Beruflich hat es Kevin Großkreutz in die 3. Liga zum KFC Uerdingen verschlagen. Doch auch in seiner Freizeit widmet er sich dem Fußball. Gemeinsam mit Reza Hassani trainiert er seit Oktober 2018 die Landesliga-Mannschaft des VfL Kemminghausen. Am Sonntag kämpfen sie gegen den Abstieg. Im Interview erklären sie, was sie motiviert.
Wie kam die Zusammenarbeit zustande? Reza Hassani: Montag habe ich den Anruf vom Vorstand bekommen. Dienstag habe ich dann mit Kevin telefoniert, da habe ich aus Scherz gesagt: ,Ich habe keinen Co-Trainer, du kannst mir ja helfen.‘ Und er hat dann eiskalt gesagt: ,Ja, mache ich.‘ Ich so: ‚Wirklich?‘ Er so: ‚Ja, ich kriege das hin.‘ Wir haben uns dann getroffen, bei ihm im Haus, sind den kompletten Kader durchgegangen. Wir haben über unsere Philosophien gesprochen, die haben sich gedeckt. Deswegen haben wir gesagt: ,Wir machen das.‘ Und was ich jetzt schon von ihm aufsaugen konnte, das ist phänomenal.
Warum machen Sie das, Herr Großkreutz? Kevin Großkreutz: Das ist mein Verein. Reza ist ein guter Mensch, deswegen wusste ich, dass das passt. Wir verstehen uns gut. Das ist unser Verein.
Werden Sie manchmal blöd angemacht? Kevin Großkreutz: Es sind immer alle fair, manchmal muss ich Fotos machen. Bis jetzt ist nichts Schlimmes vorgefallen.
Wie läuft die Zusammenarbeit? Reza Hassani: Wir telefonieren mehr miteinander als mit unseren Frauen. Ich habe es mir schon gut vorgestellt, aber dass es so perfekt läuft, das hätte ich nicht gedacht. Für mich ist er kein Co-Trainer, ich kann zu ihm aufschauen. Er hatte so besondere Trainer. Bei der Trainingsgestaltung hat er die Ideen, wir machen hier ein ganz besonderes Training. In den ersten 20 Einheiten hat Kevin, glaube ich, immer eine andere Übung gemacht.
Wie klappen die Übungen? Kevin Großkreutz: Manchmal dauert es ein bisschen länger. Aber mittlerweile klappt das gut, wir haben gute Jungs dabei. Es ist natürlich schon langsamer und die Genauigkeit ist anders. Aber wir haben Jungs dabei, die vielleicht noch mal höher spielen können. Wir arbeiten hier gut. Das passt alles.
Was denken Sie über den Amateurfußball? Reza Hassani: Für mich ist das das Maximum. Wenn ich die Möglichkeit habe, irgendwie höher zu kommen, dann würde ich es gerne mit Kevin machen. Wir treffen uns regelmäßig. Seitdem wir da sind, haben sich viele extrem gut weiterentwickelt. Er ist so besessen, wenn wir Passübungen machen, korrigiert er immer wieder. So langsam verinnerlichen das die Jungs. Sie sind auf ein höheres Level gekommen. Wir glauben an den Klassenerhalt
Kevin Großkreutz: Ich kenne viele Leute, viele Kollegen. Hier bin ich wegen Kemminghausen. Aber es ist auch für mich was Neues. Ich kann dazulernen. Das ist auch wichtig für das Leben nach der Karriere.
Ist der Zusammenhalt bei den Amateuren besser? Kevin Großkreutz: Zusammenhalt gibt es auch im Profibereich. Wir haben auch in Dortmund richtig gut zusammengehalten. Da ist kein Unterschied. Auf dem Platz sieht man den Unterschied aber natürlich, aber es wäre ja auch traurig, wenn nicht.
Auch Nuri Sahin hilft bei einem Amateurklub. Kevin Großkreutz: Ich bin so aufgewachsen. Nuri auch, der kennt das auch. Aber viele Profis haben auch Familie, Training, Champions League, da haben sie keine Zeit.
Was machen Sie, wenn der Klassenerhalt nicht klappt? Reza Hassani: Damit haben wir uns noch nicht beschäftigt. Qualitativ haben wir das Zeug, die Klasse zu halten. Es ist schwierig, Kevin nach Niederlagen zu beruhigen. Er braucht dann immer 24 Stunden, aber das zeichnet ihn ja auch aus. Wir müssen gucken, was im Verein passiert. Einige wollen hier auch bleiben wegen Kevin. Wir erreichen die Jungs auch über die menschliche Schiene.
Können Sie sich vorstellen, irgendwann noch mal bei den Amateuren zu spielen? Kevin Großkreutz: Erstmal zocke ich noch zwei Jahre oben. Dann mal schauen.
Wie verhalten sich die Schiedsrichter? Reza Hassani: Das Verhalten der Schiedsrichter gegenüber ihm, das nervt. Wenn er mal was sagt, dann wird das direkt auf die Goldwaage gelegt. Da wird zu sehr polarisiert. Er wird dann schnell hinter die Bande geschickt. Das nervt. Eins will ich noch sagen: Kevin hat nie seine Freunde verloren. Er hat seine Freunde nie vernachlässigt. Er hat nie gesagt: ,Ich bin jetzt der Profi.‘ Deswegen kann man das mit ihm auch machen.
Wer hält die Ansprachen? Kevin Großkreutz: Die hält Reza. Ich führe Einzelgespräche. Das machen wir immer.