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WM-Kommentar
Der schwule Pitbull, der emotionale Pitbull

Kommentar: Applaus für emotionalen Pitbull
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Manchmal haben Fußballspieler seltsame Sorgen. Tief im Transvaal, der Provinz, die heute Mpumalanga heißt, hat an einem weißen Fluss das Team Chiles Quartier bezogen.

Es ist eine bezaubernde Gegend, sanfte Hügel wechseln sich mit steilen Klippen und im Dorf Kaapse Hoop, zwanzig Kilometer vom Trainingslager entfernt, grasen mittags Wildpferde zwischen den Häusern.

Zehn Minuten entfernt vom Dorf, in dem viele Menschen auch im Winter barfuß laufen, befindet sich die schäbige Hütte, in der drei junge Männer Feuerwache halten. Die karge Behausung hat einen Holzofen, Strom liefert aber eine kleine Photovoltaikanlage – welch ein Kontrast. Die Männer sollen mögliche Buschfeuer melden; sie überblicken von der Klippe, an der das Haus steht, bei der klarem Wetter fast eine Million Quadratkilometer, dünn besiedelt, ohne Strommasten, mit viel Wald. Holz für Hausbau und Papierproduktion kommt von dort.

Der in solch landschaftlicher Pracht für Chiles Medienarbeit verantwortliche Pressesprecher, Claudio Olmedo, übrigens hat die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen. Auf die Frage, welche Spieler diesmal zur Pressekonferenz kämen, sagt er, das wisse er erst in ein paar Stunden. Auf den Einwand, die PK beginne doch bereits in siebzig Minuten, entfährt ihm ein gedehntes: „Ähhhm!“

Es erscheinen schließlich der smarte Rodrigo Millar und der kantige Abwehrmann Gary Medel. Ein Kerl wie ein Türsteher in einer dunklen Disko, so breit wie hoch, mit zerknautschtem Gesicht. Medel spielt in Argentinien bei den Boco Juniors, hat einige Skandale hinter sich, war allerdings 2008 Chiles Fußballer des Jahres vor Lucas Barrios (heute Borussia Dortmund). Zum Abschluss einer sehr lockeren Pressekonferenz kam eine delikate Frage auf.

Warum er bei der Nationalhymne fast geweint habe? Die Antwort des vierschrötigen Verteidigers löste brüllendes Gelächter in der Runde aus. Es sei für ihn so emotional gewesen, doch dann habe er die Tränen ganz bewusst unterdrückt: „Mein Spitzname ist ja Pitbull – ich will aber nicht ‚der schwule Pitbull’ genannt werden.“ Eine seltsame Logik. Medel sagte noch, er habe an Vater und Mutter gedacht, was die alles für seine Fußballkarriere geopfert hätten, deshalb seine großen Gefühle. Außergewöhnliches Ende eines Pressegesprächs: Zum Abgang des emotionalen Pitbulls gab’s Applaus.

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