Nach 34 Spieltagen stehen auf dem Konto des FC Schalke 04 II 47 Punkte. Eine Bilanz, die es den Verantwortlichen schon Anfang April erlaubt, in Ruhe die neue Spielzeit zu planen. Und das machen die Schalker um Trainer Torsten Fröhling und Gerald Asamaoh, der als U23-Manager und gleichzeitig seit mehreren Wochen auch als Koordinator der Lizenzspielerabteilung fungiert, auch.
Frühzeitig führten die Funktionäre die ersten Spielergespräche. Vor allen mit den Akteuren, mit denen Schalkes U23 in Zukunft nicht mehr plant. Mit Fabian Lübbers (SV Lippstadt), Jason Ceka, Bastian Frölich, Phil Halbauer, Noah Awassi, Henri Matter und auch Fatih Candan (alle Ziel unbekannt) erhalten sieben Spieler keinen neuen Vertrag mehr in Gelsenkirchen. Weitere Spieler dürften folgen. Kein ungewöhnlicher Umbruch für einen Profi-Unterbau.
"Schalke wollte nicht mehr mit mir verlängern. Irgendwo habe ich das geahnt, aber natürlich ist man dann erst einmal enttäuscht, wenn es einem unter vier Augen dann mitgeteilt wird. Ich blicke trotzdem auf zwei wertvolle Jahre auf Schalke zurück. Bedanken möchte ich mich bei allen Klub-Verantwortlichen, insbesondere bei Manni Dubski, dass ich hier spielen und ins Ruhrgebiet zurückkehren konnte", sagt Candan, der als Kapitän der Mannschaft gehen muss, gegenüber RevierSport.
Candan war als Kapitän zwar der Leitwolf, aber meistens nur außerhalb des Platzes
48 Spiele, acht Tore, acht Vorlagen, so lautet die Candan-Bilanz nach zwei Jahren auf Schalke. In der laufenden Saison kommt der 31-jährige gebürtige Bottroper auf fünf Treffer und fünf Assists in 29 Einsätzen.
"Ich weiß auch, dass ein Stürmer an Zahlen gemessen wird. Meine könnten mit Sicherheit positiver ausfallen. Aber ich habe hier auf Schalke eine Rolle innegehabt, die nicht darauf ausgerichtet war, der Torjäger der Mannschaft zu sein", erklärt Candan.
Zu Saisonbeginn wurde Candan mitgeteilt, dass er eher von der Bank kommen werde und sich mit einem Reservisten-Dasein anfreunden muss - als Kapitän. "Es war für mich eine große Ehre diese Rolle einnehmen zu dürfen. Kapitän auf Schalke, auch wenn es die U23-Mannschaft ist: das kann nicht jeder von sich behaupten. Aber klar: ich war auch immer Stammspieler und Torjäger. Es war zu Beginn nicht einfach sich mit dieser Rolle anzufreunden."
Unter Trainer David Wagner durfte Candan mit ins Sommer-Trainingslager reisen
In seinem ersten Jahr auf Schalke durfte er auch die große Profiluft schnuppern. Candan, der einst bei der Turngemeinde Essen-West auf Asche in der Landesliga auf Torejagd ging, reiste mit ins Schalker Sommer-Trainingslager 2020. "Das war der Wahnsinn. Ich durfte auch eine halbe Stunde lang gegen Villarreal ran. Das war ein Erlebnis. Natürlich kommt man dann auch ins Träumen. Aber mein Platz war letztendlich in der U23-Mannschaft", erzählt er.
Auch wenn ihm ein Profi-Pflichtspiel bei den Königsblauen verwehrt blieb, kann Candan, der dem VfR Bottrop-Ebel entstammt, auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Als er in der Türkei bei Kardemir Karabükspor unter Vertrag stand, absolvierte er 14 Super-Lig-Spiele und erzielte zwei Tore. Er spielte gegen die Istanbuler Großklubs Galatasaray und Besiktas.
Seine beste Zeit erlebte der Familienvater von einem vierjährigen Sohn jedoch beim FC Viktoria Köln. In 124 Einsätzen erzielte Candan 57 Tore für den heutigen Drittligisten. In der 3. Liga war er auch sechsmal für Rot-Weiß Oberhausen am Ball. Zudem stand er zwei Jahre beim Regionalliga-Südwest-Klub TSV Steinbach Haiger - 65 Begegnungen, 19 Buden - unter Vertrag.
Candan will Profi bleiben, hat aber auch einen Plan B im Hinterkopf
In die Regionalliga Südwest soll es für den schnellen und trickreichen Straßenfußballer nicht mehr gehen. "Ich sehe meine Zukunft hier im Westen. Ich will nicht mehr umziehen. In Nordrhein-Westfalen gibt es ja viele gute Klubs", sagt der in Gelsenkirchen wohnhafte Candan.
Seine Torgefahr würde er ab dem 1. Juli 2021 am liebsten weiter in der Regionalliga West unter Beweis stellen. "Bei einem Klub, der professionelle Strukturen besitzt", ergänzt Candan. Aber: Auch der Sohn türkischer Einwanderer weiß, was die Pandemie für viele Fußballer bedeutet. "Es ist schwer geworden. Vor allem ab der 3. Liga runter. Viele Spieler bleiben auf der Strecke oder müssen gewaltige finanzielle Einbußen hinnehmen. Ich weiß auch, dass ich zurückstecken muss. Sollte es mit einem professionellen Klub am Ende nicht klappen, dann muss ich mich auch im Oberligabereich umschauen. Vielleicht eine Kombination aus Fußball und Beruf. So langsam muss ich auch an die Karriere nach der Karriere denken", sagt Candan, der am 30. Dezember 32 Jahre alt wird.