Moin Snake, zwischendurch mein Einwurf: Ich sehe die Schwächen dieser Mannschaft genauso wie Du. Mich nerven gewisse Dinge schon seit dem Punktverlust gegen Wiedenbrück im Jahr 2020. Wir haben vermutlich einen Dissens in der Analyse, woran das liegt. Ich meine die können es nicht besser, du meinst, das Problem ist mental. Meine Texte beruhen immer auf der Beobachtung dessen, was gerade passiert, wenn der Ball nicht in der Nähe ist. Ich schaue immer wie die Mannschaft sich verhält nach Ballgewinn und nach Ballverlust. In Köln verloren sie meines Erachtens den Mut, weil mutiges Spiel zu aussichtsreichen Kontern führte.

Wer im Stadion war, sieht das Spiel und seinen Verlauf differenzierter als am Bildschirm, sporttotal.tv und seine Leistung hin oder her. Als von Christian Titz Begeisterter - der Erfolg mit Magdeburg ist kein Zufall - sehe ich selbstkritisch, dass es oftmals nicht gut geht, wenn man eine Mannschaft überfordert. Titz hat das getan und alle Knöpfe gedrückt, um alles aus den Spielern herauszuholen. Heute wissen wir, dass bei vielen nicht mehr drin war als das, was sie geboten haben. Grote ist hier die Ausnahme, er passte aber nicht zum Fußball, den Titz spielen wollte. Als der Winter kam und Titz merkte, dass er an Rödinghausen und Verl mit diesem Kader nicht ran kam, forderte er Verstärkungen, die wir nicht bezahlen konnten. Die Spieler, die ihm zunächst gefolgt waren, fühlten sich nicht wertgeschätzt und die Trennung folgte. Schade, aber nicht zu ändern. Christian Neidhardt hat die Ruhe zu analysieren, was die Mannschaft leisten kann und was nicht. Unsere Mannschaft kann viele Dinge, aber einige eben nicht. Zum Beispiel kann sie nicht richtig kontern, weshalb sie die Spielzüge oft abbricht. In Münster hat das in der zweiten Halbzeit auch deswegen geklappt, weil die Münsteraner ausgepumpt waren, Young einen Sahnetag hatte und deren überheblicher Trainer mit dieser Leistungssteigerung nicht gerechnet hatte. Ansonsten sind lange Bälle hinter die Abwehr nicht unser Spiel. Mit dem Ausfall Hebers haben wir unseren wichtigsten Kopfballspieler verloren. Also schnell die Linie rauf, Bananenflanke und Kopfball Hrubesch funktioniert genausowenig wie Kopfballtore durch Ecken. Unsere Verantwortlichen haben über drei Jahre einen Kader zusammengestellt, der das Ballbesitzspiel beherrscht, der den Raum versteht, das Spiel verlagern und das Tempo variieren kann, der Schnittstellenpässe beherrscht, Dreiecke zwischen 16er und Eckfahne bilden kann und dadurch immerhin 29 Tore geschossen hat (11 gegen KFC, ich weiß). Mit diesen Spielern ist aus körperlichen Gründen nicht möglich was Fortuna Köln oder RWO spielt. Ich frage aber: Wer will so was sehen? Ich jedenfalls nicht. In Köln hat man gesehen, dass Risikopässe durch die Mitte oft steckenblieben. Es gab auch in der ersten Halbzeit eine Reihe solcher Szenen. Warum passiert das gegen die U21 des FC und nicht gegen Lippstadt? Ganz einfach: Die Spieler des FC haben das Potenzial in der Bundesliga zu spielen, sind aber in der Entwicklung steckengeblieben (sieht man von Laux ab, der mit seinen Michelinringen überall steckenbleiben kann) und hegen die Hoffnung, dass der Knoten platzt. Sie antizipieren wie Bundesligaspieler und verfügen über die entsprechende Handlungsschnelligkeit. Dann ging es mehrfach ratzfatz und wir können uns bei Herze, Rios Alonso und Davari bedanken, dass wir nicht verloren haben. Es lag also nicht am Mut, sondern daran, dass unsere Waffen gegen diesen Gegner stumpf blieben. Halt, könnte jemand sagen, denke an letztes Jahr und unsere Auftritte im Pokal. Gegen Bielefeld stach die eingeprobte Nummer Diagonalball Hahn, Abnahme Plechaty und schräger Rückpass und Tor durch Engelmann. Ansonsten kam offensiv nicht viel. Gegen Düsseldorf nutzten wir Lücken in der Abwehr. Es war der Tag des Kehl-Gomez und des Amara Condé. Gegen Leverkusen haben wir alles Glück aufgebraucht, was uns danach gefehlt hat. Den Gegner auskontern, in Grund und Boden rennen und vernichtend schlagen - das klappt nicht gegen Gegner wie die U21 des FC Köln. Neidhardt ist ein Mann mit dem Herz am rechten Fleck, ein moderner Konservativer, der wegen seiner Berechenbarkeit, seinem Gerechtigkeitssinn und seiner angemessenen Sprache von den Spielern geschätzt wird. Der Erfolg ist Ergebnis seiner Demut vor dem Leben und Platz 1 gibt ihm Recht. Auch mir missfällt manches. Wir kommen bei Standards nicht weiter und manchmal könnte man einen Konter mal ausspielen. Dann ballert man drauf und zur Not geht der Schuss über den Zaun. Das fehlt mir auch. Dass er vogelwildes Spiel kritisiert, er Sicherheit und Kompaktheit fordert, fügt sich ins Bild. Die Unsicherheiten traten in der zweiten Halbzeit aber immer dann auf, wenn RWE etwas riskierte. Die U21 des FC Köln könnte ganz oben stehen, hätten die Spieler nicht dieses Mentalitätsproblem. Futkeu war übrigens ein Schatten seiner selbst. Was ist nur aus dem Jungen geworden, der uns mit seiner fröhlichen Unbekümmertheit so erfreut hat? Falscher Berater, so kann es gehen. Zieht man die Summe, sollte man große Hoffnung haben. Ich hoffe sehr, heute Abend für das Vertrauen belohnt und nicht enttäuscht zu werden (Spiel kann ich nicht sehen, da Schreibtisch voller Arbeit).

Kalle Parole: "Koooooookosnüsse jemand hier?"

Die Sache wird ja immer spannender!

Das würde ich zu gerne sehen. :-)

Natürlich kann man Elfmeterschießen trainieren. Ersrens technisch und zweitens mental. Ein schönes Beispiel findet man im Film "Deutschland, ein Sommermärchen". "Komzentriere Dich nur auf die Aufgabe", sagt der Psychologe. Das ist eigentlichselbstverständlich, hilft aber dennoch als externe Verstärkung. Engelmann hat gut geschossen, der Torhüter ahnte aber die Ecke. Auch Torhüter trainieren, Schützen zu beobachten. Linksfuß oder Rechtsfuß, steht die Hüfte gerade oder schräg?

Snake, muss schauen, ob es klappt. Wäre schön, Euch alle zu sehen

Ata, Ich würde gerne kommen, weil gegen Aachen immer gute Stimmung ist. Ich versuche es, kann es aber nicht versprechen.

Ata you've made my day. Ich lach mich schlapp.

Reviersport.de kann kein Interesse an den von Horst ausgelösten Beleidungsschlachten haben. Hier geht es um Fußball.