DHB-Präsident Ulrich Strombach, der von der Entscheidung schon vor Beginn der seit 16. Januar laufenden WM der Männer erfahren hatte, sprach von einer Art Kampagne gegen Emrich. "Das Präsidium des Deutschen Handball-Bundes und vor allem ich persönlich bedauern sehr den Rückzug unseres Bundestrainers Armin Emrich", sagte Strombach und fügte an: "Wir haben allerdings Verständnis für seine aus persönlichen Gründen getroffene Entscheidung, da uns in der Zeit seit den Olympischen Spielen in Peking eine stark an Mobbing erinnernde aggressive Haltung einiger Bundesliga-Vertreter nicht verborgen geblieben ist."
Emrich selbst wollte sich am Tag danach auf sid-Anfrage dazu nicht äußern, sagte allerdings: "Was Herr Strombach gesagt hat, hat Hand und Fuß. Hinter diesen Aussagen stehe ich. Ich möchte mich aber nicht selbst an diesem Schmutzige-Wäsche-Waschen beteiligen. Die Welt ist bei mir in Ordnung."
Vorwurf: "Veralteter, langsamer Handball"
Vor allem nach dem enttäuschenden elften Platz bei Olympia in Peking hatte Emrich einige Kritik einstecken müssen. So war Bundesliga-Manager Kay-Sven Hähner von Pokalsieger HC Leipzig Emrich hart angegangen und hatte ihm vorgeworfen, bei Olympia habe er einen "veralteten, langsamen Handball" spielen lassen. Dass Emrich trotz des schwachen Abschneidens in Peking einen neuen Vertrag erhalten habe, sei deshalb völlig unverständlich.
Jegliche Art von Mobbing wies die Handball-Bundesliga der Frauen (HBVF) aber zurück. Derartige Aussagen seien nicht nachvollziehbar und "auch nicht hinnehmbar", teilte der HBVF-Vorsitzende Berndt Dugall mit. Spielmacherin Maren Baumbach hatte nach Peking ein "mangelndes Vertrauensverhältnis" zu Emrich beklagt und war aus der Nationalmannschaft zurückgetreten.
Kritik trotz WM-Medaille
Dennoch gelang im Dezember 2008 mit dem vierten Platz bei der EM in Mazedonien die Rückkehr in die internationale Spitze. Allerdings gab es auch hier nach phasenweise schwachen Leistungen einige Kritik, die Emrich als völlig unangebracht bezeichnete. Der frühere Bundestrainer der Männer hatte sein erstes Amt im Frauen-Handball im Februar 2005 angetreten und die Deutschen über den sechsten WM-Platz im selben Jahr sowie den vierten EM-Rang 2007 schließlich zur viel umjubelten WM-Bronzemedaille 2007 in Frankreich geführt. Es folgte die erste Olympia-Teilnahme einer deutschen Frauen-Mannschaft seit 1996.
"Die Mission Frauen-Handball war für mich eine völlig neue Herausforderung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich hatte eine tolle Zeit, habe sehr viel erlebt und sehr viel erreicht. Ich war sehr gerne Bundestrainer", sagte Emrich. Über seine Nachfolge will der DHB mit "Bedacht und Sorgfalt" entscheiden. Emrich möchte wieder in seinen Beruf als Fachleiter Sport zurückkehren und mehr Zeit für die Familie haben. Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin bescheinigt er alle Möglichkeiten für die Zukunft: "Die Perspektiven der gewachsenen Mannschaft für die kommenden Welt- und Europameisterschaften mit dem Ziel Olympische Spiele 2012 in London sind gut."
Strombach vermisste für einen Bundestrainer Emrich dagegen teilweise den nötigen Rückhalt. "Möglicherweise hätte eine Solidaritätserklärung der Bundesliga insgesamt wie die, die Armin Emrich von seinen Spielerinnen und dem DHB-Präsidium erhalten hat, ihn zur Fortsetzung seiner erfolgreichen Arbeit veranlassen können", sagte der Gummersbacher.