Das "schlechte Gefühl", was Christoph Jacob vor der Computer-Tomografie am Mittwoch Morgen beschlich, war nicht ganz falsch. Der Kahnbeinbruch des Wattenscheider Stamm-Torwarts, das stellte sich bei der ersten Diagnose im neuen Jahr heraus, ist noch nicht komplett verheilt.
"In vier Wochen fertigen wir ein neues Bild an, bis dahin müssten die Schmerzen eigentlich ganz weg sein", hofft der Keeper auf Besserung. Jacob wurde bis zum 19. Januar krank geschrieben, absolviert weiter sein Reha-Programm, das drei Mal pro Woche Gymnastik vorsieht. Kurz vor Weihnachten probierte es der 25-Jährige mit Jogging. Ergebnis: Probleme im rechten Fuß. Christoph Jacob: "Bei längerer Belastung verspüre ich Schmerzen, das Gleiche gilt, wenn ich falsch auftrete."
Erstaunlich: Die langwierige Verletzung resultiert aus einem Vorbereitungsspiel Ende Juli 2003, als Wattenscheid gegen den türkischen Uefa-Cup-Teilnehmer Gaziantepspor testete. Den 3:1-Sieg musste der Regionalligist mit der Verletzung des Schlussmanns bezahlen. Jacob wollte im Anschluss an einen Toku-Fehlpass klären, blieb an der Strafraumgrenze liegen und wurde ins Krankenhaus gefahren. "Bei anderen Spielern bricht der Mittelfuß, bei mir war es das Kahnbein. Bis diese Stelle zusammenwachsen kann, das braucht Zeit", schildert Jacob und ergänzt: "Für mich ist das eine absolute Geduldsprobe. So eine lange Ausfallzeit gab es in meiner Karriere noch nie."
Nach fünf Wochen wurde mit einer Magnetfeld-Therapie begonnen, zusätzlich nahm der Pechvogel kalkhaltige Präparate, um die Knochenheilung zu beschleunigen. "Das ist der übliche Prozess, dieser Knochen muss sich erst festigen. Es wäre falsch, jetzt überstürzt irgendetwas zu machen, das haben mir auch die Ärzte gesagt." Jacobs Wunsch: "Es wäre schön, wenn ich Ende Januar wieder ins Training einsteigen könnte. Dann bestünde die Chance, mich selbst zu meinem Geburtstag 27. Februar zu beschenken." Einen Tag später startet die Regionalliga-Restrunde. Für Wattenscheid führt der steinige Weg zum Spitzenreiter Wuppertaler SV - eine Partie, in der hundertprozentige Fitness Grundvoraussetzung ist.
Abstiegskampf ist für den Blondschopf kein Fremdwort, auch wenn die letzten Spielzeiten an der Lohrheide unter dem Motto "Spitzengruppe" standen. "Vor drei Jahren", erinnert sich der einstige Werner, "haben wir das schon Mal erlebt, als wir bis zum Schluss zittern mussten und uns erst kurz vor Saisonschluss retten konnten." Die aktuelle Situation dürfte bei den 09ern aufgrund der nicht einkalkulierten Talfahrt weitaus kniffliger ausfallen. Jacob bestätigt: "Dadurch, dass niemand damit gerechnet hat, muss hier ein Umdenkungsprozess stattfinden. Es geht nur über Kampf und Einsatz, Schönheitspreise gibt es in unserer Situation nicht zu gewinnen."
Der Vertrag des früheren Duisburgers, der den erhofften Profi-Durchbruch an der Wedau nicht schaffte und schließlich ablösefrei zurück nach Wattenscheid geholt wurde, läuft noch eineinhalb Jahre. Durchaus möglich, dass Christoph Jacob bald wieder bessere Zeiten erlebt. Schließlich bietet die angestrebte Kooperation mit dem großen FC Schalke 04 neue Perspektiven, durch die Zuführung von frischem Blut wieder Höhenluft zu schnuppern. "Bevor wir uns darüber Gedanken machen, müssen wir allerdings erst die schwere Rückrunde meistern. Neben dem VfR Neumünster, der wohl die geringsten Rettungs-Chancen besitzt, erwischt es noch drei andere Mannschaften. Dazu darf die SG Wattenscheid auf keinen Fall gehören", ballt Jacob die Torwart-Faust.