Überflieger Gregor Schlierenzauer ließ sich nach seinem Triumph feiern, Österreich übernahm nach dem Sieg im Mannschaftsspringen die Führung in der Team Tour. Deutschland war dort nur Vierter geworden.
"Ich bin sauer. Das war kein fairer Wettbewerb. Ich habe mit Turbulenzen gekämpft, und hätte ich nicht korrigiert, dann wäre ich garantiert gestürzt", sagte Schmitt. Der viermalige Weltmeister lag nach 135,5 Metern im ersten Durchgang in Schlagdistanz zum Podest, ehe er bei 123,5 Metern notlanden musste: "Ich will niemandem etwas unterstellen, aber die Jury sollte sich die Zeit nehmen und auf faire Bedingungen warten."
Im ersten Durchgang hatten sich die Kampfrichter die Zeit genommen und vor Simon Ammann sowie Schlierenzauer eine Pause angeordnet. Schlierenzauer segelte auf 144 Meter und legte den Grundstein zu seinem fünften Sieg in Serie. Mit 267,2 Punkten verwies er Dauerrivale Ammann (265,2) und den Japaner Noriaki Kasai (261,8) auf die Plätze. In der Tour-Wertung liegt Österreich mit 1402,3 Punkten vor den tags zuvor auf Platz zwei verwiesenen Norwegern (1399,2). Nach dem verpatzten Auftakt zur mit 100.000 Euro dotierten "Dreischanzentournee" versuchte Bundestrainer Werner Schuster, seinen Schützling zu beruhigen. "Er hat viel gewollt und auch einen kleinen Fehler gemacht", sagte der Österreicher: "Die Bedingungen, das muss man zugeben, waren nicht wirklich einfach."
Die beiden Talente Severin Freund und Christian Ulmer sammelten auf den Rängen 24 und 26 Weltcup-Punkte. Sorgen bereiten Schuster momentan Stephan Hocke und Michael Neumayer, die beide das Finale der besten 30 verpassten. "Ich bin ratlos, denn so viele Fehler habe ich nicht gemacht", sagte Neumayer.
Bereits nach dem verpassten Podestplatz im Team hatte Schuster seine Mannschaft wachgerüttelt: "Wir dürfen nie zufrieden sein und müssen unsere Arbeit ständig hinterfragen. Wir müssen immer 100 Prozent geben." Die leise Kritik war dabei nicht an die Athleten, sondern eher an seinen Stab gerichtet. Laut Schuster sei es die fehlende Anlaufgeschwindigkeit bei Stephan Hocke gewesen, die seinen Springern letztlich einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Hocke war im zweiten Durchgang nach zuvor 127 Metern auf 102,5 Meter abgestürzt - beim Anlauf war er 2 km/h langsamer als die Konkurrenz. Mit gut acht Metern Vorsprung ging Rang drei an Finnland. Den Premieren-Sieg sicherte sich Österreich mit dem hauchdünnen Vorsprung von knapp einem Meter auf Norwegen.
Schuster wollte seine Worte aber nicht als grundsätzliche Kritik an den Technikern verstanden wissen und die Vorfälle intern klären. Ein weiteres Puzzleteil des Wachs-Malheurs waren die äußerst widrigen Bedingungen. Während es oben an der Schanze stark schneite, goss es im Tal wie aus Kübeln.
Doch Schuster ist weiterhin von den Medaillenchancen seiner Springer bei der in zehn Tagen beginnenden WM in Liberec überzeugt. "Wir können aus eigener Kraft aufs Podest springen", sagte der 39-Jährige: "Es muss aber alles passen." Die "Dreischanzentournee" wird im sächsischen Klingenthal fortgesetzt. Am Dienstag steht die Qualifikation, am Mittwoch eine Einzel-Konkurrenz auf dem Programm. Die Tour endet am 14./15. Februar mit zwei Skifliegen (Einzel und Team) in Oberstdorf.
Dort nicht mit von der Partie sein wird Michael Uhrmann. Der Routinier aus Rastbüchl wollte nach einer verschleppten Erkältung eigentlich auf der zweiten Station in Klingenthal zur Mannschaft stoßen, verzichtet aber in Absprache mit Bundestrainer Werner Schuster auf die gesamte Tour. Bei der WM in Liberec vom 18. Februar bis 1. März soll Uhrmann aber dabei sein.
"Das ist eine richtig schlechte Nachricht, aber Michael ist noch nicht in der Verfassung, dass er uns helfen kann", sagte Schuster. In Klingenthal und Oberstdorf nimmt Vereinskollege Severin Freund Uhrmanns Platz im deutschen Team ein.