Der WM-Start für Katar 2022 steht unmittelbar bevor. Es gab und gibt viele Diskussionen, allen voran aufgrund der schlechten Menschrechtslage in Katar, um die Vergabe dieser WM in den Wüstenstaat.
Von Fan-Seiten wird teilweise zum Boykott aufgerufen. Auch die Ruhrpott-Profiklubs wie Schalke, Bochum, Dortmund und Rot-Weiss Essen haben sich bereits offiziell, und das gegen die WM, ausgesprochen - RevierSport berichtete.
RS fragte nun bei einigen Amateurtrainern - von der Ober- bis zur Kreisliga - im Ruhrgebiet nach. Was sie denn von der WM in Katar halten und ob und wie sie die Spiele verfolgen werden?
Olaf Rehmann, Trainer des Bezirksligisten SG Schönebeck: "Diese WM ist das Ergebnis einer Entwicklung im Fußball, die seit Jahren zu einer völligen Übersättigung für den Fan führt. Es geht nur noch um den größtmöglichen finanziellen Gewinn und um das größtmögliche Spektakel. Ich schaue auch die Bundesliga oder internationale Spiele der Vereine nur noch selten, dass wird bei der WM vermutlich ähnlich sein. Mein Zeitplan wird auf jeden Fall nicht durch die WM-Spiele beeinflusst werden."
Hätte uns jemand vor 20 Jahren gesagt, dass die WM in Katar stattfindet, hätte man diesen Menschen ausgelacht. Doch heutzutage ist doch alles möglich. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Nochmal: Wer am besten schmiert, der kann eine WM dort austragen, womit keiner rechnet.
Sascha Fischer
Issam Said, Trainer des Landesligisten VfB Frohnhausen: "Ich liebe die Weltmeisterschaften. Es macht immer Spaß den besten Fußballern der Welt zuzuschauen. Klar, über den Austragungsort Katar kann man streiten. Aber im Endeffekt ist es doch so, dass die FIFA generell korrupt ist. Ich frage mich nur, warum der Aufschrei nicht so groß war als die WM vor vier Jahren in Russland stattfand? Was das für ein politisch geführtes Land ist, sehen wir ja aktuell alle in der Welt. Ich finde nicht, dass Katar da schlimmer als andere Länder sind. Im Endeffekt sollten wir uns die vier Wochen auf die WM, auf den Fußball freuen und uns nicht auf Katar einschießen. Es geht um die Nationalmannschaft und die werde ich von Zuhause aus anfeuern."
Sebastian Tyrala, Trainer des Oberligisten TuS Bövinghausen: "Ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, dass ich die WM nicht schaue. Ich bin fußballbegeistert und das ist halt eine WM. Ich werde die Spiele schauen und der Fernseher wird bei uns laufen. Dass die WM im Winter und in Katar stattfindet, finde ich auch nicht gut. Aber das haben ja die Funktionäre vor einigen Jahren so entschieden."
Sascha Fischer, Trainer des Bezirksligisten DJK Sportfreunde Katernberg: "Diese WM ist kaum vertretbar. Wenn man sieht, wie viele Menschen dafür gestorben sind, um da alles aufzubauen, dann ist das alles eigentlich sehr, sehr grenzwertig. Aber jeder soll das für sich handhaben, wie er damit umgeht. Ich werde die WM auf jeden Fall schauen, vor allen Dingen, wenn es in die K.o.-Phase geht. Viele erzählen jetzt, dass sie die Spiele nicht schauen werden. Aber wenn es dann ins Viertelfinale, Halbfinale oder Finale geht, dann werden alle vor ihren TV-Geräten sitzen. Dafür ist es einfach ein zu geiler Fußball, mit den besten der Welt. Dass das alles ein großes Schmieren-Geschäft ist, dass weiß doch jeder. In diesen Sphären gilt doch, wer am besten schmiert, der bekommt auch die großen Turniere. Die WM 2006 bei uns wurde doch auch gekauft. So läuft das Geschäft da oben. Ich habe mich damit abgefunden. Die Fragen sind nur, die ich mir stelle: Was wird aus den Stadien in Katar, wann findet die WM in der Antarktis statt? Hätte uns jemand vor 20 Jahren gesagt, dass die WM in Katar stattfindet, hätte man diesen Menschen ausgelacht. Doch heutzutage ist doch alles möglich. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Nochmal: Wer am besten schmiert, der kann eine WM dort austragen, womit keiner rechnet."
Ahmet Inal, Trainer des Westfalenligisten YEG Hassel: "Ich werde mir mit der Aussage vielleicht ein paar Feinde machen, aber das ist mir egal. Ich werde so viele Spiele wie nur möglich anschauen. Denn wenn man jetzt den großen Moralapostel spielt, dann darfst du dir auch nicht mehr Bayern, Paris, Manchester, Barcelona und alle anderen anschauen. Die Leute legen sich das so zurecht, wie es ihnen passt. Jetzt aufeinmal wollen Leute Katar boykottieren, verfolgen aber die Ligue1 oder Premier League. Ich werde mir die WM auf jeden Fall anschauen."
