21 Jahre ist es jetzt her, dass Ralf Kessen gemeinsam mit seinem Bruder Jörg erstmals das Traineramt beim damaligen Fußball-Verbandsligisten Duisburg 08 ausgeübt hat. Ob die Motivation allmählich nachlasse? Der 56-Jährige nickt: „Ja, schon ein wenig. Aber sobald ich beim Training auf dem Platz stehe, ist sie wieder da.“ Dann schiebt der Coach von Landesligist Duisburger SV 1900 hinterher: „Aber auch die Motivation, zum Training kommen, lässt nach . . .“
Die Kessens sind Urgesteine im Duisburger Fußball
Die Kessens sind Urgesteine im Duisburger Fußball. Der eine ist Trainer, der andere Sportlicher Leiter beim DSV. „Früher konntest Du einem jungen Spieler mal noch in den Hintern treten. Heute ist das eine andere Generation“, formuliert Jörg Kessen einen der spürbaren Unterschiede plastisch. Ein anderer ist aber auch die Gelassenheit, die bei aller Verantwortung inzwischen Einzug gehalten hat. „Vor 20 Jahren wäre ich an die Decke gegangen, wenn ein Spieler unmittelbar vor dem ersten Spieltag in Urlaub gefahren wäre“, sagt Ralf Kessen. Jetzt ist es eben bisweilen nicht anders möglich – wie im Fall von Stammkraft Paul Ihnacho, der damit am Samstag beim Auftaktderby gegen den Lokalrivalen Viktoria Buchholz (16 Uhr, Düsseldorfer Straße) fehlen wird.
Andere Handicaps wie langwierige Verletzungen von Leistungsträgern waren auch schon Ende der 1990er-Jahre schwer zu kompensieren. Als einen solchen hatten die Wanheimerorter den vom VfL Repelen gekommenen Tobias Meier eingeplant, der auf der rechten defensiven Außenbahn den Platz von Tobias Schiek einnehmen sollte. Meier kam auf Krücken zum Mannschaftsfototermin und wird das DSV-Trikot ansonsten vorerst nicht überstreifen: Ein Fußbruch setzt ihn für die kommenden Wochen außer Gefecht. Innenverteidiger Ibrahim Er fehlt nach seinem Kreuzbandriss noch bis Dezember.
Früher konntest Du einem jungen Spieler mal noch in den Hintern treten. Heute ist das eine andere Generation.
Jörg Kessen (Duisburger SV)
Da solche Unwägbarkeiten schwer planbar sind, gehen die Kessens nicht davon aus, dass die in den vergangenen Spielzeiten vermisste Konstanz nun zwingend Einzug halten wird. Vor zwei Jahren baute der DSV nach starker Hinrunde ab, in der vergangenen Saison war es umgekehrt. Letztlich wird es auch diesmal darum gehen, immer einen beruhigenden Abstand zur Abstiegszone zu bewahren; höhere Ziele werden nicht realistisch sein. „Es gibt sieben, acht Mannschaften, von denen keiner weiß, welche von ihnen am Ende aufsteigen wird“, sagt Ralf Kessen und zählt sein eigenes Team nicht dazu.
Ziel ist es wie schon in der Vergangenheit, junge Spieler an höhere Aufgaben heranzuführen. „Wir freuen uns doch letztlich über jeden, der es von uns nach oben schafft“, erklärt Ralf Kessen und verweist als Beispiel auf Justin Bock, der sich bei Oberligist VfB Homberg als Stammspieler durchgesetzt hat. Im ohnehin vom Altersschnitt her sehr jungen Kader sind mit Can Yilmaz (SSVg Velbert U 19), Yannik Schmitz (SV Sonsbeck U 19) und dem aus der eigenen Reserve aufgerückten Bünyamin Dinler sind drei Akteure der Jahrgänge 1997 und 1998 neu dabei.
Die sind übrigens allesamt noch älter als der neue Co-Trainer. Damian Opdenhövel (18) war noch nicht einmal geboren, als Ralf Kessen sein erstes Training leitete. „Er bringt viele neue Ideen rein“, lobt der Chefcoach. Und das hält auch nach 21 Jahren die Motivation noch ein bisschen mehr hoch.