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Hölzl wird zur "Gold-Kathrin"
"Unglaublich, ohne Worte, absoluter Wahnsinn"

Alpine Ski-WM: Hölzl wird zur "Gold-Kathrin"
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Kleine Katy ganz groß: Als Kathrin Hölzl den größten Erfolg ihrer Laufbahn errungen und den Deutschen Skiverband (DSV) aus seiner schlimmsten Alpin-Krise gerissen hatte, schnappte sich Maria Riesch ihre kleine Freundin und trug sie wie eine Königin durch den Zielraum.

Der nur 163 Zentimeter große "Pistenfloh" gewann beim WM-Riesenslalom von Val d'Isere sensationell Gold, krönte sich zur ersten deutschen alpinen Weltmeisterin seit Martina Ertl 2001 in St. Anton und erlöste zudem den DSV nach 52 Einzel-Wettbewerben bei Großveranstaltungen ohne Medaille.

"Wahnsinn, ich kann es gar nicht glauben", sagte Hölzl, als sie von Maria Rieschs Schultern wieder herabgestiegen war. Seit Maria Epple 1978 bei der WM in Garmisch-Partenkirchen zu Gold fuhr, hatte keine deutsche Rennläuferin mehr einen Riesenslalom bei einem Großereignis gewonnen - nun schrieb ausgerechnet die im Weltcup noch sieglose Hölzl Ski-Geschichte. "Ich habe versucht anzugreifen. Als ich im Ziel vorne war, wusste ich, das reicht fürs Podium. Dass ich gewinne, ist völlig unglaublich", sagte sie. Auf der sehr anspruchsvollen Männer-Piste "Face de Bellevarde" hatte sich Hölzl bereits mit Rang vier im ersten Durchgang für eine Medaille empfohlen. Im Finale hielt lange Tina Maze die beste Zeit, und einzig Hölzl gelang es noch, die Slowenin mit einem couragierten Lauf zu verdrängen. Am Ende lag sie 0,09 Sekunden vor Maze, Dritte wurde die Finnin Tanja Poutiainen (0,54 Sekunden zurück).

"Unglaublich, ohne Worte, absoluter Wahnsinn. Ich bin total hin und weg", sagte Cheftrainer Mathias Berthold über seine "Gold-Katy". DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier fiel nach dem Ende der Durststrecke ein Stein vom Herzen. "Das ist ein Hammer und extrem wichtig für uns. Man kann sich die emotionale Belastung nicht vorstellen. Die Luft für uns ist immer dünner geworden. Aber jetzt kann uns nichts mehr passieren. Und das hilft auch der Maria", sagte er. Maria Riesch wurde in ihrer Problemdisziplin nach einem Sturz im Finale nur 28., geht aber als Top-Favoritin in den abschließenden Slalom am Samstag. Zweitbeste Deutsche war Viktoria Rebensburg auf dem neunten Platz. Die 19 Jahre alte Kreutherin war als Dritte in die Entscheidung gegangen, "aber dann habe ich es oben verbockt. Ich bin total sauer auf mich selbst".

Kathrin Hölzl hatte dazu keinen Grund, obwohl auch ihr Rennen nicht perfekt war. Doch weil neben Teamkollegin Rebensburg auch die zuvor zweitplatzierte Poutiainen und die führende Favoritin Kathrin Zettel aus Österreich patzten, gewann sie völlig überraschend Gold.

"Dass ich mein erstes Weltcup-Rennen bei der WM gewinne, ist ein Wahnsinn. Einen besseren Zeitpunkt hätte ich mir nicht aussuchen können", sagte die etwas überrumpelte Hölzl. Ungläubig, mit der Hand vor dem Mund, hatte sie im Zielraum verfolgt, wie den Favoritinnen die Nerven versagten - ehe Maria Riesch sich die neue Weltmeisterin packte und über den Schee trug. Schon am Morgen ahnte "Woodle", wie Kathrin Hölzl in einem Namenswitz von ihren Teamkolleginnen genannt wird, dass es ein besonderer Tag werden könnte. "Ich war seit heute früh gar nicht so aufgeregt. Ich habe mir gedacht: Das ist auch nur ein Skirennen, mach dich nicht verrückt." Und das gelang ihr auch. Nach dem ersten Durchgang lag die Sensation schon in der Luft, und ihre Trainer bemühten sich, Hölzl ruhig zu halten. "Ich bin eh nicht so der hektische Typ", sagte sie danach über diese Maßnahme. Dennoch: Die Taktik funktionierte, Hölzl blieb cool und ließ am Ende einen ganzen Verband jubeln. "Beim Feiern muss ich jetzt aber etwas langsamer machen", kündigte sie anschließend an, "ich habe noch ein Rennen". Geglaubt hat ihr das keiner.

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