Danach wechselt er zum Ligarivalen TBV Lemgo. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit wird der Verein aus der Grafschaft am Montag beim Amtsgericht Nordhorn Insolvenz anmelden, sogar der Zwangsabstieg steht im Raum. Zu diesem Zeitpunkt wird der 25-jährige Glandorf offiziell beim TBV Lemgo vorgestellt. "Ich bin stolz, dass Holger zu uns kommt. Er ist ein wertvoller Baustein für unsere Mannschaft", meinte TBV-Manager Volker Zerbe.
Bereits seit Monaten hatte der Tabellenzweite neben etlichen anderen Topklubs um Glandorf geworben. Für die Ostwestfalen wird der 1,95 m große Linkshänder, der einen Vertrag bis 2011 erhält, erstmals kommenden Samstag spielen. Dann steht ausgerechnet das Duell mit den Rhein-Neckar Löwen an. Die finanzstarken Nordbadener hatten bis zuletzt mit einem lukrativen Angebot um Glandorf gebuhlt.
Das Nordhorner Urgestein, das seit 1999 für seinen Lieblingsverein spielt und dort tief verwurzelt ist, reagierte aber erst am Freitag auf die Abwerbungsversuche und entschied sich für Lemgo. Kurz zuvor waren die HSG-Spieler über die drohende Insolvenz informiert worden. Der Tabellenneunte konnte zuletzt nicht mal mehr die Gehälter zahlen. Die Verbindlichkeitenn sollen sich auf etwa eine Million Euro belaufen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der Zahlung von Schwarzgeldern gegen den Bundesligisten.
In Lemgo wird der 108-malige Nationalspieler Glandorf (381 Tore) künftig von seinem einstigen Auswahl-Kollegen Markus Baur trainiert. Seite an Seite holten sie 2007 bei der Heim-WM die Goldmedaille. Nordhorn kassiert für Glandorf eine Ablöse, da er laut seines ursprünglich bis 2010 laufenden Vertrages erst nach dieser Saison hätte ablösefrei wechseln können. Fraglich ist aber, ob die Summe der wirtschaftlich stark angeschlagenen HSG mittelfristig weiter helfen kann. Vor Glandorf war bereits Leistungsträger Erlend Mamelund zur SG Flensburg-Handewitt transferiert worden.
In den nächsten drei Wochen soll geklärt werden, ob tatsächlich ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Dieses würde den Zwangsabstieg bedeuten. Vor zweieinhalb Monaten hatte sich das gleiche Szenario auch beim Traditionsklub Tusem Essen abgespielt. Aufsteiger Stralsunder HV hatte unlängst wegen finanzieller Schieflage ebenfalls für Schlagzeilen gesorgt. Geschäftsführer Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga (HBL) wurde schon am Donnerstag über die Situation in Nordhorn informiert. "Offenbar sind die Einnahmen nicht so geflossen wie eingeplant. Im September oder Oktober schien alles geklärt, jetzt hat sie die Wirklichkeit eingeholt", sagte Bohmann.
Nordhorn hat aber noch nicht mit der Bundesliga abgeschlossen. "Wir werden die Möglichkeiten des Insolvenzrechts nutzen, um uns nachhaltig zu sanieren und dauerhaft wieder in der Bundesliga zu etablieren. Wir hoffen, dass ein Insolvenzverfahren nicht eröffnet werden muss und die Bundesliga-Lizenz erhalten wird. Andernfalls werden wir für die 2. Liga melden", sagte Gerhard Blömers, Geschäftsführer der HSG Nordhorn-Lingen GmbH.