Raphael Steinmetz, Trainer des Bezirksligisten Schwarz-Weiß Alstaden: "Natürlich kann ich jeden verstehen, der die WM-Vergabe zwecks Menschrechte etc. kritisiert. Aber die Jungs, die da auf dem Platz stehen, können ja nichts dafür. Alle Fans, Funktionäre, Trainer wollen Fußballspiele sehen. Dass mit den Menschenrechten ist ja ein Problem, welches nicht von heute auf morgen zu ändern ist. Auch der Fußball kann eine Politik im Land nicht ändern. Ich werde die Spiele auf jeden Fall verfolgen. Ich hoffe, dass Deutschland Weltmeister wird. Ich freue mich als Fußball-Fan einfach, dass eine WM stattfindet."
Stefan Janßen, Trainer des Oberligisten VfB Homberg: "Ich habe mich mein ganzes Leben lang immer auf eine Fußball-WM gefreut. Auf viele fröhliche Menschen unterschiedlichster Herkunft oder Gesinnung, gleich welcher Art im friedlichen Sinne in einem weltoffenen Gastgeberland. Auf viele schöne Fußballspiele voller Spannung und Dramatik, auf Fanfeste, Public Viewing unter freiem Himmel, im Deutschland-Trikot im Garten sitzen, alles Dinge, die zu einer EM, WM dazugehören. Leider fällt die anstehende WM für mich aus, weil ich von Anfang an dagegen war. Den Zeitpunkt, die WM im Winter zu spielen, empfinde ich als katastrophal. Eine WM in Katar ist genauso Banane wie eine Skihalle in der Wüste. Ich wünsche allen Fußballfans, die trotzdem mit unserer beziehungswiese ihrer Nationalmannschaft fiebern, ganz viel Spaß. Ich wünsche den Spielern der deutschen Nationalmannschaft den bestmöglichen Erfolg. Mich interessieren maximal die Ergebnisse der deutschen Mannschaft."
Alexander Voigt, Trainer des Oberligisten KFC Uerdingen: "So richtig Vorfreude hat sich noch nicht eingestellt, wenn ich ehrlich bin. Auch gerade, weil wir selber noch im Spielbetrieb sind. Wenn wir Pause hätten, wäre das vielleicht anders. Die Anstoßzeiten sind jetzt auch nicht so, dass man sagen könnte, man kann jedes Spiel sehen oder nimmt sich dafür Zeit. Ich bin aber keiner, der sich hinstellt und sagt, dass er boykottiert. Die Mannschaften können nichts für die Situation in Katar. Weil ich Fußballfan bin, werde ich mir mit Sicherheit auch Spiele angucken, nicht nur von der deutschen Mannschaft, sondern auch vielen anderen. Ich hoffe einfach, auch wenn es schwer zu glauben ist, dass sich vielleicht doch etwas ändert durch die ganze Aufmerksamkeit, die auf diesem Land liegt. Aber ich glaube nicht, dass ein Boykott am Fernseher etwas daran ändern würde. Da hätte es schon viele andere Maßnahmen vorher geben müssen."
Damian Apfeld, Trainer des Oberligisten ETB SW Essen: "Es ist extrem wichtig und gut, dass es eine weltweite Diskussion und Debatte über diese WM gibt. Nur durch diese Diskussionen können Veränderungen geschaffen werden. Eine Gesellschaft kann so bei gewissen Themen sensibilisiert werden. Wichtig ist nur, dass die Debatten über Menschenrechte, Diskriminierungen, menschenverachtende Aussagen nach der WM nicht im Keim ersticken. Die Diskussionen, Debatten müssen immer weiter geführt werden. Dass viele Fans diese WM boykottieren und gar nicht nach Katar reisen, finde ich vollkommen richtig. Inwieweit das vor den TV-Geräten sein wird, weiß ich nicht. Ich werde hauptsächlich nur die deutschen Spiele im Fernsehen verfolgen. Das hat aber auch zeitliche Gründe. Denn für mich steht natürlich auch während der WM der übliche Alltag auf dem Programm. Ich denke, dass das so bei den meisten Leuten sein wird. Deshalb wird es schon von den Anstoßzeiten her, viele Spiele zu verfolgen."
Magnus Niemöller, Trainer des Westfalenligisten Spielvereinigung Erkenschwick: "Ich werde die WM nicht mit der gleichen Begeisterung verfolgen wie andere Fußball-Großereignisse. Irgendwie bin ich auch bis jetzt gar nicht im WM-Fußballfieber. Wahrscheinlich hängt das mit dem Termin, den Bedingungen vor Ort und auch der sportlichen Perspektive der deutschen Mannschaft zusammen. Ich spüre auch im Freundeskreis kein großes Interesse. Autos mit Deutschlandfahnen habe ich ebenfalls noch nicht gesehen. Klar, wenn man Zeit hat, wird man mal reinschauen. Aber zwei deutsche Spiele verpasse ich schon. Mittwochs um 14 Uhr gegen Japan arbeite ich, donnerstags darauf gegen Costa Rica haben wir Training. Letztlich verfolge ich die WM im eher passiven Modus."
Maurice Temme, Trainer des C-Ligisten Westfalia Dortmund: "Ich finde es mega schade, dass eine WM im Winter stattfindet. Ein Public Viewing, Partys draußen kommen da nicht infrage. Aber klar: Über allem stehen die Menschenrechte. Deshalb finde ich es extrem traurig, dass man so einem Land den WM-Zuschlag gibt. Zum Thema Boykott sage ich, dass das ein bisschen spät kommt. Das wurde ja schon vor über zehn Jahren entschieden, dass die WM in Katar stattfindet. Der Aufschrei ist einfach spät. Ich werde mir die deutschen Spiele, aber auch viele andere sicherlich anschauen."