Die Gastgeber entwickelten gegen Bochum zu keinem Zeitpunkt die spielerische Dominanz der letzten Wochen, hatten allerdings Pech, als die Bochumer in einer Drangphase der Kölner kurz vor Schluss das Siegtor durch Simon Kohnen erzielten. Kohnen vollendete nach verunglückter Faustabwehr von Dominik Poremba mit einem satten Rechtsschuss in die linke Torecke. „Wir haben es heute nicht geschafft, unser Spiel durchzubringen. Es hat oft schon der vorletzte Pass gefehlt und wir sind immer wieder in Bochumer Konter gelaufen“, analysierte Scholz nach der Partie.
Das Spiel begann bei kühlen Temperaturen unter den Flutlichtern des Sportparks Höhenberg sehr verhalten. Die Gäste aus Bochum waren der erwartet unangenehme Gegner, störten den Spielaufbau der Hausherren mit frühem Pressing und hielten den Ball vom eigenen Tor fern. Trotzdem hatten die Kölner nach zwölf Minuten die erste Chance des Spiels, wie so oft nach einer Standardsituation: David Müller flankte, der völlig freistehende Mariusz Kukielka vergab per Kopf.
Viele Unkonzentriertheiten und einfach Ballverluste
Die Hausherren blieben vor allem nach Standards gefährlich, waren allerdings anfällig für Konter der Bochumer, da sich im Spielaufbau der Kölner immer wieder Unkonzentriertheiten und einfache Ballverluste einschlichen. Trotzdem gingen die Kölner schmeichelhaft in Führung: Cataldo Cozza schlug den Ball hoch in den Bochumer Strafraum, Daniel Heuer Fernandes ließ den Ball fallen und Christian Schlösser staubte ab (32.).
Nach der Pause bot sich den 1260 Zuschauern ein anderes Bild: Die Bochumer machten nun von den sich bietenden Räumen Gebrauch und kontrollierten zu Beginn des zweiten Spielabschnittes das Geschehen. Folgerichtig glich Fabian Götze in der 52. Minute nach feinem Zuspiel von Dimitrios Grammozis aus, nachdem der Bruder von Nationalspieler Mario Götze den herausstürzenden Poremba umkurvt hatte.
Bochum blieb weiter am Drücker und hatte nun das Glück – und mit Routinier Grammozis den Spieler das Abends auf seiner Seite. Grammozis zirkelte in der 58. Minute eine Ecke direkt aufs Tor, Poremba verschätzte sich und der Ball senkte sich in der langen Ecke ins Netz.
„Wir müssen ansprechen, dass wir zweimal den langen Pfosten nicht abdecken“, ärgerte sich der Kölner Kapitän Mike Wunderlich nach der Partie. Denn auch beim dritten und entscheidenden Bochumer Tor schlug der Ball nach einer Ecke am langen Pfosten ein. Sein Trainer sah das anders: „Wir sichern nie den langen Pfosten ab, wieso hätten wir das heute machen sollen?“
VfL-Trainer Iraklis Metaxas indes wollte sich mit Details gar nicht aufhalten: "Ich will gar nicht auf taktische Dinge eingehen, sondern der gesamten Truppe einfach ein großes Kompliment für diese Leistung aussprechen, gerade in einer Phase, in der sich die Mannschaft fast von alleine aufstellt."
Die Gründe für die erste Saisonniederlage waren aber nicht nur am langen Pfosten zu finden. Die Viktoria agierte vorne ideenlos und vor allem in der Abwehr ungewohnt wacklig. Zwar glichen die Kölner per Strafstoß zwischenzeitlich aus (73.) – Grammozis hatte Müller klar gefoult – doch schafften es nicht, in der drauffolgenden Drangperiode den Siegtreffer zu erzielen. Im Gegenteil: Den Schlussakkord setzten die Gäste.
Wochen der Wahrheit für Köln
Die Kölner haben schon am Freitag Chance zur Wiedergutmachung, dann geht es nach Wuppertal. Es folgen Spiele gegen Lotte, Siegen und Rot-Weiss Essen. Die Wochen der Wahrheit für die Viktoria: „Das Gerede, dass wir unschlagbar wären, ist vorbei. In den nächsten vier Spielen wird sich zeigen, wo wir stehen“, sagte Wunderlich und sein Trainer ergänzte: „In Wuppertal können wir die heutige Niederlage wiedergutmachen.“