Eigentlich wäre dieses Spiel am neunten Spieltag der Oberliga Westfalen schnell erzählt: Zwischen der Spielvereinigung Erkenschwick und Victoria Clarholz (0:0) fielen weder Tore, noch gab es besondere Vorkommnisse - ehe die Nachspielzeit anbrach. Bereits im ersten Durchgang wurde ESV-Sechser Dzenan Pilica nach einem Foul mit Gelb verwarnt (39.). So weit, so gut.
Doch als Schiedsrichter Dr. Marcel Benkhoff den „Schwicker“ in der Nachspielzeit erneut mit einer Karte bestrafen wollte (90. + 3), täuschte er sich und zückte, anstatt die Ampelkarte zu zeigen, zum wiederholten Male nur den gelben Karton. Am Spielverlauf änderte das Missgeschick nichts, einen langen Ball später erfolgte der Schlusspfiff. Die Verwirrung bei allen Beteiligten war nach dem nicht angeordneten Platzverweis trotzdem groß.
„Der Schiedsrichter hat seinen Fehler zugegeben. Das ist ihm nach Abpfiff aufgefallen. Ich hoffe, das hat für niemanden Konsequenzen - nicht für Clarholz oder für uns und auch nicht für den Spieler oder den Schiedsrichter“, sagte ESV-Cheftrainer Magnus Niemöller zur kuriosen Aktion.
Christian Lichte, Coach der Gäste, nahm die Karten-Panne aufgrund der fortgeschrittenen Spielzeit ebenfalls gelassen hin: „Dass er zwei gelbe Karten bekommt und nicht mit Gelb-Rot runtergeht, ist sicherlich eine Besonderheit. Ob uns das jetzt noch auf die Siegerstraße gebracht hätte, ist fraglich. Trotzdem müssen wir das für uns natürlich prüfen.“
In der regulären Spielzeit haben sich die Gastgeber gegenüber der überraschenden 1:3-Pleite beim Tabellenschlusslicht TuS Bövinghausen in der Vorwoche defensiv stabilisiert. Der Lohn: das zweite zu Null in dieser Spielzeit. "Wir haben eine Dreierkette aufgestellt - mit Spielern, die sich untereinander kennen. Wir sind letzte Woche völlig zurecht kritisiert worden. Deswegen war es erstmal wichtig, dass wir ohne Gegentor in die Halbzeit gehen“, erzählte Erkenschwicks Coach Niemöller.
Mehrere Einschussmöglichkeiten im ersten Durchgang ließen die Hausherren liegen. Kurz nach dem Seitenwechsel hatte Finn Wortmann dann erneut den Führungstreffer auf dem Fuß liegen (48.). Der Angreifer stürmte alleine auf das Tor von Gäste-Keeper Nils Hahne zu und entschied sich, anstatt für den Abschluss, die Kugel nochmal auf Arda Nebi rüberzulegen. Weil der Querpass nicht gut getimt war, verpuffte die Aktion. Zum Ärger von Niemöller: „Das war sicherlich die größte Chance des Spiels. Solche Dinger musst du machen.“
Victoria Clarholz: Hahne - Kahramann (32. Wiedemann), Brück, Baum, Van Der Veen (80. Linnemann) - Pollmann (85. Bienek), Benmbarek, Gucciardo (90. Schwippe) - Aygün, Lamkemeyer, Michen (90. + 3 Shala)
Schiedsrichter: Dr. Marcel Benkhoff
Zuschauer: 252
Ab der 70. Minute holte Erkenschwick dann „zu sehr die Brechstange raus“, zeigte sich der Trainer aufgrund von überhasteten Versuchen aus der zweiten Reihe kritisch. Im Endeffekt fehlte in vielen Aktionen die letzte Konsequenz im Torabschluss, vielleicht aber auch das nötige Quäntchen Glück.
Auf der Gegenseite nimmt Victoria-Coach Lichte „den Punkt gerne mit“. Die Freude über das 0:0 war groß, die Art und Weise kam an der Seitenlinie dennoch nicht gut an: „Nachdem der Gegner besser ins Spiel kam, haben wir uns entschlossen, etwas tiefer zu stehen. In der zweiten Halbzeit wollten wir Ballbesitz haben und die Partie runterspielen. Das ist uns zugegebenermaßen nicht gelungen. Wir haben Erkenschwick leider zu oft eingeladen. Daran müssen wir arbeiten.“
Die Chance dazu bekommt Victoria Clarholz am kommenden Samstag, wenn der SV Westfalia Rhynern zu Gast in Ostwestfalen ist (26. Oktober, 14:30 Uhr). Die Spielvereinigung Erkenschwick tritt einen Tag später bei der SG Finnentrop/Bamenohl an (27. Oktober, 15:30 Uhr).