Beim KFC Uerdingen geht es derzeit drunter und drüber. Aufgrund von Themen wie finanziellen Problemen und Verbindlichkeiten sowie internen Machtkämpfen auf Vorstandsebene (RevierSport berichtete) herrschen große Unruhen. Viele Fragezeichen stehen aktuell hinter der Zukunft des Vereins. Nach den Geschehnissen der letzten Tage waren am Spieltag alle Augen auf der aktiven Fanszene.
Wie reagieren die KFC-Anhänger auf die Situation? Wie wird die Stimmung? Wird es zu Ausschreitungen kommen? Trainer René Lewejohann richtete sich im Vorfeld mit einem Appell an die Fans, bat um friedliches Auftreten und bedingungslose Unterstützung für die Mannschaft. Und dieser Gefallen wurde ihm getan: Zwar setzten die Ultras ein Zeichen, indem sie das Grotenburg-Stadion erst wenige Minuten nach Anstoß betraten und ihr Schweigen schließlich in der elften Spielminute brachen. Der Support samt Fangesängen und Fahnen wurde im Anschluss dennoch wie gewohnt aufgenommen. Von Transparenten oder Rufen in Richtung Vorstand keine Spur. Bis zum Ende verhielt sich die Kurve vorbildlich.
„Ein Riesenkompliment geht an die Fans, die hierhin gekommen sind und uns ohne Störgeräusche unterstützt haben. Sie haben ein Zeichen gesetzt, die Message ist angekommen. Vielen Dank von Mannschaftsseite und von mir für diese fantastische Unterstützung. Das hat riesengroßen Spaß gemacht“, bedankte sich Lewejohann.
Zum Sportlichen: Trotz des besseren Starts der Gastgeber ging Hohkeppel so ziemlich aus dem Nichts nach einer Ecke in Führung - Firat Tuncer traf zum 1:0 (23.). Den zweiten Treffer hatte Ömer Tokac auf dem Fuß liegen, im eins-gegen-eins-Duell mit KFC-Keeper Ron Meyer scheiterte er dann aber an seinen Nerven (44.).
SV Eintracht Hohkeppel: Jackmuth - Teixeira, Arlind Mimini, Tuncer, Löbe (82. Ezami) - Gardawski (40. Vunguidica), Rodrigues Pires (60. Bouzraa), Durgun - Tokac (82. Ardit Mimini), Wirtz, Özden
Schiedsrichter: Jörn Schäfer
Tore: 0:1 Tuncer (23.), 1:1 Al Ghaddioui (55.), 2:1 Stappmann (80.)
Zuschauer: 1.926
Man hätte glauben können, dass Uerdingen das Durcheinander der letzten Tage zu schaffen machte und dadurch die Konzentration fehlte. Doch nach dem Seitenwechsel bewies die Lewejohann-Elf das Gegenteil, zeigte Comeback-Qualitäten und drehte die Partie durch Tore von Ex-Bundesligaprofi Hamadi Al Ghaddioui (55.) und Kapitän Tim Stappmann (80.) zum 2:1-Endstand.
Diese Jungs haben so dicke Eier gezeigt, die Eier waren aus Stahl. Nach dem 0:1 so wieder zurückzukommen und das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen, ist mehr als ein Lob wert
René Lewejohann
Lewejohann lobte die Mentalität: „Diese Mannschaft in der Kabine ist so wundervoll. Bei allem, was derzeit rund um uns herum passiert und diese Woche los war, läufst du in die Gefahr, dass das ganz schnell vor die Wand gefahren wird - vor allem als neu zusammengewürfeltes Team mit vier Niederlagen im Rücken. Diese Jungs haben so dicke Eier gezeigt, die Eier waren aus Stahl. Nach dem 0:1 so wieder zurückzukommen und das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen, ist mehr als ein Lob wert."
Zur Chaos-Situation abseits des Platzes fügte er hinzu: "Wir versuchen sportlich unsere Hausaufgaben zu machen, für alles andere sind wir nicht verantwortlich. Beim Rest hoffe ich, dass der Verein wieder in ruhigere Fahrwasser kommt."
Auf der Gegenseite wurde Eintracht Hohkeppel den eigenen hohen Erwartungen erneut nicht gerecht. Die Krise nimmt weiter Form an, mittlerweile ist der ambitionierte Aufsteiger seit sechs Regionalliga-Partien sieglos. Coach Iraklis Metaxas ging hart in die Kritik: „Letzte Woche hat Oberhausen nach dem Spiel getanzt, diese Woche sehe ich Uerdingen tanzen. Ich hoffe, dass sich diese Bilder so dermaßen bei den Spielern einbrennen, damit wir noch diese Prozentpunkte drauf packen, um erfolgreich zu sein." Vor allem die „nötige Aggressivität in der Zweikampfführung“ habe der Deutsch-Grieche vermisst.
In der kommenden Woche geht es für den Liganeuling mit einem Heimspiel gegen den SC Paderborn II weiter (5. Oktober, 14 Uhr). Zeitgleich gastiert der KFC Uerdingen beim 1. FC Köln II.