Sonntagmittag um halb zwei im Bottroper Jahnstadion. Beim kleinen Regionalliga-Derby gegen den VfL Bochum II geht es für die Schalker U23 um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Eine Stunde später treffen sich die S04-Profis im Gelsenkirchener Parkstadion zum Training. Dabei sind auch die Jungprofis Marcel Sobottka und Marvin Friedrich und spielen somit nicht in der Reserve.
Dass am Ende die Gäste aus Bochum mit einem 1:0 (1:0) -Sieg beim Nachbarn Schalke ihre Monster-Negativserie von zehn Partien in Folge ohne Dreier beenden, liegt sicher nicht am Fehlen Sobottkas und Friedrichs. S04-II-Trainer Jürgen Luginger wundert sich aber schon über die Prioritäten im Verein. „Die Konstellation ist im Moment nicht glücklich“, deutet „Lugi“ nur an, ohne ins Detail gehen zu wollen.
Natürlich hat die Profiabteilung immer Vorrang, das würde der loyale Schalker Ex-Profi nicht in Abrede stellen. Aber das nächste Spiel der Mannschaft von „RDM“ steht schließlich erst am Mittwoch an, dann geht es in der Champions League bei Sporting Lissabon um den womöglich schon vorentscheidenden Schritt in Richtung Achtelfinale der europäischen Königsklasse.
Ob Sobottka und Friedrich beim Abflug am Dienstag nach Portugal benötigt werden, steht noch nicht fest. Wegen der nach wie vor angespannten personellen Situation im Profikader will Di Matteo die Nachwuchskicker im Training dabei haben, alles andere ist nachrangig.
Im Spiel gegen Bochum II gehörte auch Donis Avdijaj nicht zum Kader der Schalker „Zwoten“. Der 18-Jährige, der bisher sieben Einsätze in der U23 absolviert hat, hatte unter der Woche die Schlagzeilen diktiert, nachdem er mit seinem 150.000 Euro teuren 500-PS-Schlitten einen Crash gebaut hatte. Am Sonntag fehlte Avdijaj allerdings nicht aus etwaigen disziplinarischen Gründen, sondern weil er verletzt ist. „Er hat Adduktorenprobleme“, verriet Luginger.
Gewaltige Probleme ganz anderer Art haben er und seine Mannschaft bald, wenn sie den freien Fall in der Regionalliga nicht stoppen können. Das 0:1 gegen Bochum war die neunte Partie hintereinander ohne Sieg und die vierte Niederlage in Serie, was Platz 15 in der Tabelle und somit einen Abstiegsplatz bedeutet.
Typische Symptome eines Kellerkindes zeigte Schalkes U23 in der zwar umkämpften, aber spielerisch weitestgehend niveauarmen Partie zuhauf. Gerald Asamoah, 43-facher Nationalspieler und sogar Vizeweltmeister, brachte es kurz vor der Pause fertig, einen Ball aus vier Metern frei vor dem Bochumer Tor zu verstolpern.
Nicht viel besser machte es wenige Augenblicke vorher der allerdings weniger erfahrene Dario Schumacher. Schalkes „Zehner“ stand nach einem von „Asa“ gewonnenen Kopfballduell am langen Pfosten und musste nur noch abstauben. Statt nach der bis dahin verdienten Führung durch Bochums Mittelstürmer Moritz Göttel das wichtige 1:1 zu erzielen und die Wende einzuleiten, löffelte Schumacher den Ball neben das Tor, knallte dabei mit seinem Knie vors Aluminium und musste daher zur Halbzeit in der Kabine bleiben.
„Was wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben, hatte mit Abstiegskampf nichts zu tun“, meckerte Luginger hinterher. „Die Bochumer haben es vorgemacht, wie es in einer so kritischen Situation geht. Wir haben es nur spielerisch versucht, das war viel zu halbherzig.“
Im zweiten Durchgang warf Schalke zwar alles nach vorne, doch Moritz Fritz (50.) sowie die eingewechselten Pascale Talarski und Jonas Nietfeld in Co-Produktion (66.) ließen weitere gute Möglichkeiten ungenutzt.
Während Trainer Luginger nicht zur Diskussion stehen soll, mag Oliver Ruhnert die Abstellung von Jungprofis zum Training „oben“ nicht als Entschuldigung für den freien Fall der U23 gelten lassen. „Wir haben auch so genügend Qualität im Platz, um gegen Bochum gewinnen und in der Regionalliga sicher stehen zu müssen“, findet der Direktor der „Knappenschmiede“.