Denn die tobenden Grabenkämpfe haben in dem völlig zerstrittenen und wirtschaftlich klammen Traditionsverein nun zu einer Rücktrittswelle geführt, die den ETB ins Mark trifft.
Sowohl der erste Vorsitzende Jürgen Wiese, als auch sein Stellvertreter Torsten Karbenk haben ihre Ämter niedergelegt. Die Begründung zeigt dabei deutlich das herrschende Theater sowie die tiefen Risse innerhalb der Schwarz-Weißen auf. „Es gibt viele Leute, die versucht haben, uns Stöcke zwischen die Beine zu werfen“, erklärte Wiese seinen Rücktritt am Mittwochabend in einer 45-minütigen Rede vor der Mannschaft: „Es gibt Personen, die versuchen, den Verein systematisch kaputt zu machen.“ Namentlich soll Wiese die ehemaligen Vorstandsmitglieder Georg von Wick, Thomas Ebeling, Mandy Hindenburg, Ex-Geschäftsführer Gerrit Kremer sowie Jugendleiter Peter Schäfer genannt haben.
Pikant scheint zudem, dass Wiese wie auch Karbenk bereits am 10. November von ihren Ämtern zurückgetreten sein wollen, darüber aber Stillschweigen vereinbarten. Wie es auch sei, weil der bisherige Vorstand ohnehin nur aus dem Duo und nicht wie satzungsgemäß vorgeschrieben aus drei Personen bestand, sind die „Lackschuhe“ nun führungslos.
„Die Situation ist nicht schön, aber lösbar.“
Damit aber nicht genug, am Mittwoch gaben zudem auch die Aufsichtsräte Ralf Koch und nach 2009 erneut Klaus-Dieter Daun ihre Posten auf. Weil vor einer Woche mit Jochen Schramm bereits der Vorsitzende des Gremiums seinen Hut genommen hat, besteht der Aufsichtsrat aktuell nur noch aus sechs Personen und ist damit gerade so eben beschlussfähig, denn fünf Aufsichtsräte werden zwingend benötigt. Fest steht, dass der Aufsichtsrat nun schnellstens einen Vorstand berufen muss, damit kein Notvorstand vom Amtsgericht bestellt wird.
Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Heinz Hofer ist von der Rücktrittswelle allerdings nicht überrascht worden: „Dass Herr Wiese und Herr Karbenk die Aufgabe nur kurzfristig übernehmen wollten, war klar. Ich kann ihre Entscheidung nicht beeinflussen, muss sie aber akzeptieren.“ Auf die Frage, wie es mit dem führungslosen Verein nun weitergehen soll, meint Hofer relaxt: „Es gibt Schlimmeres.“
Bitte? Schlimmeres, als keine Funktionäre und kein Geld zu haben? Hofer, der seine Rückkehr in die vorderste Front ausschließt, bleibt gelassen: „Wir haben schon so viel hinbekommen, da werden wir auch das schaffen.“ Am Freitagabend kommen die verbliebenen Amtsträger zusammen und beraten, wie es weitergehen soll. „Die Situation ist sicherlich nicht schön, aber lösbar“, versprüht Hofer Zuversicht.
Ob es sich dabei um Zweckoptimismus handelt, weil die Essener vor dem Ruin stehen, oder ob er ein As aus dem Ärmel zaubert, werden die nächsten (Chaos-)Tage zeigen.tr