl gewesen, die Pandabären sind doch vorm Aussterben bedroht“, hakt Hilbring nach. „Das waren wir auch“, räumt Kolberg ein, sieht die düstersten Zeiten des ehemaligen Bundesligisten aber überwunden: Der Aufstieg in die Oberliga ist so gut wie sicher,

die meisten Schwarz-Weißen träumen jedoch gleich vom Doppelsprung. „Stemmen können wir das. Die Verträge mit den Spielern sind auch dann noch gültig. Und das zu fast den gleichen Konditionen wie in der Oberliga“, verrät das Vorstandsmitglied. Den immensen Aufwand in der Regionalliga will man durch größere Einnahmen beim Kartenverkauf und Catering kompensieren.

An Hilbring soll heute aber nichts verdient werden, die obligatorische Bratwurst spendiert „Plagiator“ Neumann höchstselbst. „Superlecker und superheiß“, lautet Marlons fachmännischer Kommentar und der RS-Mitarbeiter ärgert sich, dass Hilbring junior noch einige Jährchen auf dem Buckel fehlen, um für uns den Bier- und Bratwursttest zu übernehmen. „Glamourös“ oder „funky“ geht es an der Lohrheide aber mitnichten zu, hier fließt kein Schampus – für Autofahrer Hilbring noch nicht mal Pils, sondern Kaffee. Auf dem Weg zur Tribüne hat die Reisegruppe etwas gebummelt und verpasst das frühe Führungstor durch Christian Melchner. Nicht so tragisch, schließlich fallen noch drei weitere – und trotz des Endergebnisses von 2:2 hat der Wattenscheider 15-Punkte-Vorsprung Bestand.

Ein speziell zur erhofften Westfalenliga-Meisterschaft gemalter Wattenscheid-09-Cartoon wird deshalb schon mal lose angefragt. Und bis Bochum-Ehrenfeld, wo die Hilbrings wohnen, wird der Freudengesang der 09-Fans dann bestimmt zu hören sein. Ansonsten sollte Oli einfach Sohn Marlon fragen, ob die SGW schon durch ist. Der kennt sich aus.