Die erste Chance bieten am Samstag die Sprintrennen (Frauen ab 8.45 Uhr, Männer ab 11.15 Uhr/MEZ jeweils live im ZDF und bei Eurosport) mit Andrea Henkel als Titelverteidigerin. "Wir sind von den Dopingvorwürfen nicht betroffen und froh über jeden Betrüger, der bei Zielkontrollen überführt wird. Wir verfolgen die Entwicklungen gespannt und gelassen und konzentrieren uns voll auf die sportlichen Dinge", sagt der deutsche Teamchef Thomas Pfüller angesichts der aktuellen Doping-Affäre.
Diese birgt offenbar ausreichend Zündstoff, um die normalerweise heile WM-Welt des Winter-Boomsports in den Grundfesten zu erschüttern. Der Weltverband IBU räumte bisher "mehrere" positive A-Proben ein, die von den Verdächtigten geforderte Öffnung der B-Probe soll bis zum WM-Beginn Resultate bringen.
Treffen russische Medienberichte zu, wonach Weltcup-Spitzenreiterin Jekaterina Jurjewa, Olympiasiegerin Albina Achatowa und Weltmeister Dimitri Jaroschenko betroffen sein sollen, und bestätigt die B- die A-Probe, dann ist der größte Dopingskandal der Biathlon-Historie perfekt und der sportliche Wert der ersten WM im fernen Osten (2003 war das westsibirische Chanty Mansijsk bisher einziger Ausrichter in Asien) wird deutlich beeinträchtigt. "Das wäre ein echter Schlag für den Biathlonsport", sagt Magdalena Neuner. "Aber man muss auch sehen, dass die Dopingfahnder ganz offensichtlich eine gute Arbeit machen und das Netz tatsächlich immer engmaschiger wird."
Im Vorjahr hatte das deutsche Team in Östersund die WM-Schlagzeilen bestimmt, als ein Teil der Mannschaft auf Listen mit angeblichen Doping-Kunden einer Wiener Blutbank auftauchte. "Wir haben eidesstattliche Erklärungen von allen unseren WM-Teilnehmern. Mit dem Thema befassen wir uns nicht mehr", sagt Pfüller. "Die deutschen Biathleten waren sauber, sind sauber und werden sauber bleiben", meint der deutsche Verbandpräsident Alfons Hörmann. Sportlich wird das "herausragende Resultat" von elf Medaillen in Antholz 2007 und fünf Titeln in Östersund 2008 "sicher so nicht wiederholbar sein", sagt Pfüller: "Bei den Damen sind wir in allen Rennen in der Lage, um die Medaillen zu kämpfen und sollten 4 bis 5 gewinnen. Bei den Männern wären wir schon mit 2 bis 3 Medaillen sehr zufrieden."
Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang setzt natürlich zunächst auf Magdalena Neuner (Wallgau) und die in Östersund ebenfalls dreifach mit Gold dekorierte Andrea Henkel (Großbreitenbach), bringt aber im Auftakt-Sprint in Kati Wilhelm (Zella-Mehlis), Martina Beck (Mittenwald) und Simone Hauswald (Gosheim) noch drei weitere Saisonsiegerinnen an den Start. "Unser Anspruch ist in jedem Rennen das Siegerpodest", sagt der Coach. Bei den Männern gelten Mixed-Titelverteidiger Michael Greis (Nesselwang) und der bei der WM-Generalprobe in Antholz siegreiche Jungstar Christoph Stephan (Oberhof) als Trumpfkarten.
Neben der Dopingaffäre bereitet dem Weltverband IBU auch die aktuell instabile politische Lage auf der koreanischen Halbinsel Sorgen. Die Grenze zwischen den seit über 50 Jahren verfeindeten Brüdern Nord- und Südkorea ist nur 70 Kilometer vom WM-Ort entfernt. Der kommunistische Norden hatte jüngst den Kurs der friedlichen Annäherung abgebrochen und sogar mit militärischen Aktionen gedroht.